Der Albaner Albanien, Deutschland 2010 – 104min.

Filmkritik

Hochzeitsreise der Hoffnung

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Johannes Naber, von Haus aus Dokumentarfilmer, erzählt nüchtern vom Schicksal eines jungen Albaners, der das ärmste Land Euopas verlässt, um in Deutschland das Geld aufzutreiben, das er für seine Hochzeit benötigt.

Arben liebt Etleva, die von ihm schwanger ist. Doch um sie heiraten zu können, muss er ein Brautgeld von 10'000 Euro bezahlen - eine Summe, die er in Albanien niemals verdienen könnte. Deshalb zieht es Arben nach Deutschland. Doch er muss rasch erkennen, dass hier niemand auf ihn gewartet hat. Um überhaupt eine Chance zu haben, das benötigte Geld aufzutreiben, schlittert Arben ins kriminelle Milieu. Er wird ein Schlepper.

Der Albaner greift das Klischee des ausländischen Verbrechers auf. Aber in seinem Bemühen um Authentizität zeigt der Film auch, dass der Weg in die Kriminalität im Grunde oftmals nur der letzte Ausweg ist. Wer keine Chance mehr hat, wem keine Wahl bleibt, der tut, was er als notwendig erachtet, um zu überleben. So ergeht es auch Arben, der von dem Newcomer Nik Xhelilaj auf berührende Art und Weise gespielt wird. Dass der albanische Schauspieler selbst nur ein paar Brocken Deutsch spricht, nutzt der Film zu seinem Vorteil. Es macht ihn glaubwürdiger.

Naber versteht es, die Konventionen des Erzählkinos zu nutzen. Er lässt den Dokumentarfilm, nicht jedoch das Dokumentarische hinter sich. In seinen besten Momenten tut der Der Albaner weh, weil er dorthin geht, wo es unangenehm wird. Er fordert das Publikum auf, die Augen zu öffnen und ein Segment der deutschen Gesellschaft wahrzunehmen, der in der Regel einfach ignoriert wird.

Der Film ist auch deshalb so eindringlich, weil Arben zu Beginn ein durch und durch guter Mensch ist. Er ein Filmheld klassischen Schlags, jemand, den es im wahren Leben so eigentlich gar nicht gibt. Er ist aber auch ein Mensch, der innerhalb weniger Monate einen Wandel vollzieht, der erkennt, dass man nicht mit Güte und Nettigkeit, wohl aber mit Brutalität ans Ziel kommen kann. Am Ende ist er ein anderer geworden. Arbens Gesicht ist dasselbe, doch seine Miene strahlt nun eine grimmige Härte aus, die nur zu gut verdeutlicht: Er mag sein Ziel erreicht haben, aber der Preis dafür war zu hoch.

18.02.2024

4

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