In meinem Himmel Neuseeland, Grossbritannien, USA 2009 – 135min.

Filmkritik

Tränen im Jenseits

Thomas Hunziker
Filmkritik: Thomas Hunziker

In "The Lord of the Rings" liess Regisseur Peter Jackson fantastische Figuren einen Kampf zwischen Gut und Böse austragen. Im Drama "The Lovely Bones" sind nun Menschen in einem solchen Konflikt gefangen. Ein getötetes Mädchen schaut aus einer Zwischenwelt auf ihre trauernde Familie und ihren Mörder zurück.

Erst 14-jährig war Susie Salmon, als sie am 6. Dezember 1973 ermordet wurde. Erzählt wird dies in "The Lovely Bones" von dem verstorbenen Mädchen selbst, das mittlerweile unterwegs in den Himmel ist. Doch den Weg dorthin kann sie noch nicht finden, weil sie sich nicht von den Menschen aus ihrem Leben lösen kann. Ihre Leiche wurde nicht gefunden, und die Polizei tappt im Dunkeln. Susie ist aber vor allem besorgt, weil ihre Familie am Unglück zu zerbrechen droht und ihre Schwester dem Mörder auf die Spur kommen will.

Gleich mehrere Handlungselemente und Genres werden in "The Lovely Bones" zu einer eigenartigen Kombination vermischt. Die Verarbeitung der Trauer (Drama), die Reise durch das Jenseits (Fantasy) und die Aufklärung des Mordes (Thriller) erhalten in etwa den gleichen Stellenwert. Dabei behandelt die Geschichte ein heikles Thema, das eigentlich gar nicht befriedigend aufgelöst werden kann. So bleibt auch der Widerspruch bestehen, dass das Loslassen zwar das zentrale Motiv darstellt, aber dennoch auf eine Bestrafung des Mörders gewartet wird. Gleichzeitig sorgen die drei Drehbuchautoren (darunter Peter Jackson) auch immer wieder für heitere Momente, wenn beispielsweise Susan Sarandon als kettenrauchende Alkoholikerin die Familie unterstützen soll, stattdessen aber eher für Chaos sorgt. Peter Jackson gelingt es nicht immer, für ein Gleichgewicht zwischen diesen widersprüchlichen Emotionen zu sorgen.

Technisch ist die Inszenierung zwar nahezu perfekt, aber trotzdem nicht immer über alle Zweifel erhaben. Die rastlose Kamera verleiht dem Film viel Dynamik, allerdings sind die Szenen in der bunten Zwischenwelt je nach Empfindung berührend schön oder einfach nur grenzenlos kitschig. Diese Beurteilung hängt vermutlich mit den eigenen Vorstellungen von einer Welt nach dem Tod zusammen - aber auch mit den ästhetischen Ansprüchen an visuelle Effekte. Die Möglichkeiten der Bildverfremdung werden - wie auch schon in The Imaginarium of Doctor Parnassus - teilweise stark überreizt. So ist "The Lovely Bones" schliesslich ein sehr zwiespältiger Film, der verzaubert, aufwühlt, aber auch irritiert.

17.02.2024

3

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Kommentare

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8martin

vor einem Monat

Der Originaltitel ist wohl ironisch gemeint, denn welche menschlichen Knochen sind schon hübsch? Da gefällt mir der deutsche schon besser. Peter Jackson hat die Romanvorlage von Alice Sebold mit viel Animation eindrucksvoll verfilmt. Wie kann man auch sonst den Bereich zwischen Himmel und Erde darstellen? Dazu braucht man jede Menge Fantasie. Da hat Gewalt keinen Platz. Die eigentliche Tat sieht man daher auch nicht genau. Dafür viele Tränen. Vor allem von den Eltern Mark Wahlberg und Rachel Weisz. Die können ihr Talent hier nicht beweisen. Dafür kommt die Auflockerung von der durchgeknallten Oma (Susan Sarandon). Sie ist so toll, dass sie fast ihren eigenen Film macht. Und zur Verhinderung des familiären Zuckergusses gibt es gegen Ende noch eine gehörige Portion Spannung. Stanley Tucci ist der böse Massenmörder, angepasst aber mit einem Touch Diabolik. Susie wird von Saoirse Ronan hervorragend gespielt. Sie kann staunen, weinen oder sich fürchten, kann sich verlieben, anhimmeln oder durch zeitlose Räume schweben. Obwohl sie tot ist, will keine Trauer aufkommen. Es sieht alles viel zu schön aus und der Übergang vom Hier zum Jenseits und wieder zurück ist fließend. Wenn so der Himmel ist, will wohl jeder dahin. Ein spannendes Märchen, in dem Alice Sebold ihre eigenen schlimmen Erfahrungen verarbeitet hat, die fast so gravierend waren wie der Tod.Mehr anzeigen


dulik

vor 6 Jahren

Ein Film voller kreativer Einfälle und mit kunstvollen, schönen Bildern. Die Jungdarstellerin Saorise Ronan, wie auch Stanley Tucci überzeugen mit einer sehr starken Ausstrahlen und passen hervorragend in die jeweilige Rolle. "In meinem Himmel" ist ein sehr stilvolles Fantasy-Drama mit einer leicht mystischen Erzählstruktur. Am Ende stellt sich dann aber jedoch ein bisschen die Frage nach der Botschaft der Geschichte. Trotzdem: Sehr empfehlenswert.
8/10Mehr anzeigen


Alina

vor 11 Jahren

Stanley Tucci ist hervorragend


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