C'est la vie - So sind wir, so ist das Leben Frankreich 2008 – 113min.

Filmkritik

Familienbande

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Geschickte Erzählstruktur, glaubwürdige Dialoge und ein sehenswertes Ensemble: Rémi Bezançons Tragikomödie sticht aus der Masse verfilmter Familiengeschichten hervor.

Regisseur und Autor Rémi Bezançon hat sich für seinen zweiten Langfilm eine besondere Struktur ausgedacht. Er erzählt, verteilt über einen Zeitraum von mehr als zwölf Jahren, von fünf einzelnen Tagen im Leben der fünfköpfigen Familie Duval. Wahllos sind die dabei selbstverständlich nicht gewählt, sondern exemplarisch genug, um schnell ein Gespür zu bekommen für diese eigentlich ganz normale Familie und die Veränderungen, die sie durchmacht.

Vater Robert (Jacques Gamblin) ist Taxifahrer, Mutter Marie-Jeanne (Zabou Breitman) beschließt irgendwann, doch noch ein Kunststudium zu beginnen. Den ältesten Sohn Albert (Pio Marmai) zieht es schnell von zuhause fort in Richtung einer ehrgeizig vorangetriebenen Chirurgenkarriere, während sein antriebsloser Bruder Raphael (Marc-André Grondin) dem heimischen Esstisch (und dem immer freigehaltenen Jugendzimmer) nie lange fernbleibt. Nesthäkchen Fleur (Déborah François) schließlich ist so etwas wie das schwarze Schaf der Familie und immer ein wenig auf Rebellion aus.

Auszüge und Wiedereinzüge, heftige Streits und ausgelassene Dinner, Krankheiten und Romanzen sowie ein nicht unkompliziertes Verhältnis zu Roberts Vater sind es, die den in «Le premier jour du reste de ta vie» gezeigten Alltag der Duvals bestimmen. Nichts anderes als anderswo auch also, und genau in dieser vermeintlichen Gewöhnlichkeit, in der Bezançon immer wieder das Spezielle entdeckt, liegt der große Reiz dieses im ergiebigen Spannungsfeld von federleichtem Humor und melancholischer Tragik angesiedelten Films.

Die charmante Unaufgeregtheit, mit der auch die seltenen Momente großer Dramatik inszeniert werden, lässt ebenso Spielraum für Identifikation und Interpretation wie der nie präzisierte Spielort (allerdings erkennbar nicht Paris) und die Verteilung der Erzählzeit auf die 1980er, 1990er und Nuller Jahre. Beliebig oder gar banal wird das Gezeigte trotzdem keinen Moment, was zum einen an Bezançons erstaunlich heterogenem, aber enorm einnehmendem Ensemble liegt, zum anderen und in erster Linie jedoch an seinem Drehbuch. Das nämlich lebt nicht nur von seiner geschickten Struktur und den erfreulich authentischen Dialogen, sondern vor allem von der klugen Erkenntnis, dass nicht immer jedes Detail erklärt und ausformuliert werden muss. Eine Taktik, die - wie jeder weiß - gerade im Familienkreis meist die effektivste ist!

17.02.2024

4

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Kommentare

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leguana

vor 14 Jahren

filmisch in Szene gesetzte, manchmal laute und dann wieder ganz stille Passagen, die mal vor Witz sprühen und dann eher wieder nachdenklich stimmen. Sehr schön und auf eine ganz natürliche Weise umgesetzt.


cinemansilvia

vor 14 Jahren

Ein schöner Film über das Leben. Sehr Empfehlenswert.


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