The Young Victoria Grossbritannien, USA 2009 – 105min.

Filmkritik

Geschichtsstunde

Dimitrios Athanassiou
Filmkritik: Dimitrios Athanassiou

Jean-Marc Vallées Oscar-gekrönter Kostümfilm "The Young Victoria" zeigt die frühen Jahre der jungen Königin, die England fast 64 Jahre lang regierte.

Victoria (Emily Blunt) war eine ambivalente Person, von Unruhe erfüllt und mit dem Willen beseelt, ihr Land zur Blüte zu führen. Die Frauenbewegung lehnte sie ab, obwohl sie selbst als Frau an der Spitze Großbritanniens herrschte. Nach dem Tod ihres Mannes Prinz Albert von Sachsen-Coburg begann sie, kauzig und regelrecht entrückt zu werden. Ihr launisches Wesen und ihre zuweilen rüpelhafte Direktheit brachten ihr immer mehr Kritik ein. Gegen Ende ihres Lebens war ihre Popularität aber wiederhergestellt. 1901 verstarb sie in den Armen von Wilhelm II., dem deutschen Kaiser, der ihr Enkel war.

«The Young Victoria» fängt die Zeit vor und unmittelbar nach der Thronbesteigung Victorias ein und verquirlt die Wirren und Intrigen, welche diese begleiteten, mit ein paar stocksteifen romantischen Attitüden. Lob kann es eigentlich nur für die Kostüme geben, die kürzlich zu recht mit einem Oscar prämiert wurden. Ansonsten eignet sich das opulente Werk aber am besten als Historien-DVD für die Oberstufe. Charme und Esprit sucht man vergebens. Den Darstellern gelingt es leider nie, ihre Figuren mit Leben zu erfüllen oder den Funken überspringen zu lassen. Weder Emily Blunt in der Rolle der jungen Königin, noch Rupert Friend als ihr künftiger Gatte, vermögen Akzente zu setzen. Der englische Monarch erinnert optisch stark an Bilbo Beutlin, den Hobbit aus «Der Herr der Ringe», und wie dieser hält er im Vollsuff eine kultverdächtige Rede. Das ist der einzige Augenblick, der etwas wie Stimmung aufkommen lässt.

Aber selbst als Historienfilm erfüllt "The Young Victoria" kaum seinen Zweck: Das Resümee, welches am Ende serviert wird, wirkt eher wie die Parodie einer Würdigung von Victorias Schaffen: Sie gebar neun Kinder und diese bevölkerten nahezu alle Königshäuser Europas. Wenn also sonst schon wenig bei dieser Sandmännchen-Geschichtsstunde hängen bleibt, dann vielleicht das.

14.04.2010

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Kommentare

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Barbarum

vor 11 Jahren

Schon allein wegen der optischen Schauwerte das Ansehen wert. Nicht umsonst mit einem Kostümoscar bedacht und in drei weiteren Kategorien nominiert. Darüber hinaus fand ich die darstellerischen Leistungen durchaus gelungen und sie sorgen dafür, dass man trotz einer etwas wenig stringenten Handlung als Zuschauer nie wirklich das Interesse verliert.Mehr anzeigen


stinda

vor 13 Jahren

Ein zauberhafter, ruhiger Film, mit meisterhaften Costumen und wunderbaren Darstellern.


steinepa

vor 13 Jahren

dieser konnte mich weder überzeugen noch in den Bann ziehen. Auch der Kostüm-Oskar hat er für mich nicht wirklich verdient - Sorry!


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