Au revoir Taipeh Taiwan, USA 2010 – 85min.

Filmkritik

Verlorene Puzzleteile

Filmkritik: Eduard Ulrich

Arvin Chen gewann mit seinem ersten Spielfilm den Preis für den besten asiatischen Film an der Berlinale 2010. Sogar Wim Wenders half mit, dennoch ist seine abstruse Komödie mehr ein Puzzle als ein fertiges Werk.

Die Geschichte wäre schnell erzählt, wenn sie denn der Rede wert wäre. Chen geht es offenbar um etwas ganz anderes: um Stimmungen. So ist die eigentliche Hauptperson die Stadt Taipeh mit ihren Plätzen, Märkten und Menschenmassen.

Kai ist um die 20, und seine Freundin ist nach Paris abgehauen. Eigentlich wollten sie zusammen hin, dann wollte sie alleine weg, und genug Geld hatte er ohnehin nicht. Er hilft seinen Eltern, die ein kleines Lokal in einem traditionellen Viertel Taipehs betreiben. In seiner Freizeit lernt er Französisch, indem er immer das selbe Buch in einem Buchladen studiert. Kaufen will er es nicht, denn das kostet Geld, das er nicht hat. Ein ca. 60jähriger "Onkel" seines Familien-Clans, der auch als Pate bei der Mafia eine gute Figur machen würde, will sich nach einem letzten Coup mit seiner jungen Geliebten zur Ruhe setzen. Er braucht einen Nachfolger, der sein Immobiliengeschäft übernimmt. Ein vierköpfiger Trupp verkasperter Kleinkrimineller und zwei Kriminalpolizisten ergänzen das Personal, das sich in mehreren einander kreuzenden Handlungssträngen immer wieder über den Weg läuft.

Ein paar witzige Einfälle wie beispielsweise eine Beziehung, die im Zeitraffer entsteht und einer jungen Dame die Chance einräumt, immer wieder ihre Geistesgegenwart zu beweisen, und die skurrile Aufmachung der jungen Gaunerbande liefern zuwenig Stoff, um zu fesseln. Gemäss Dürrenmatt ist eine Geschichte erst dann ausgereizt, wenn sie die schlimmstmögliche Wendung genommen hat. Man muss dem Autorenfilmer, der selbst in den Vereinigten Staaten aufgewachsen ist und erst nach seinem Studienabschluss in die Heimat seiner Eltern, Taiwan, übersiedelte, nicht unterstellen, dass er diese Maxime kannte, aber er scheint sich nach einer analogen zu richten, gemäss der die dümmstmögliche Wendung genommen werden muss.

Trotz aller Verspieltheit entsteht so der Eindruck einer (nicht immer gewollten) Unbeholfenheit. Welch krasser Kontrast zu den Filmen des 2007 verstorbenen Edward Yang ("Yi yi"), der eine Zeit lang sein Lehrmeister war.

15.11.2010

2

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