Amador und Marcelas Rosen Spanien 2010 – 112min.

Filmkritik

Wenn ein Toter länger lebt

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Ein Mann stirbt, und keiner darf es erfahren: Das intime Drama des Spaniers Fernando León de Aranoa erzählt vom Leben, das mit dem Tod verbunden ist. Ein hintergründiges, nicht unheiteres Kammerspiel.

Die Peruanerin Marcela (Magaly Solier) lebt in Madrid. Sie steckt in argen finanziellen Schwierigkeiten, will aber dennoch von ihrem Freund Nelson (Pietro Sibille), der Blumen klaut und sie schwarz verkauft, unabhängig sein. Ausserdem ist sie schwanger, was Nelson aber nicht weiss. Da kommt ihr das Jobangebot gerade recht: Marcela soll während der Sommermonate Yolandas (Sonia Almarcha) todkranken Vater Amador (Celso Bugallo) pflegen. Der Alte wird für Marcela rasch zum Vertrauten; sie gesteht ihm auch, dass sie ein Kind erwartet.

Er hinterlässt ihr nur ein letztes Puzzleteilchen, an dem er bastelte. Marcela verzweifelt, denn sie braucht die Euros. Also vertuscht den Todesfall gegenüber der Tochter und deren Familie. Die quietschfidele andalusische Nachbarin (Fanny de Castro), die den Kranken regelmässig besucht, hilft ihr, das Ableben Amadors zu vertuschen. Doch eines Tages steht dessen Familie vor der Tür.

Eine Schelmenkomödie ist Amador nicht, auch keine Tragödie, sondern ein intimes Kammerspiel über Leben, Liebe und Tod und die Hoffnung, die bekanntlich zuletzt stirbt. Verschiedene Puzzleteilchen - warum zerschneidet man ein Ganzes? - sind Begleiter von der Geburt über die Liebe bis zum Begräbnis und gewinnen in diesem subtilen Lebensdrama eine tiefere Bedeutung.

Amador ist ein Film über Lebensnot und Lebenswürde, Überlebenskampf und Tapferkeit. Im Fokus steht Marcela, die sich in einem heiteren Finale befreien kann, so viel sei hier verraten. Der Film erzählt von einer tödlichen Begebenheit, aber er tut es mit viel Lebenslust. Magaly Solier spielt Marcela so nuanciert wie leidenschaftlich. Die Schauspielerin mit dem roten Fleck im Auge, verkörpert die junge Frau, die trotz allem optimistisch bleibt und schliesslich ihren Weg findet. Sie war auch in La teta asustada zu sehen, der an der Berlinale 2009 den Goldenen Bären gewann.

15.02.2012

4

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Kommentare

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isbelle

vor 12 Jahren

Eine sehr spezielle Auseinandersetzung mit Existenz.


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