Ein Mann von Welt Norwegen 2010 – 103min.

Filmkritik

Winterreise

Kyra Scheurer
Filmkritik: Kyra Scheurer

Ein alternder Ex-Killer wird nach zwölf Jahren aus dem Gefängnis entlassen: schwarze Komödie aus Skandinavien nach dem Vorbild der Coen-Brüder.

Zunächst hat Ulrik (Stellan Skarsgård) - ein blasser, lakonischer Klotz - einen ganzen Berg Probleme: Als er aus dem Knast kommt, wartet natürlich keiner auf ihn; und nicht nur die Tatsache, dass er überall raucht macht deutlich, wie fremd er der Welt und die Welt ihm geworden ist. Und weil er so gar nicht weiss wohin, landet er wieder bei Jensen, dessen "Erlediger" er mal war und der einen nicht unwesentlichen Anteil daran hatte, dass der eher pazifistisch veranlagte Ulrik seinerzeit den Liebhaber seiner Frau erschossen hat.

Mittlerweile macht Jensen selbst nicht die beste Figur: künstlicher Darmausgang, lädierter Mercedes und jede Menge offene Rechnungen. Aber weil Jensen weiss, dass Ulrik nicht gut nein sagen kann, spannt er ihn wieder ein. Er soll Kenny beseitigen, der ihn damals verpfiffen hat. Und obwohl es für Ulrik dank neuem Job in einer Autowerkstatt und zarten Kontaktversuchen zu seinem inzwischen erwachsenen Sohn eigentlich gar nicht so schlecht läuft, tut er bald schon wieder die Dinge, die er eigentlich nicht will: Von irren Lappen Waffen kaufen, dem gewalttätigen Ehemann seiner spröden aber reizvollen Arbeitskollegin die Arme brechen, sich vor seiner schwangerer Schwiegertochter als Onkel seines Sohnes ausgeben, einen neuen Mord planen und - vor allem - gegen seinen Willen mit Frauen schlafen.

Es sind die unromantischsten und komischsten Sexszenen, die man seit langem auf der Leinwand zu sehen bekam, und dementsprechend werden diese Momente des Films besonders im Gedächtnis bleiben - ob man will oder nicht. Seinen eigentlichen Charme aber verdankt "En ganske snill mann" dem Stoizismus, mit dem Ulrik sein Unglück erträgt und der Doppelbödigkeit im Spiel von Stellan Skarsgård. Der schwedische Ausnahmedarsteller - vielen aus amerikanischen Blockbustern wie "Fluch der Karibik 2", "Mamma Mia" oder "Illuminati" bekannt - bildet hier mit dem dänischen Drehbuchautor Kim Fupz Aakeson und nicht zuletzt dem norwegischen Regisseur Hans Petter Moland ein fulminantes Dreigestirn skandinavischen Talents.

Und auch wenn die hier leider unerreichte finnische Regielegende Aki Kaurismäki ebenso sichtbar Pate stand wie die Coen-Brüder - mit diesem "sanften Mann von Welt" ist etwas ganz Eigenes gelungen.

18.02.2024

4

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Kommentare

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Barbarum

vor 8 Jahren

Hier haben wir eine Story und erkennbare Figurenentwicklung, somit hat mir "En ganske snill mann" besser gefallen als der Nachfolger "Kraftidioten".


tuvock

vor 12 Jahren

So unbekannte Filme, über Männer dieser Welt, der Film heißt ja " Ein Mann von Welt" sind meistens so Arthouse Filme, Also Filme die ruhig sind, wo gute Schauspieler mitspielen, und die meistens langweilig sind. Filme über Frauen dieser Welt, Also über Lebensgeschichten von berühmten Frauen, sind meistens spannender, weil Frauen viel schlimmere Dinge erleben als Männer, was wirklich schade ist.

Da war so 'ne Szene im Film wo Ulrik der Hauptdarsteller mit so einer alten Lady Sex hat, sie unten, er oben, so richtig natürlich, Frau mit Schamhaare wie der Schwarzwald, ein Bett dass aussieht wie in einem Obdachlosenhaus, sie reitet um schreit wie 'ne Kuh im Schlachthof, er liegt beteiligungslos oben, ja so richtig wie es in Millionen Haushalten ist wenn man mit seiner Freundin zusammen ist, oder mit seine Frau, noch ärger, wenn alles dann schon Routine wird. Die Szene erwähne ich deswegen weil sie so richtig glaubhaft, unhollywoodmässig ist, so richtig einfach ist, wie der ganze Film.

Dieser ist wiederum nicht gerade sehr spektakulär, aber gut gespielt. Dass liegt Vielleicht an Stellan Skarsgård, der ist ja ein Mann wie ein Baum. Der norwegische Film aus 2010, der 4 Filme vor " Thor" ins Kino eigentlich kommen sollte, aber heuer kam, in dem Film spielt der 1951 in Göteborg geborene Schauspieler der 1, 91 Meter groß ist, einen Ex Knacki. Stellan hat in echt 2 Frauen, 7 Kinder, seine Ex Frau ist Ärztin. Sein bester Freund ist Peter Stormare, auch ein Schauspieler, von Natur aus ist Stellan so ein richtiger Naturbursche und er spielt oft in Thriller Filmen mit.

Tja, ich glaube ich werde mal mit der Handlung vom Film beginnen. Also da spielt ja ULRIK, ein richtiger Bär, lange Haare, zu einem Zopf gebunden, Lederjacke, sehr authentisch, 60 Jahre alt. Er ist ein ruhiger Kerl, er redet wenig, er ist ein angenehmer Zeitgenosse und wer ihn reizt braucht auch keine Angst zu haben weil er kein Aggressiver Mensch ist der durchdreht, so eine Art Passiver ruhiger Kerl.

Sein Boss ist JENSEN, ein Gangster leider. Und für den ist er in den Knast damals gegangen. Na Ja, hätte er ihn verraten wäre es nicht so gut für ULRIK gewesen. Doch ULRIK ist endlich aus dem Knast nach 12 Jahren draußen und wer meldet sich? JENSEN natürlich, der will noch einen kleinen Wunsch von ULRIK, der soll doch so nett sein und einen Typen umbringen. Dann lässt JENSEN ihn in Ruhe. Und zwar der Typ, der damals den Banküberfall von ULRIK und JENSEN verraten hat.

ULRIK überlegt sich das Ganze und sagt zu, und nebenbei möchte er noch endlich ein normaler Mensch werden der nicht in Angst lebt, der ruhig bleibt, der nicht an den Knast denken muss und der einen neuen Weg einschlagen will, aber erst nach dem Mord. Er nimmt sich ein kleines Zimmer bei der Schwester von JENSEN, die ein bisschen bissig ist, aber das stört ihn nicht, denn sie kocht für ihn, und als Dank will sie Sex von ihm. Ein Gefallen den er nicht unbedingt erfüllen will aber es stört ihn nicht. KAREN MARGARETE ist so die richtige Proletenfrau, aber sie ist nett.

In der Zwischenzeit findet ULRIK einen Job in einer Autowerkstatt, aber nur unter der Bedingung wenn er keinen Sex mit irgendeiner Frau dort hat. Aber dass ist gar nicht so einfach, denn MARETE die Tochter vom Boss der Autowerkstatt findet ihn irgendwie schnuckelig. So stark wie er ist, so ruhig, so väterlich. So erfahren. Blöd ist nur dass sie sich in ihn verliebt.

Und zu allem Überfluss kommt noch die Ex Frau von ULRIK zu ihm, denn sie hat sich ja scheiden lassen als er im Knast war, doch ist sie jetzt irgendwie zu der Einsicht gekommen dass sie einen Fehler gemacht hat und verliebt sich erneut in ihn. Und das führt zu dem Schluss dass er auch Sex mit der Ex hat. Tja, wäre gar nicht so übel, nur hat er jetzt 3 Frauen die voneinander nichts wissen sollten.

Zu allem Überfluss platzt noch JENSEN in sein Leben, der will endlich nen Toten sehen. Und da muss sich ULRIK entscheiden und das ist nicht so einfach denn er kommt immer mehr zu dem Schluss dass er eigentlich seine Ruhe haben möchte. Ich schätze am liebsten wäre ihm dass er in einem Wald Leben würde, wo er nichts hat außer Natur.

Der Regisseur Hans Petter Moland hat sich für den Film entschieden weil er eben Norweger ist, weil dort oben in Norwegen Filme gemacht werden die eben ruhig sind, die eben Charaktere liefern wie man sie in Hollywood nicht sieht, so richtig ohne Kitsch, ohne Pomp, ohne viel Action, hauptsächlich mit einer Prise Schauspielkunst.

Anfangs denkt man sich, he was ist dass für ein Käse, ein langweiliger Film, aber im Laufe der Handlung wird klar, dass hier eigentlich ein künstlerisches Projekt vorliegt. Ulrik spielt seine Rolle sehr gut, Also Stellan als Ulrik, er ist meiner Meinung nach sehr authentisch. Man merkt, hier ist einer der aus dem Knast kommt und eine Ruhe haben möchte. Keiner der am Racheweg ist, keiner der am Kriegspfad ist, der 'ne Pumpgun mit Laserzielfernrohr hat, mein einfach ein Mensch der seine Ruhe haben möchte.

Ich weiß zwar nicht wo der Film eine Komödie war, ja er hat nette Szenen aber von Komödie wie man hörte und las ist da nichts zu sehen. Der Film ist übrigens der 3. Film mit dem gleichen Regisseur. Was den Film meiner Meinung nach - und ich sage dass nicht um den Film schlecht zu machen - fehlt ist einfach dass lustige Drehbuch dass der Autor Kim Fupz Aakeson meiner Meinung nach eher zu bierernst und ruhig geschrieben hat.

Wer meiner Meinung nach im Film sehr gut wegkommt ist die Schauspielerin Jorunn Kjellsby, die dass Sexhäßchen spielt, die Vermieterin, die ist hässlich, sie ist einfach, sie ist alt, so 'ne richtige Norwegerin halt. Einsame Gegend, einsame Frauen, und ein Land wo es keine Parfümerien oder H & M Häuser gibt. Ja Norwegen ist halt so richtig öde, trist, nass, kalt, verschneit und ein Land voller ruhiger Männer die irgendwie wohl einen komischen Humor haben. Ich habe ihn nicht enMehr anzeigen


davidkoch

vor 12 Jahren

Eine bitterböse skandinavische Tragikomödie mit einem grossartig lakonischen Hauptdarsteller.


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