Tödliches Kommando USA 2008 – 131min.

Filmkritik

Zündstoff

Simon Spiegel
Filmkritik: Simon Spiegel

Während die USA aus dem Irak abziehen, macht sich Hollywood an die filmische Nachbearbeitung. "The Hurt Locker" ist ein Film über ein amerikanisches Bombenentschärfungskommando und die Rückkehr von Regisseurin Kathryn Bigelow.

Kathryn Bigelow war die filmische Ausnahmeerscheinung der neunziger Jahre: Mit Filmen wie "Point Break" und "Strange Days" setzte sie im männerdominierten Action-Genre Akzente. Sie führte vor, dass so etwas wie «intelligente Action» durchaus möglich ist - und dass auch eine Frau harte Männer inszenieren kann. Nach der Jahrtausendwende wurde es dann ruhig um die Action-Frau: The "Weight of Water" kam hierzulande gar nie in die Kinos, das U-Boot-Drama "K-19" war ein veritabler Flop.

Ob "The Hurt Locker" nun Bigelows Comeback einläuten wird, darf allerdings bezweifelt werden, auch wenn sie in diesem Film einmal mehr ihre formale Brillanz unter Beweis stellt. Keine Frage: Visuell ist sie noch immer eine Könnerin. Und auch auch das Inszenieren von Männlichkeitsritualen beherrscht sie nach wie vor. Von diesen gibt es in "The Hurt Locker" mehr als genug, denn der ganze Film dreht sich einzig um das Team Bravo, einem Bombenentschärfungskommando im Irak.

Krieg sei eine Droge, verkündet ein Zitat zu Beginn des Films; "The Hurt Locker" ist ein Film über diese Droge, über den Kick, den Leute wie die Hauptfigur William (Jeremy Renner) erleben, wenn sie sich in Todesgefahr begeben. William stösst zu Beginn zum Team Bravo und macht schnell klar, dass er von Vorschriften nichts hält. William ist ein Draufgänger, ein Verrückter, einer der Bigelow-Machos, die sich nur in Todesgefahr wirklich lebendig fühlen.

38 Tage dauert es noch, bis das Team abgelöst wird, und dieser Zeitraum bildet den Countdown, der den Film strukturiert. Was "The Hurt Locker" von früheren Filmen Bigelows unterscheidet - und was ihn zum Kriegsfilm und nicht zum Action-Film macht -, ist das eigentliche Fehlen einer Handlung. William muss Konflikte mit seinen Kameraden austragen, es gibt gefährliche Einsätze zu bestehen, aber im Grunde sehen wir nur Kriegsalltag - bis zur Ablösung.Die Weigerung, das Unfassbare des Kriegs in einen klassischen Plot zu packen, zeugt von Aufrichtigkeit und unterstreicht Bigelows Absicht, das Seelenleben ihrer Figuren in den Vordergrund zu rücken. Und es passt auch in dieses Konzept, dass einem William nie wirklich sympathisch wird. Trotz einzelner packender Szenen will der Funke nie recht überspringen und die Faszination der Gefahr, die William am Ende sogar dazu bringt, für ein weiteres Jahr in den Krieg zu ziehen, bleibt dem Zuschauer letztlich doch ziemlich fremd.

12.08.2009

3

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Kommentare

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oscon

vor 9 Jahren

Erschreckend realistische Aufarbeitung der Besetzung des Iraks durch die US Army anhand eines Bombenentschärfungsteams.
Das Zitat "Krieg sei eine Droge" eröffnet den Film: Eine Droge die den Hauptprotagonisten (Ausgezeichnet: Jeremy Renner) nicht aus seinen Fängen lässt und realitätsfremd abstumpfen lässt, welches der Handlungsstrang 'rund um die "Kinderbombe" bestens erklärt.
Die Handlung bewegt sich anhand des Countdowns von 38 Tagen bis zur Ablösung dees Teams. 38 Tage an welchen man als Zielscheibe davon ausgehen muss, umgebracht zu werden.
So endet der Film mit einem schmunzelnden Hauptdarsteller, der nach dem langweilig absurd ruhigen "Heimaturlaub", endlich wieder ins Kriegsgebiet einrücken kann: Wie gesagt "Krieg ist eine Droge"! 4 Sterne (****)Mehr anzeigen


behar22

vor 10 Jahren

Ein Wooow Film!


fcamichel

vor 11 Jahren

Realitätsnahes Kriegsfilm-Drama. Im Film wird dem Zuschauer durch die spezielle Erzählperspektive viel zum Nachdenken geboten. Wahrscheinlich wird man seinen Wert erst im Nachhinein feststellen. Wohl der Beste (Anti-) Kriegsfilm der neueren Zeit.


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