Soul Kitchen Deutschland 2009 – 99min.

Filmkritik

Gourmetspeisen statt Tiefkühlware

Walter Gasperi
Filmkritik: Walter Gasperi

Nicht mit einem, sondern mindestens mit fünf Problemen hat ein Hamburger Kneipenbesitzer gleichzeitig zu kämpfen. Turbulenzen stellen sich da zwangsläufig ein. Fatih Akin macht daraus ein ungemein lustvoll inszeniertes und energievolles Feelgood-Movie.

Ursprünglich war "Soul Kitchen" als Nachfolgeprojekt zum vielfach preisgekrönten kraftvollen Melodram "Gegen die Wand" und als zweiter Teil einer mit "Liebe, Tod und Teufel" betitelten Trilogie geplant. Das Projekt entwickelte sich aber in eine ganz andere Richtung. So entstand eine waschechte Komödie und eine Liebeserklärung an Hamburg, die Fatih Akin Monika Bleibtreu gewidmet hat, die als resolute Grossmutter in einer ihrer letzten Rollen zu sehen ist.

Im Mittelpunkt steht der Deutsch-Grieche Zinos (Adam Bousdoukos), der in einer ehemaligen Fabrik eine Kneipe eingerichtet hat. Dass diese mehr schlecht als recht läuft und das Finanzamt Geld sehen will, ist für Zinos noch das kleinste Problem: Seine Freundin (Pheline Roggan) nimmt einen Korrespondentenjob in Shanghai an, Bandscheibenprobleme machen ihm schwer zu schaffen, ein Schulfreund (Wotan Wilke Möhring) möchte ihm die Immobilie abluchsen und auch sein kleinkrimineller Bruder Illias (Moritz Bleibtreu), der seine Finger vom Wetten und Spielen nicht lassen kann, taucht auch noch auf. Dank eines Spitzenkochs (Birol Ünel), der gleich mal drastisch zeigt, dass er bei seinen Speisen keine Kompromisse eingeht, entwickelt sich das auf Tiefkühlware spezialisierte Lokal bald zum viel besuchten Gourmettempel. Die Probleme sind damit aber noch lange nicht gelöst.

In jeder Szene merkt man, mit welcher Lust der Film inszeniert und gespielt ist. Souverän und mit spielerischer Leichtigkeit hält Fatih Akin die Handlungsfäden sicher in der Hand und sorgt für beste Laune mit hohem Tempo, einem superben Soundtrack, der diverse Versionen von "La Paloma", einen Hans Albers-Schlager und viel griechische Musik ebenso beinhaltet wie Songs von Quincy Jones und "Kool & the Gang", sowie der atmosphärisch überzeugenden Einbettung ins Hamburger Milieu.

Nur im Finale übertreibt es Akin dann doch. Da verliert er bei dieser warmherzigen Hymne auf das gute Essen und die Musik die Handlung in der ausladenden Schilderung einer Party fast aus den Augen und gleitet in mehreren Szenen ins Klamaukige ab. Trotzdem das Fazit: gute Unterhaltung, rasantes Vergnügen.

30.12.2009

4

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Kommentare

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gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

genialer Film, voll mein Fall.


Barbarum

vor 11 Jahren

Die grosse Stärke ist auch die Schwäche des Films. Das ganz wirkt so spontan, wie es nur die besten Feten sind, samt dem Hunger nach einer durchzechten Nacht. Aber gleichzeitig geht dem Film jede Tiefe oder Figurenentwicklung ab und es wirkt störend unausgegoren.


isabel1984

vor 13 Jahren

Adam Bousdoukos ist so sympathisch, dass man gleich in seinem Soul Kitchen essen will! Ein Feel-Good-Movie


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