CH.FILM

Salz dieses Meeres Belgien, Frankreich, Palästina, Spanien, Schweiz 2008 – 105min.

Filmkritik

Aus einem ungastlichen Land

Geri Krebs
Filmkritik: Geri Krebs

Der erste lange Spielfilm der Regisseurin und Drehbuchautorin Annemarie Jacir zeigt eine Amerikanerin mit palästinensischen Wurzeln auf der Suche nach den Orten ihrer Vorfahren und überhöht dabei die Situation in Nahost auf poetische Weise.

Soraya (Suheir Hammad), eine junge Palästinenserin, die in New York lebt, reist zum ersten Mal nach Israel, in jenes Land, aus dem 60 Jahre zuvor ihre Grosseltern vertrieben wurden. Bei der Einreise am Flughafen in Tel Aviv wird sie von den Grenzbeamten nach allen Regeln der Kunst schikaniert, schliesslich aber doch ins Land gelassen. Sie reist zunächst nach Ramallah, ins palästinensiche Kernland, trifft sich dort mit einer Freundin und möchte - erfolglos - Geld von einem Konto abheben, das ihr Grossvater vor der Verteibung auf einer palästinensischen Bank angelegt hatte. Bei dieser Gelegenheit macht sie Bekanntschaft mit Emad (Saleh Bakri), einem in Ramallah geborenen Palästinenser, der noch nie am Meer war. Gemeinsam machen sie sich auf zu einer Reise zum Haus ihrer Vorfahren ins einstige Jaffa, das heute ein Stadtteil von Tel Aviv ist.

Die Regisseurin und Drehbuchautorin Annemarie Jacir schafft in ihrem ersten langen Spielfilm ein unter die Haut gehendes Bild von der Absurdität der Situation, der die Leute aus und in Palästina ausgesetzt sind: Sie leben in einem Staat, der nur als Rumpfstaat existiert und einem anderen Staat, Israel, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Die erste Hälfte des Films führt dies sehr anschaulich und nachvollziehbar vor Augen. Schade nur, dass "Salt of this Sea" dann mit zunehmender Länge parabelhafter und forciert poetisch wird und dabei einiges von seiner anfänglichen Kraft verliert.

Man hat die Situation der Palästinenser kürzlich schon so ähnlich im - israelischen - Spielfilm "Lemon Tree" gesehen, auf palästinensischer Seite hat vor einigen Jahren Elia Suleiman mit "Intervention Divine" ein Werk geschaffen, das die Lage in jener Ecke der Welt poetisch überhöhte. Herausragend bei Annemarie Jacir ist die Hauptdarstellerin Suheir Hammad. Die Amerikanerin mit palästinensischen Wurzeln war bis jetzt als Slam-Poetin bekannt - für "Salt of this Sea" steht sie erstmals als Schauspielerin vor der Kamera. Das merkt man ihr an: Positiv in den ersten Szenen des Films, wo sie die vielfachen Demütigungen und Erniedrigungen und die nach innen gewandte brennende Wut über diese Behandlung mit grosser Intensität vermittelt; negativ in der zweiten Hälfte, wo ihr intensives Agieren bald zum puren Overacting zu werden droht.

Die Realiserung und Finanzierung von "Salt of this Sea" war - bedingt durch die extreme Situation in Nahost - äusserst schwierig, neben den USA sind es nicht weniger als sechs europäische Länder, die den Film in Zusammenarbeit mit dem Kulturministerium der palästinensischen Autonomiebehörde koproduziert haben. Unter den europäischen Ländern spielte die Schweiz mit dem Westschweizer Produzenten Pierre-Alain Meier schon von Anfang an eine wichtige Rolle.

16.01.2009

3

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Kommentare

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sternchen10001

vor 15 Jahren

sehr aktuelles Thema - treffend geschildert.

Doch die Reise beginnt in Ramallah - nicht in Jaffa wie in der Kritik geschildert. Und wo sie endet.. (zumindest zum Teil) auf dem Ben Gurion Flughafen...


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