Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels USA 2008 – 122min.

Filmkritik

Abteilung: Helden der Vergangenheit

Bruno Zweifel
Filmkritik: Bruno Zweifel

Ganze 19 Jahre dauerte das Warten auf den vierten Teil der Indiana-Jones-Reihe: "The Kingdom of the Crystal Skull". Hat es sich gelohnt? Ja, wenn man Indiana Jones mag, ja, wenn man George Lucas und Steven Spielberg mag, und ja, wenn man Filme mag, bei denen Kritiker gerne von "Achterbahnfahrten" reden.

Gutes Abenteuer-Kino ist nachweislich zu 88 Prozent Überwältigungs-Kino. Und nie funktioniert das überwältigte Staunen besser denn als Kind: "Wo kommen all diese Schurken her?", "Wie ist er da bloss entkommen?", "Was fliegt denn hier in die Luft?" George Lucas hat das begriffen und macht seit Jahren Filme für kleinere und grössere Kinder. Man kann auch sagen: Er erzählt seine Geschichten im Comic-Strip-Format. Und nichts von all dem ist abschätzig gemeint.

Bei Lucas und seinem Kompagnon Steven Spielberg dürfen Helden also noch Helden sein. Darum nennt das Presseheft zu "Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull" seine Hauptfigur ebenso vollmundig wie korrekt "die Definition des Abenteurers an sich" und lobhudelt zwei Seiten weiter von "Spielbergs (Regisseur) beispielloser Vision und Lucas' (Produzent) grenzenlosem Ideenreichtum". Das Resultat dieser Paarung liest sich allerdings wie von Erich von Däniken ins Notizbuch diktiert: Der Archäologe/Haudegen Indiana Jones sucht im Urwald von Peru nach einem legendären Kristallschädel. Der sieht nicht nur aus wie der Kopf von H.R. Gigers Alien, er verspricht auch demjenigen unendliche Macht, der ihn nach Akator zurückbringt, eine mystische Stadt aus Gold.

Wo Gold und Macht winken, ist bei "Indiana Jones" das Böse nie weit. Diesmal wird es gespielt vom Sowjetkommunismus und angeführt von einer auf dem schmalen Grad zur Parodie balancierenden Cate Blanchett. Auf Seiten der Guten: Harrison Ford, der rabaukenhafte Sidekick Shia LaBeouf, John Hurt als verrückt gewordener Professor Bienlein, pardon: Professor Oxley und Karen Allen, die schon in "Raiders of the Lost Ark" (1981) mit Ford zusammen nach der Bundeslade suchte.

"The Kingdom of the Crystal Skull" spielt im Jahr 1957, also 19 Jahre nach dem letzten Indy-Abenteuer "Indiana Jones and the Last Crusade". Ganze 19 Jahre sind auch im richtigen Leben verstrichen - weil die Macher nicht über das Drehbuch einig wurden, heisst es. Vielleicht setzen Spielberg und Lucas auf die Vergesslichkeit ihres Publikums und bedienen sich deshalb so ungeniert aus dem eigenen Ideen-Fundus: Halsbrecherische Verfolgungsjagden in Militärfahrzeugen, Artefakte mit übernatürlichen Kräften, Verrat unter Freunden, eklige Insekten: Man muss nur "Kristallschädel" mit "Heiliger Gral" ersetzen, "Akator" mit dem "sichelförmigen Tal" und Shia La Boeuf mit Sean Connery - schon sitzt man in "The Last Crusade".

Aber bot nicht schon der letzte Teil vor allem eine gelungene Variation des Altbekannten? Und Spielberg/Lucas wären selten dumm, würden sie den Fans nicht genau das liefern, was die erwarten. Solange sie es auf höchstem Niveau des Popcorn-Kinos tun, gibt es daran auch nichts auszusetzen. Zuletzt am Regisseur: Spielberg inszeniert seine Pulp-Fantasien mit spielerischer Leichtigkeit und lässt allen Unkenrufen zum Trotz Humor und Selbstironie nie zu kurz kommen. Wer auf einen anderen Film als diesen hoffte, hat Indiana Jones nie wirklich verstanden.

18.07.2012

4

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

die drei erste sind besser.. aber herzlich willkommen zurück indy... Ford kann es noch immer.


faron

vor 12 Jahren

Kein Film für Leute, die glauben, ihre Schulweisheit sei die einzig gültige Wahrheit. Aber ich fand ihn spitze! Kommt knapp hinter dem dritten Teil auf den 2. Platz meiner Indy-Hitliste!


Gelöschter Nutzer

vor 14 Jahren

Was uns da unter dem Titel "Indiana Jones und das Königreich des
Kristallschädels" verkauft worden ist, war mehr als nur ent-
täuschend. Da konnte ich mir nach meinem Kinobesuch die
frustrierende und abschliessende (um Gottes willen nicht für die
Beantwortung bestimmte) Frage stellen: was sollte das eigentlich?

Enttäuschend zu wissen, dass bei diesem (hoffentlich dann
letzten) Indiana Jones-Film Herr Steven Spielberg höchstpersönlich
Regie geführt hat. Erstaunlich (zum Ersten).

Kurz gesagt bzw. geschrieben kann man auch festhalten, dass die
Qualität der Vorgänger nicht ansatzweise beim 4. Teil erreicht
wurde. Das Ende wird dann noch damit "gekrönt", dass Wesen "from
outer space" einen zwar kurzen, aber völlig sinnlos-absurden
Auftritt bekommen. Erstaunlich (zum Zweiten).

Komplett deplaziert und aus Sicht der schauspielerischen Leistung
unter dem Gefrierpunkt: Cate Blanchett und Shia LaBeouf.
Erstaunlich (zum Dritten), da ich eigentlich Cate Blanchett klar
zu der Kategorie "sehr gute und wandlungsfähige Schaupielerin"
einordne.

Da komme ich doch fast nicht mehr aus dem Staunen heraus...


... by the way: an alle Indiana Jones-Fans da draussen, die sich
dem Königreich des Kristallschädels noch nicht gewidmet haben
sollten! Erspart Euch diesen letzten Teil der Reihe, so, dass für
euch zumindest die Magie der Vorgänger noch für eine sehr lange
Zeit erhalten bleibt.

Indiana Jones 4: E. T. & Co. zu Gast bei Dr. Jones.Mehr anzeigen


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