Béjart - Le coeur et le courage Spanien 2009 – 80min.

Filmkritik

Toten- oder Eiertanz?

Filmkritik: Eduard Ulrich

Vor zwei Jahren starb der große Tänzer und Choreograf Maurice Béjart, der nach Streit in Brüssel die letzten Jahre in Lausanne künstlerisches und ökonomisches Asyl fand. Seine Truppe unter der Leitung seines Nachfolgers steht ein Jahr danach am Scheideweg.

Maurice Béjart war ein Ausnahmetalent, und seine Bedeutung für das moderne Ballett ist unbestritten. Dass er sich nach Querelen in Brüssel in Lausanne niederließ, kann als Glücksfall für die Schweiz insgesamt und Lausanne im besonderen betrachtet werden, umso mehr als die Bevölkerung - inzwischen, wenn man dem Bild Glauben schenken darf, das im Film gezeichnet wird - einen gewissen Stolz auf diese Attraktion entwickelt hat.

Wie immer, wenn eine überragende Persönlichkeit das Zeitliche segnet, stellt sich die Frage nach der Zukunft ihres Lebenswerkes. Findet sich sich jemand, der/die in ihre Fußstapfen tritt, wird das Erbe nur noch verwaltet oder muss ein Schlussstrich gezogen werden, um einer neuen Idee eine Chance einzuräumen? Aranxta Aguirre konzentriert sich aber weniger auf diese Frage, obwohl sie genau die Zukunftsängste thematisiert, denn mit Gil Roman hat ein enger Vertrauter Béjarts das Zepter übernommen. Sie vermittelt vielmehr die Stimmung in der Truppe und die Arbeitsweise des neuen Leiters.

Dazu lässt sie einige TänzerInnen immer wieder zu Wort kommen, lässt diesen emotionalen, persönlichen Erklärungen ihrer Befindlichkeit immer wieder Aufnahmen der aktuellen Proben und einige Archivaufnahmen mit Béjart folgen. So entsteht ein Mosaik der Persönlichkeit Béjarts, das allerdings nicht tiefenscharf ist, da die Begründungen für die Einschätzungen fehlen. Leider lernt man die Befragten auch nicht näher kennen, weil man nichts Persönliches von ihnen erfährt. Der Film wirkt wie von einer Kennerin der Truppe gedreht, die sich an ein ebenfalls eingeweihtes Publikum wendet.

Die Bildqualität der Aufnahmen von Aufführungen Béjarts lässt technisch zu wünschen übrig; auch sonst ist die Kameraführung nicht künstlerisch zu nennen. Wenn der Film kürzer und prägnanter wäre, könnte er sich als Appell an potentielle Sponsoren wenden, denn die notorisch knappen Mittel legen einen solchen Schritt nah. Für das nicht speziell ballett-gebildete Publikum ist der Informationsgehalt allerdings dürftig.

30.12.2009

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