Let it rain Frankreich 2008 – 98min.

Filmkritik

Unwetter und andere Turbulenzen

Jörg Hüssy
Filmkritik: Jörg Hüssy

Seit gut 20 Jahren schreibt die Schauspielerin und Regisseurin Agnès Jaoui mit dem Schauspieler Jean-Pierre Bacri Drehbücher. Auch mit «Parlez-moi de la pluie» präsentieren sie solides, sehr routiniertes, am Theater geschultes Kino. Wiederum warten sie mit präzisen oft witzigen Dialogen und mit nuanciertem Schauspiel auf. Der Film bleibt trotzdem ohne grossen Nachhall.

Ganz anders das in «Parlez-moi de la pluie» dargestellte Filmer-Duo, das quasi die Arbeit von Agnès Jaoui und Jean-Pierre-Bacri im Zerrspiegel wiedergibt. Der ambitionierte Jungfilmer Karim (Jamel Debbouze) bildet mit dem (in seinen Augen) grossen Dokumentarfilmer Michel Ronsard ein ungleiches Team. Der Ruhm des von Jean-Pierre Bacri gespielten Cineasten ist jedoch längst verblüht und beruht einzig auf einem vor Jahren gedrehten Film. Die beiden wollen ein Porträt für die TV-Reihe «Les femmes qui ont réussi» (Frauen, die es geschafft haben) drehen.

Ausgesucht haben sie sich Agathe Villanova (Agnès Jaoui), die sich als aufstrebende Politikerin für die Sache der Frau einsetzt. Sie besuchen die Feministin aus Paris in einem Haus in Südfrankreich, in dem sie aufgewachsen ist und in dem ihre Schwester noch heute mit Familie wohnt. Den Kreis schliesst Karims Mutter Mimouna, die bei den Villanovas seit jeher als Haushälterin arbeitet. Neben der Auslotung menschlicher Stärken oder vor allem Schwächen, widmet sich der Film der Sicht hinter die Kulissen des (Dokumentar-)Films.

Oft und mit Vergnügen wurde in der Filmgeschichte das komische Potential, das auf dem Set vorhanden ist, zum Amüsement der Zuschauer zur Schau gestellt. So auch in den Drehszenen, die der Zuschauer in «Parlez-moi de la pluie» mitverfolgen kann. Vor allem Ronsards Ungeschicklichkeit und Unprofessionalität sowie seine ewige Suche nach der Brille werden dabei bemüht. Der Film, der sich durch einen eher feinen Sprachhumor auszeichnet, bedient sich leider allzu oft einer etwas platten Situationskomik: So lässt Ronsard bei einer Taufszene, die er bei einem Geldjob auf Video bannen soll, den Schaumgummischutz des Mikrofons auf das Taufkind fallen. In einer anderen Szene behindern blökende Schafe die Tonaufnahme, worauf Ronsard sie vergeblich zu vertreiben sucht.

«Parlez-moi de la pluie» überzeugt in erster Linie in den fast beiläufig inszenierten Szenen, in denen die ausgefeilte Figurenzeichnung zum Ausdruck kommt. Jean-Pierre Bacri glänzt in seiner unbeholfenen Art. Etwa als er seinem Sohn erklären will, was eine Feministin ist und schlussendlich seine Frau nennt, die ihn verlassen hat. La Grande Nation scheint jedoch dem Duo Jaoui-Bacri nicht mehr blind zu huldigen. «Parlez-moi de la pluie» ging bei den Césars 2009 leer aus und bedeutende (Film-)Zeitschriften wie «Les cahiers du cinéma» oder «Les Inrockuptibles» haben den Film gar verrissen.

11.05.2009

3

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