CH.FILM

Die Nagelprobe Schweiz 2009 – 94min.

Filmkritik

Standortmarketing meets Sagenwelt

Geri Krebs
Filmkritik: Geri Krebs

Luke Gassers vierter Streich spielt erstmals in der Gegenwart seiner Obwaldner Heimat. Doch ganz kann der Spezialist für urzeitlichen Hokuspokus von seinen wilden Kerlen nicht lassen, und so spukt es dann doch ganz gewaltig in der Innerschweizer Bergwelt.

Im Jahr 1381 sollen sich Obwaldner Hirten scheint's böse mit den Entlebuchern um einige Alpweiden im Gebiet des Sörenbergs gestritten haben. Dabei blieben zahlreiche wackere Kämpen beider Seiten auf der Strecke, und ihre verlorenen Seelen irrlichtern bis heute im Kanton der Steuerrabatte und Standortvorteile für Superreiche herum.

Im Jahr 2009 finden Arbeiter auf einer Baustelle für eine Fabrik am Rand von Giswil ein hölzernes Artefakt, dessen handgeschmiedete Nägel eindeutig auf mittelalterlichen Ursprung hinweisen. Während der Kantonsarchivar Aschwanden (Polo Hofer) und seine toughe Assistentin Nina (Irène Ludin) vom Fund entzückt sind und zwecks weiterer Abklärungen einen Baustopp erwirken wollen, tobt der Standortmanager Theo Bertschi (René Rindlisbacher) und setzt alle Hebel in Bewegung, um solches zu verhindern. Und als Archivar Aschwanden dem Druck nachzugeben droht, nimmt Nina die Sache selber in die Hände. Doch das hätte sie besser bleiben lassen, denn bald hat sie die herumspukenden harten Burschen aus dem Reich der Untoten am Hals.

Sie haben Namen wie Baggel-Rot, Brandi-Guchs oder Louwi Pläder, sehen auch so aus und artikulieren sich in einem so kernigen Obwaldner-Slang, dass man als unbedarfter Unterländer schon ganz genau hinhören muss, um mitzukriegen, was die da in ihre wallenden Bärte und zotteligen Fellkostüme hineinmurmeln. Jedenfalls sieht es bald ziemlich nach Survival-Übung aus, wenn sie im verschneiten Wald herumrobben. Und die arme Nina, die immer tiefer mit hineingezogen wird, ist jeweils ganz ausser Atem, wenn sie jeweils wieder in der realen Welt ihres zunehmend grantigen Chefs ankommt. Und diese Figur sorgt für eine ganze Menge unfreiwillig komischer Szenen. Dabei hat Polo Hofer als Schauspieler in den Filmen von Clemens Klopfenstein einst durchaus eine gute Figur gemacht, doch was er hier zusammen mit René Rindlisbacher bietet - der erstmals in einem Spielfilm erscheint - das ist besseres Dorftheater mit weit gehend papierenen Dialogen und hölzerner Mimik.

Man könnte glatt vergessen, dass hier zwei Profis am Werk sind, die jeder für sich allein in der Vergangenheit schon ganz anderes geboten hatten, man denke bei René Rindlisbacher nur an einige unsterbliche Sketches der - verblichenen - "Schmirinskis". Doch man soll nicht ungerecht sein, denn die Schwächen des Drehbuchs sind so offensichtlich, dass wohl auch zwei souveränere Akteur hier nich viel hätten retten können. Vielleicht wäre Luke Gasser besser doch ganz bei seinen wilden Kerlen geblieben.

16.03.2010

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Kommentare

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Pobcorn1

vor 9 Jahren

Die nagelprobe wurde vom kanton finanziert und sollte wohl eine werbevideo für den kanton obwalden werden. der film ist nicht sehenswert.. auch nicht wenn man im kanton wohnt.


Urs23

vor 9 Jahren

Die schauspielerische Leistung ist ganz schwach (Polo Hofer ist definitiv kein guter Schauspieler) und auch die Story gibt nicht viel her. Der Film hat mich überhaupt nicht überzeugt.


thorni

vor 14 Jahren

Entgegen der harschen Kritik gegenüber dem Filmemacher, finde ich es gut, dass sich überhaupt jemand wagt, einen solchen Film zu machen.
Gewisse Szenen bzw. Übergänge hätte man durchaus besser darstellen können.
Inhaltlich wirkt die Geschichte auf mich interessant und hat mich zumindest zum Nachstöbern von Geschichtswissen animiert.Mehr anzeigen


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