CH.FILM

Bon Appétit Deutschland, Spanien, Schweiz 2010 – 90min.

Filmkritik

Halbgares aus einem Zürcher Nobelrestaurant

Filmkritik: Eduard Ulrich

Wenn die Hauptfiguren plötzlich und unvermeidlich, aber dramaturgisch wenig motiviert ins Ausland reisen müssen, liegt der Verdacht nahe: internationale Koproduktion! Und tatsächlich, hier spannten Bayern, Basken und Schweizer zusammen. Zum Glück liegt Zürich dazwischen. Dort spielt sich das sanfte Liebesdrama mit Nora Tschirner und Unax Ugalde hauptsächlich ab.

Der Anfang des Films ist ein Versprechen, das von Zürich Tourismus und den Verkehrsbetrieben abgegeben sein könnte. Da flitzen die Straßenbahnen durch die Stadt und an der Limmat entlang, dass es eine Freude ist. Die wird aber rasch getrübt, was nicht allein an der Geschichte liegt: Daniel (Unax Ugalde) wechselt von Bilbao nach Zürich, um bei Meisterkoch Thomas Wäckerle (Herbert Knaup) die höheren Weihen zu empfangen. Seine Freundin Eva blieb daheim, weil unklar war, ob er in Zürich Fuß fassen könne (Arbeits- und Aufenthaltsgesetze?). Sie will aber möglichst bald nachkommen, was ihm nicht behagt.

Am nächsten Tag hat er schon eine schicke Bleibe in der Altstadt. Die Wohnungsknappheit lernt er so natürlich nicht kennen, dafür aber die Sommelière Hanna (Nora Tschirner) und Kochkollege Hugo. Bald ist er mit ihnen befreundet, aber Eva lässt ihm keine Ruhe, und Hanna scheint ein Auge auf ihn geworfen zu haben, was seine Unruhe noch steigert. Die Zutaten wären also parat, um ein feines Beziehungsmenü anzurichten, aber es brennt unnötigerweise einiges an.

Wenn Daniels Heimweg im Zickzackkurs verläuft, kann man die niedlich beleuchtete Altstadt ausgiebig betrachten und auf den Gedanken kommen, Zürich Tourismus habe am Drehbuch mitgeschrieben. Wenigstens wird uns nicht wie in Wall Street 2 eine deutsche Kleinstadt als Zürich verkauft. Die hektischen Szenen in der Restaurantküche sind mit einer seichten Klangsauce übergossen, die die visuelle Wirkung konterkariert.

Herbert Knaup spielt den Meisterkoch mit einer Wurstigkeit, dass man sich fragt, wer das Vorbild gewesen sein könnte. Moderne Kommunikationsmittel wie elektronische Post scheinen noch nicht erfunden zu sein, stattdessen wird der Autoschlüssel zum Symbol dafür aufgetischt. Es fehlte dem spanischen Regisseur bei seinem schwerverdaulichen Erstling vielleicht eine kompetente Beratung, denn für einen guten Film gibt's viele Rezepte - im Gegensatz zum behaupteten Fehlen eines Rezepts für die Liebe. Immerhin serviert er eine originelle Gebärstellung und konsequent durchgehaltene asymmetrische Beziehungen, die er zu einem versöhnlichen Dessert zusammenrührt.

18.02.2024

2

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Kommentare

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anabah

vor 11 Jahren

Das Beste am Film ist Nora Tschirner. Bin ein Fan von ihr. Die restlichen Schauspieler sind langweilig, ebenso der Film. Ich bin etwas enttäuscht, hätte mehr erwartet.


Urs23

vor 12 Jahren

Nichts besonderes, ausser dass der Film die meiste Zeit in Zürich spielt.


ebre

vor 12 Jahren

Eher unterdurchschnittlicher Liebesfilm.


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