Max Payne Kanada, USA 2008 – 99min.

Filmkritik

Schnee bis in die Niederungen

Ein unterkühlter Polizeibeamter, ein blaues Serum, der dazugehörige Konzern mitsamt korrupter Chefetage, ein paar halluzinierte Todesengel und New York im Dauerschnee: Willkommen in den Topoi von "Max Payne", der leicht skurrilen Adaptation des gleichnamigen Shooter-Games.

Mit einer Stimme aus dem Off vor düsterer Leinwand fängt alles an: "I don't believe in heaven, I believe in pain." Das Motto ist Omen. Allerdings blättert der Film zunächst zurück in eine Zeit, in der die Welt noch ohne Schmerzen ist: Max Payne (Mark Wahlberg) arbeitet als erfolgreicher Ermittler der New Yorker Drogenpolizei, hat eine tolle Frau, Baby und ein trautes Heim. Dann bricht die Katastrophe über ihn herein: Frau und Kind werden heimtückisch ermordet, der Täter entwischt. Ende der Rückblende, von der an der Film nur noch eine Tonlage kennt, Rachefeldzug in c-Moll im Dauerschnee, eingefangen aus der leicht gehetzten Shooter-Perspektive, wie man sie aus der Gamevorlage schätzt.

Weitere grässlich hingemetzelte Opfer, zu denen früh auch Bondgirl Olga Kurylenko gehört, legen die erste Spur zu den Mördern. Versehen sind die Leichen allesamt mit einem eintätowierten Flügelpaar, von dem Max Payne nach ein wenig Nordistik in Downtown erfährt, dass Walküren mit ihm fliegen. Wow, denkt man vielleicht, jetzt wird's spooky - doch weit gefehlt. Vom Trailer getäuscht muss man erfahren, dass die zuweilen aufkreuzenden Walküren reine Halluzinationen sind, hervorgerufen von einem Serum, das ungefähr so sexy aussieht wie Zahnspülmittel, doch ausserdem die Eigenschaft hat, ziemlich rücksichtslos zu machen. Ein paar Schiessereien später, und man weiss, dass das Serum von einem Pharmariesen namens Aesir zu einem alles anderen als christlichen Zweck entwickelt wurde. Der Rest ergibt sich.

Nicht, dass John Moore die Möglichkeit verwehrt gewesen wäre, aus der Videogame-Vorlage mit Kultstatus einen ansehnlichen Streifen zu drehen. Ergriffen hat er sie nicht. Vermissen wird man die Hechtsprünge mit Dauerfeuer, Theaterblutströme und einige zusätzliche Kugeln in Slowmotion. Und selbst wenn Atmosphäre und Kolorit entfernt an Frank Millers "Sin City" erinnern, bleibt Moore weit hinter dessen ästhetischer Kohärenz und Artistik zurück. Die Story wirkt zudem ähnlich überkonstruiert wie Prison Break, Staffel 3. Ein medialer Ort übrigens, wo Amaury Nolasco alias Jack Lupino, Schlächter im Film, besser geblieben wäre, zusammen mit einer Reihe anderer aus amerikanischen Serien zusammengesuchter Schauspieler (Mila Kunis aus "Family Guys", Donal Logue aus "Life"). Einziger Lichtblick im Schneetreiben: Mark Wahlberg als Max Payne, der gekonnt die Balance zu halten versteht zwischen der Unbeseeltheit einer Videogame-Figur und ihrer filmischen Repräsentation. Der Rest ist ziemlich billiger Abklatsch. Joystick her!

17.02.2024

2

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Kommentare

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Mikelking

vor 10 Jahren

Ich kenne die Games nicht und hatte daher keine grossen Erwartungen. Der Film hat einen starken Anfang, wird dann allerdings schwach...


Barbarum

vor 11 Jahren

Nein, echt jetzt. Abgesehen von ein, oder zwei nett anzusehenen Zeitlupen, strotzt der Film einfach nur von Hektik und hat absolut nichts zu bieten. Ein Film, bei dem ich bereue dafür Geld ausgegeben zu haben. Hätte ich ihn für umsonst am TV angesehen würde ich vielleicht zwei Punkte geben, so reicht es nur für die Tiefstnote.Mehr anzeigen


phipo

vor 15 Jahren

Sehr lahme und durchschaubare Handlung. Auch nicht so Actionreich wie man aufgrund des Spiels denken könnte. Schade da wäre sich mehr drin gelegen.


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