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Seed Warriors Kenia, Norwegen, Schweiz, USA 2009 – 90min.

Filmkritik

Eine tickende Zeitbombe

Geri Krebs
Filmkritik: Geri Krebs

Hoch oben in Norwegen werden drei Millionen Pflanzensamenproben gelagert: angenehm unpolemischer und informativer Dokumentarfilm über den Kampf gegen das Aussterben der Artenvielfalt.

Der nordnorwegische Ort Longyearbyen, 1000 Kilometer vom Nordpol entfernt, ist definitiv kein Ort für Ackerbau. Dennoch - oder gerade deshalb - wurde hier im Februar 2008 der "globale Saatgut-Tresor Svalbad" eingeweiht. Das neun Millionen teure Bauwerk im Permafrost ist weltweit einzigartig und soll die Biodiversität auf dem Planeten gewährleisten, indem es bei gleichmässig kühl-trockener Temperatur Samenproben sämtlicher auf der Welt existierender Nahrungsmittelpflanzen aufbewahrt.

Die Vielfalt der Pflanzen ist akut durch die Zucht genmanipulierter Sorten einerseits, andererseits durch den Klimawandel bedroht. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2050 die Temperaturen weltweit um 2 Grad ansteigen werden, was vor allem in heissen Ländern zu einem drastischen Rückgang der Nahrungsmittelproduktion von bis zu 30 Prozent führen wird - die Weltbevölkerung wird sich bis dann aber fast verdoppelt haben.

Diese beunruhigenden Fakten bilden den Hintergrund des Dokumentarfilms der Schweizerin Mirjam von Arx ("Building the Gherkin") und der Kanadierin Katharina Von Flotow. Nach einleitenden Szenen von der Einweihung des Saatgut-Tresors im Beisein von Polit-Prominenz wie dem norwegischen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg oder EU-Kommissionspräsident José-Manuel Barroso leitet der Film zu ersten Experten-Statements über, um dann in einem harten Schnitt nach acht Minuten ein vertrocknetes Maisfeld in Kenia zu zeigen. Dabei haben die beiden Regisseurinnen den ostafrikanischen Staat bewusst ausgewählt, denn er gehört als einst fruchtbares Landwirtschaftsland zu den meist betroffenen Gebieten, und er hat mit den schweren Ausschreitungen vom Januar 2009 auch gezeigt, was vielen Landern blühen wird, wenn sich die Nahrungsmittelknappheit in einem einst fruchtbaren Gebiet verschärft.

In der Folge wechselt "Seed Warriors" unentwegt zwischen Kenia und Nordnorwegen hin und her und droht dabei fast in zwei Filme zu zerfallen. Dass dies nicht passiert, ist vor allem den intelligent montierten Experteninterviews zu verdanken, allen voran jene mit der Schweizerin Marianne Bänziger, einer in Kenia lebenden, weltweit führenden Wissenschaftlerin. Ihre Aussagen und ihr unermüdliches Engagement sind es den auch, die zu einem wichtigen Teil, doch noch so etwas wie einen Schimmer von Optimismus verströmen in einem insgesamt düsteren Zukuftsszenario.

18.02.2024

4

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