Drei Deutschland 2010 – 119min.

Filmkritik

Keiner zuviel

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Drei kluge Menschen, viele Dialoge und die Kulisse Berlins: Viel mehr braucht Tom Tykwer für seine Rückkehr in die deutsche Heimat nach internationalen Großproduktionen wie Das Parfum oder The International nicht.

Im Zentrum von Drei stehen zunächst die Fernsehjournalistin Hanna (Sophie Rois) und der Kunsttechniker Simon (Sebastian Schipper). Die beiden Wahl-Berliner sind seit 20 Jahren ein Paar, kinderlos und unverheiratet, aber trotz jeder Menge Routine durchaus noch glücklich und gut funktionierend. Natürlich bleiben Streits, Missverständnisse und auch größere Sorgen wie Simons Hiobsbotschaft vom Urologen oder der Tod seiner Mutter nicht aus. Alles in allem jedoch gehören die Beiden zusammen.

Dennoch erliegen sie der Versuchung des Neuen - und zwar mit dem gleichen Mann. Hanna lernt Adam (Devid Striesow) auf beruflichen Wegen kennen, steht dem Stammzellenforscher zunächst im Ethikrat gegenüber, trifft ihn dann zufällig im Theater wieder und später auch beim Fußball im Park. Simon, der bislang keine homosexuellen Erfahrungen hatte, macht im Schwimmbad seine Bekanntschaft und kommt ihm in der Umkleidekabine unverhofft nahe. Heimlich, aber mit Leidenschaft beginnen beide eine Affäre mit Adam. Doch natürlich bleibt es nicht aus, dass irgendwann die Wahrheit ans Licht kommt.

Es gibt in Drei Sex in verschiedenen Geschlechter-Kombinationen und sogar ein bisschen (Film-)Sperma zu sehen, doch statt um einen Skandal geht es Tykwer, der zuletzt mit internationalen Großproduktionen ein wenig ins Straucheln gekommen war, um einen ebenso genauen wie facettenreichen Blick auf das komplizierte Verhalten geschlechtsreifer Großstädter. Dabei legt er seine Dreiecksgeschichte als Komödie mit ernsten Untertönen und bei allem Realismus dezent utopische Versuchsanordnung an: manchmal etwas albern, manchmal ein bisschen verkopft, aber allzeit sehr gegenwärtig, locker und mit viel Raum für Grautöne statt Schwarz-Weiß-Malerei.

Mitunter droht dem Film eine Überfrachtung durch zu viele, kurz angerissene Gesellschaftsdebatten zu Genforschung, Schleier und ähnlichen Themen. Doch die starke Leistung von Kamera und Schnitt sowie sein Darsteller-Trio federn solche Tendenzen locker ab. Schipper, als Regisseur zuletzt für Mitte Ende August verantwortlich, ist vor der Kamera ähnlich überzeugend wie dahinter, Striesow so überraschend und sympathisch wie lange nicht. Aber es sind die stets umwerfende Sophie Rois und die hoffnungsvoll-gelassene, ganz selbstverständlich Hetero/Homo-Klischees herunterspielende Erzählhaltung, die Drei zu einem echten Ereignis machen.

15.11.2012

4

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Kommentare

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Patrick

vor 11 Jahren

Mutig inszeniert und grossartig gespielt sowie ist es vergnüglich der 3 Ecks Geschichte bei zu wohnen. Drei hat auch ein Hauch von Drama und eine Portion Erotic oben drauf. Ich habe Tom Tykwer(Cloud Atlas) am Zürich Film Festival gesehen und durfte ihm eine Frage stellen und zwar: Was sein Urknall war das er Filmemacher wurde? seine Antwort war das er durch die alte Version von King Kong wusste das Filme machen sein Traum ist, und es später wurde sein Traum auch war.Mehr anzeigen


anabah

vor 12 Jahren

Ich bin ein grosser Fan von deutschen Filmen, auch weil sie das "normale" Leben hierzulande meistens ziemlich real wiedergeben. Der Film "Drei" hat mich einserseits überrascht mit witzigen Einfällen und Kameraeinstellungen, doch auch etwas verwirrt zurückgelassen. Die Thematik ist zwar sehr spannend und 1: 1 aus dem Leben gegriffen, doch manche Szene ist recht weit hergeholt. Ich empfehle den Film trotzdem weiter.Mehr anzeigen


Anneli78

vor 13 Jahren

War mir persönlich (und ich bin eigentlich nicht prüde) etwas zu viel Sex dabei... Ausserdem hat mir die Hauptdarstellerin überhaupt nicht gefallen! Tom Tykwer hat schon besseres gemacht.


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