CH.FILM

Mürners Universum Schweiz 2010 – 93min.

Filmkritik

Wenn UFO-Träume (fast) wahr werden

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Erwin Mürner bewegt sich zwischen Realität und skurriler Vision. Er ist Filmemacher, Ufologe, Fantast und Träumer zugleich. Jonas Meier hat den wunderlichen Rentner aus Winterthur mit der Kamera begleitet.

Müll oder Schutzwall? Ist Erwin Müller ein Messie, der sich hinter seinen angehäuften Zeitungen, Zeitschriften, Broschüren und anderen Druckerzeugnissen verschanzt? Nicht einmal Ehefrau Sonja kann die "Philosophie" ihres Mannes nachvollziehen und scheint machtlos gegenüber seiner Sammelobsession. Er glaubt, in diesen Papierbergen ein Wissen zu horten, aus dem er Kraft und Phantasie schöpft.

Dem profanen Alltag stellt Mürner sein eigenes Universum gegenüber, und das wird von Ausserirdischen massgeblich geprägt. Beharrlich und unerschütterlich hängt er seinen UFO-Träumen nach. Er geht sogar soweit, die Landung eines Ufos auf der grünen Wiese am Pfäffikersee zu inszenieren - mithilfe williger Rentner, die die erstaunten Zeugen der UFO-Ankunft mimen. Für sich selber hat Mürner mit ehelicher Hilfe ein silbriges Kostüm zusammengeschustert, um einen Ausserirdischen darzustellen.

Das mutet auf den ersten Blick lächerlich und skurril an. Mürners spinnerte Obsessionen scheinen in unserer rational-elektronischen Faktenwelt keinen Platz zu haben. Doch der Ufologe schafft sich hartnäckig und trotz aller Skepsis, der er begegnet, diese Freiräume, selbst wenn er augenscheinlich seine Wohnungen mit "Wissen" zumüllt. Mürner bleibt sich treu, bis er das Internet entdeckt. Dann ist er sogar bereit, auch praktisch Freiraum zu schaffen, indem er das gesammelte gedruckte Wissen entsorgt.

Vision, Witz und Wirklichkeit? Jonas Meier, der sich bisher durch Kurzfilme hervorgetan hat, begleitet den Rentner, lässt ihn bei der Selbstdarstellung und Inszenierung seines eigenen UFO-Filmchens gewähren. Mürner geht dabei mit einer Ernsthaftigkeit und Obsession zu Werk, die irgendwie imponiert, obwohl er sich gleichzeitig der Lächerlichkeit preisgibt. Meier enthält sich eines Kommentars, lässt seine Bilder und die seines Protagonisten für sich sprechen. Entstanden ist ein wunderliches Werk zwischen Fiktion, Fantasie und Alltag - das komisch, kauzig, kurzweilig ist und hart an der Grenze zur Karikatur. Ein Senior hebt ab und landet letztlich im World Wide Web? Auch das nimmt Ehefrau Sonja mit ihrem stoischem Gleichmut zur Kenntnis. Und wir freuen uns mit ihr über den Träumer, der eine neue Welt entdeckt. Mürners Universum ist ein niedlich-naiver Exkurs über Marotten, Macken und kleine männliche Fluchten.

16.03.2011

2

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Kommentare

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smallsoldier

vor 13 Jahren

Leider wird der Hauptprotagonist zu sehr der Lächerlichkeit preisgegeben, was dem Ganzen etwas schadet - andererseits ist aber genau das der Punkt, welcher den Film unterhaltsam macht...
Etwas mehr Background hätte dem Ganzen gut getan. Z. B. erfährt man nicht, welches die Beweggründe Mürners sind, sich so intensiv mit dem Thema Ausserirdische zu befassen oder wie es überhaupt dazu kam und was der Auslöser dafür war.
Ebenfalls fehlen etwas weitere Meinungen aus Mürners Bekannten- und Verwandtenkreis. Einzig seine Frau kommt zu einigen wenigen Äusserungen. Wäre sicher auch interessant gewesen zu erfahren, was andere aus Mürners Umfeld darüber denken.
Fazit: Für einen Dok leidlich unterhaltsam, Informationsgehalt aber eher unterdurchschnittlich...Mehr anzeigen


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