8 Blickwinkel USA 2008 – 90min.

Filmkritik

Das Gleiche ist nicht das Selbe

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Der Star ist das Drehbuch, oder besser gesagt: die Ausgangsidee, die "Vanatage Point" den Titel gibt: Regisseur Pete Travis hatte eine Spielerei im Stile von "Rashomon" im Sinn, optisch und inszenatorisch inspiriert von der "Bourne"-Trilogie oder "24". Doch die Brillanz der Vorbilder erweist sich als unerreichbar.

Im spanischen Salamanca hat US-Präsident Ashton (William Hurt) zum Anti-Terrorgipfel eingeladen, und obwohl - passend zum Thema - die Sicherheitsvorkehrungen dort so hoch wie selten sind, tritt der schlimmste denkbare Fall ein. Kaum hat der mächtigste Mann der Welt das Podium betreten, fallen Schüsse, und noch bevor klar ist, ob er das Attentat überlebt hat, ereignet sich die nächste Katastrophe. Unter dem Podium explodiert eine Bombe und reißt dutzende Menschen in den Tod.

Die für die Sicherheit des Präsidenten zuständigen Secret Service-Agenten Barnes (Dennis Quaid) und Taylor (Matthew Fox) beginnen mit der Suche nach den Verantwortlichen, stoßen dabei auf einen amerikanischen Touristen (Forest Whitaker), der scheinbar zufällig bedeutsame Momente mit seiner Videokamera aufgenommen hat, und nehmen auch die Aufzeichnungen einer Fernsehproduzentin (Sigourney Weaver) in Anspruch, die mit ihrem Team live aus Salamanca berichtet. Wer welche Rolle spielt in den Ereignissen des Tages und wie die Protagonisten tatsächlich miteinander verknüpft sind, erschließt sich erst allmählich im Verlauf von "Vantage Point", wobei der Titel selbstverständlich Programm ist. Immer wieder zeigt Regisseur Pete Travis die Entwicklungen aus verschiedenen Perspektiven, so dass sich erst nach und nach das Bild des Tathergangs verdichtet.

Ein illustres Ensemble wurde verpflichtet, um den verschiedenen Versionen der Geschichte ein Gesicht zu geben, und weder die Oscar-Preisträger William Hurt und Whitaker noch Fernsehstar Fox ("Lost") oder europäischen Schauspieler wie Said Taghmaoui ("The Kite Runner") und Eduardo Noriega ("Abre los ojos") geben sich eine Blöße. Vor allem der Erzählstrang um Weavers TV-Team spielt für die Handlung letztlich allerdings kaum eine Rolle, genau wie auch die politischen Anspielungen nur der reißerische Aufhänger für einen Thriller ist.

Zwar entwickelt die Geschichte eine gewisse Spannung, doch über weite Strecken stimmt das Timing nicht, die Dialoge hinterlassen kaum Eindruck und wer besonders sorgfältig darauf achtet, wird immer wieder auf Ungenauigkeiten und mangelnde Schlüssigkeit stoßen. Wenn schließlich, nach einigen beeindruckend rasanten Verfolgungsjagden, die finale Auflösung näher rückt, gerät "Vantage Point" endgültig ins Straucheln. Pathos und Patriotismus drängen plötzlich in den Vordergrund und machen vergessen, dass das Drehbuch ursprünglich auf einer viel versprechenden Ausgangsidee basierte. Eine wirklich überzeugende Motivation der Attentäter und Verschwörer bleibt der Film darüber hinaus ebenfalls schuldig - ganz egal, aus welchem Blickwinkel man ihn betrachtet.

03.11.2016

3

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

charmantes versuch mit perpektives aber durchaus nicht stark genug.. viele gute darsteller, es längt nicht


kawijan12

vor 12 Jahren

der boss von den bösen spielt in la haine


Gelöschter Nutzer

vor 13 Jahren

Die Erzählweise aus den verschiedenen Blickwinkeln ist nicht uninteressant. Bringt aber im Laufe der Handlung zu wenig Aufklärung. Und nach den ersten 60 Minuten nutzen sich die actionreichen Massenszenen mit der Wackelkamera genauso ab, wie die Autos die bei den Verfolgungsjagden zu Bruch gehen. Leider macht das über 90% des Films aus. Die etwas krude Hintergrundstory mit den Terroristen bleibt oberflächlich und unklar und gibt dem Streifen den Rest. Auch der unbedarfte, menschlich nette Forrest Whitaker mit seiner Digicam und die Mutter mit dem Kind laufen emotional ins Leere. Am Ende wundert man sich, dass der so gut vorbereitete Coup dann doch in die Hose geht. Irgendwie bleiben alle Akteure auf der Strecke, das heißt sie verschwinden aus allen acht Blickwinkeln ebenso wie die Medien und ihre Berichterstatter. Dabei wäre doch ein Attentat auf den amerikanischen Präsidenten schon eine gute Story. Aber hier gibt’s Action um der Action willen. Sinnfrei, spannungsarm und überflüssig.Mehr anzeigen


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