Chaque jour est une fête Frankreich, Deutschland, Libanon 2009 – 90min.

Filmkritik

Emanzipation beim Pinkeln?

Filmkritik: Eduard Ulrich

Im ersten Spielfilm der libanesischen Regisseuse Dima El-Horr bekommen drei Frauen unverhofft die Chance, an ihrer Emanzipation zu arbeiten, als ihre Busfahrt zu einem Gefängnis außerhalb Beiruts vom Weg abkommt. Dieses "Roadmovie ohne Road" lebt von den wunderschönen Bildern, die Handlung erreicht nicht die selbe Qualität.

Drei im Alter und im sozialen Status verschiedene Frauen wollen zusammen mit vielen anderen in einem Bus zum Männergefängnis weit außerhalb Beiruts fahren. Der Chauffeur, die wenigen Männer im Film wirken als Chauffeure oder Telefongesprächspartner mit, begrüßt seine Fahrgäste und gibt die üblichen Reisedetails bekannt. Wer die Region kennt, weiß, dass es viele Störfaktoren gibt, die so eine Fahrt in ein Abenteuer verwandeln können.

Das Unvorhergesehene bietet die Chance, bei der Lösung von Problemen zu wachsen und sich auch im weiteren Sinne zu empanzipieren. Unterdrückte Frauen leiden nicht nur an den willkürlichen Grenzen, sie können sich auch nicht entwickeln und ihr persönliches Potenzial ausschöpfen. Da treffen sich die drei Protragonistinnen, auch wenn die Motive für ihre Fahrt völlig unterschiedlich sind, und sie könnten sich gegenseitig helfen, gemeinsam wären sie stark.

Dima El-Horr, die im Libanon zur Zeit des langjährigen Bürgerkriegs aufwuchs und in Chicago studierte, bildet die unterschiedlichen Wunschvorstellungen, Nöte und Ängste der Frauen mit traumartigen Exkursen ab. Auch das reale Geschehen nähert sich dieser Traumgrenze, manchmal ist nicht klar, ob logische Fehler ein Versehen oder ein Tribut an die Surrealität sind. Die Isolation der Reisegruppe im Nirgendwo, fern von der pulsierenden libanesischen Metropole, erlaubt zwar die Konzentration auf die einzelnen Figuren, lässt das ganze Unternehmen aber zunehmend gekünstelt erscheinen.

Die Blessuren, die diese Frauen in der patriarchalen Gesellschaft davongetragen haben, müssen als Spiegel dienen, das wirkliche Leben ist nur indirekt präsent. So ergibt sich die Kritik an der Gesellschaft ebenfalls als Komplentäres zum gezeigten Defizit, selten wird unmittelbar wie in der witzigen Kameraeinstellung durch die gespreizten Beine beim Pinkeln in der Wüste ein Tabu gebrochen. An den drei Haupdarstellerinnen gibt es nichts auszusetzen, doch die bei uns bekannte Hiam Abbass (Lemon Tree) als unsichere und verängstigte Gattin zu besetzen, trägt nicht zur Überzeugungskraft der Geschichte bei.

14.02.2011

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