CH.FILM

Der Choreograph Heinz Spoerli - Der Tanzmacher Schweiz 2010 – 75min.

Filmkritik

Entzauberung

Filmkritik: Eduard Ulrich

Welcher Teufel ritt Werner Zeindler, ein Film-Portrait des Schweizer Choreografen Heinz Spoerli zu drehen? Er ramponiert damit unnötig eine Institution, dass es einem die Lust am Zürcher Ballett vergällen könnte.

Das klassische und moderne Ballett ist wie Oper und Konzerte mit europäischer Kunstmusik ein extrem teures Nischenprodukt. Der viele Jahre in Zürich wirkende und Mitte 2012 abtretende 70jährige Ballett-Chef Heinz Spoerli hat es in dieser Nische der europäischen Hochkultur zu Ansehen und Preisen gebracht, die breite Öffentlichkeit hat das aber weder zur Kenntnis genommen noch durch massenhaften Ballettbesuch honoriert. Daran wird auch dieser Film nichts ändern - das Risiko besteht vielmehr, dass der Schuss nach hinten losgeht, denn das Licht, in welches er Spoerli rückt, ist bestenfalls das ambivalente Zwielicht. Spoerli ist unbestreitbar ein Fachmann, der die Formensprache des klassischen Balletts beherrscht; er kann der Musik von Bach beispielsweise, die er so gern verwendet, folgen und er hat Ideen wie sich seine TänzerInnen dazu bewegen sollen.

Problematisch wird es, und da beschönigt der Film nichts, wenn Spoerli etwas sagen soll, denn er bezeichnet sich selber als kein Mann der Sprache und steht mit der deutschen Grammatik auf Kriegsfuß. Unfreiwillig komisch wird es, wenn der überfüllige Spoerli eine unverständliche Erklärung mit einer praktischen Demonstration verdeutlichen will. Peinlich wird es, wenn er starallürenhaft abrupt die Szene verlässt und dies als Methode begründet wird, der Inspiration Raum zu geben. Warum hält sich Zeindler nicht an die Goldene Regel, einen Künstler durch sein Werk sprechen zu lassen? Da wäre einiges zu zeigen gewesen.

Stattdessen erlauben die wenigen, relativ kurzen Ausschnitte aus Spoerlis Choreografien keinen Rückschluss auf Qualität und persönlichen Stil. Wenigstens eine Erklärung etwa der tanztechnischen Erfindungen Spoerlis wär angebracht gewesen: Womit hat er die Ballettkunst vorangebracht, was bleibt von und nach ihm? Dass einige der von ihm ausgebildeteten TänzerInnen internationale Karriere machen, ist ein dürftiger künstlerischer Saldo. Viel Zeit wird dagegen der Probenarbeit gewidmet, ohne dass man erführe, wie die TänzerInnen die Arbeit mit ihm empfinden. Auch um das Thema Homosexualität foutiert sich Zeindler. Die modulationslos gesprochenen Kommentare erinnern ans Schulfernsehen, der Ertrag seines Filmes ist so mager wie die Mitglieder seiner Truppe.

20.09.2010

2

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