CH.FILM

Témoin indésirable Frankreich, Schweiz 2008 – 85min.

Filmkritik

Von der Liebe zur Wahrheit und zur Selbstinszenierung

Geri Krebs
Filmkritik: Geri Krebs

Der in Genf lebende Kolumbianer Juan José Lozano ist seinem Landsmann und Journalisten Hollman Morris bei dessen lebensbedrohender Arbeit in den Konfliktgebieten des südamerikanischen Landes mit der Kamera gefolgt. Entstanden ist ein hagiografisches Porträt, das beeindruckt, aber auch Fragen aufwirft.

Kolumbien ist für Journalisten eines der gefährlichsten Länder auf der Welt. Handfeste Morddrohungen gegen Medienschaffende, die sich nicht mit Verlautbarungen der Regierung bezüglich des anhaltenden bewaffneten Konfliktes zufrieden geben, sind an der Tagesordnung - und oftmals bleibt es nicht bei Drohungen.

Journalisten, die als Reporter direkt vor Ort arbeiten, die versuchen, Interviewpartner unter den direkt Beteiligten, also den Paramilitärs, den Angehörigen der Guerilla oder der Armee zu finden, leben äusserst gefährlich. Einer von ihnen, der sich diesen Gefahren seit 15 Jahren aussetzt, ist der 1968 geborene Hollman Morris. In seiner TV-Sendung "Contravia" versucht er mit grossem Einsatz, eine Realität des südamerikanischen Land zu vermitteln, die nichts mit den wohltönenden Floskeln der Regierung zu tun hat. Letztere besagen, dass der bewaffnete Konlikt beendet ist, und dass es nur noch vereinzelt sich bekämpfende Drogenhändlerbanden gebe, und dass die Armee entschlossen gegen diese vorgehe.

In einer der ersten Szenen von "Témoin indesirable" sind die Folgen dieses "Drogenbekämpfungsprogramms" zu sehen: verbrannte Felder, zerstörte Hütten, verzweifelte Menschen. Inmitten des Geschehens steht Hollmann Morris mit Mikrophon und Handy und versucht vergeblich, den Kommandanten der hier stationierten Armeeeinheit für eine Stellungnahme zu erreichen. Er wirkt dabei wie ein Don Quijote, der gegen absurde Mächte anzukämpft, ein Bild, das Morris im Verlauf des Dokumentarfilms einmal selber bemüht. Dabei ist er ein unerschrockener Kämpfer, der unter Einsatz seines Lebens jene Bilder zu liefert, welche die Regierung gerne unterdrücken würde. "Der Journalismus hat eine wichtige Rolle darin gespielt, dass die kolumbianische Regierung heute behaupten kann, es gebe keinen bewaffneten Konflikt mehr im Land", sagt Hollman Morris an einer Stelle, und es ist klar, dass er hier Gegensteuer geben will.

Der Film zeigt aber auch die Widersprüchlichkeit des offiziellen Kolumbiens. Etwa darin, dass Hollman Morris in Bogota, wo er mit seiner Familie lebt, sich ständig mit einer bewaffneten Eskorte bewegt - von der Regierung zur Verfügung gestellt. Mit zunehmender Filmdauer verliert Regisseur Lozano leider jegliche kritische Distanz zu seinem Untersuchungsgegenstand, so entsteht anstatt des angestrebten facettenreichen Porträts eines couragierten Kämpfers für Pressefreiheit und Menschenrechte eine reine Hagiografie.

17.02.2024

4

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Kommentare

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breakingdawn

vor 14 Jahren

Ich habe gestern den Trailer gesehn und nach Twilight, der zwar nicht schlecht ist, aber trotzdem irgendwie eine Entäuschung, göaube ich, dass New Moon alle ERwartungen übertreffen wird =) =) =) =) Ich fröie mich schon riesig


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