Exit Through the Gift Shop Grossbritannien, USA 2010 – 86min.

Filmkritik

Von der Strasse ins Museum

Andres Hutter
Filmkritik: Andres Hutter

Die britische Graffitti-Ikone Banksy ist der wohl bekannteste Unbekannte der "Street Art". Mit seinem Dokumentarfilm liefert Banksy ein Portrait dieser spannenden Kunstbewegung und deren Protagonisten, vor allem aber eine Satire auf den Kunstbetrieb. Denn Banksy erfindet für seinen Film mal eben den neuen Star der Szene.

Mit Exit Through the Gift Shop hat der englische Graffitti-Künstler Banksy erstmals einen Film gedreht. Banksy ist die Ikone der "Street Art"-Bewegung, seine Arbeiten werden zu enormen Preisen versteigert und in renommierten Museen ausgestellt. Doch wer glaubt, in dem Film mehr über den Künstler zu erfahren, dessen wahre Identität bis heute geheim ist, der hat sich selbstverständlich geirrt: Banksys Gesicht ist nie zu sehen und auch seine Stimme wird nur verzerrt wiedergegeben. Im Vordergrund stehen die Bemühungen des Filmemachers Thierry Guetta, einen Dokumentarfilm über Banksy und die gesamte Street-Art-Szene zu drehen.

"Street Art" geniesst als Bewegung zwischen Graffitti und Kunst derzeit viel Beachtung. Und obwohl die Vetrteter der Szene mittlerweile Einzug in den regulären Kunstbetrieb gefunden haben, betreiben sie ihre Kunst stets am Rande der Legalität. Der Überblick über diese vielseitige und spannende Szene, der das erste Drittel von "Exit Through the Gift Shop" ausmacht, ist eine interessante Angelegenheit, vor allem weil Guetta die grössten Stars der "Street Art" bei ihren nächtlichen Streifzügen begleitet. Zudem sind diese Sequenzen spannend montiert und mit einem Soundtrack von Portishead-Musiker Geoff Barrow unterlegt.

Nach diesem Einstieg verlagert sich jedoch der Fokus des Films. Zunehmend rückt Guetta selbst ins Zentrum, der ein äusserst eigenwilliger Zeitgenosse zu sein scheint. Richtig spannend wird es erst wieder, als Guetta beschliesst, selbst Künstler zu werden und eine gigantische Ausstellung plant. Von hier an ist der Film vor allem eine Satire auf den Kunstbetrieb.

Die zwiespältige Beziehung zu den Institutionen der Kunst zieht sich als roter Faden durch das ganze Werk von Banksy - wenn er beispielswiese ironisch veränderte Ölgemälde in grosse Museen schmuggelt und dort selbst aufhängt: Banksy narrt mit Vorliebe selbsternannte Kunstkenner. Auch Guetta selbst könnte eine von Banksy erschaffene Kunstfigur sein, mit der er in kürzester Zeit einen Star aus dem Boden stampft, der ohne eine einzige originelle Idee tausende Zuschauer anlockt, bei Auktionen ordentlich abräumt und für Madonna ein CD-Cover gestalten darf.

So ist Banksys Film gelungen, auch wenn die Ausführungen des Wirrkopfs Guetta stellenweise etwas gar langfädig sind. Als kurzes Portrait einer aufregenden Kunst-Bewegung und als raffinierte Satire ist Banksy aber ein äusserst unterhaltsames Werk geglückt, das den Zuschauer immer etwas im Unklaren lässt, was denn bei diesem "Dokumentarfilm" nun wirklich echt und was erfunden ist.

18.02.2024

4

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Kommentare

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THISS.CH

vor 12 Jahren

Netter Film von einem der glücklichen die mehr Glück als verstand haben:)
Also das typisch untypische Künstlerleben.
Nett anzusehen


HansLast

vor 13 Jahren

So schön, dass es noch solche mutigen Künstler wie Thierry gibt! Das passt mir grad in den Adventskram.


webtv

vor 13 Jahren

klug und witzig, wie banksys werke eben sind.


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