Wen die Geister lieben USA 2008 – 102min.

Filmkritik

Die Geister, die mich riefen

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

In Hollywood liebt man Ricky Gervais. Seine Sitcom "The Office" brachte ihm Golden Globes und Emmys (sowie ein US-Remake) ein, deren Nachfolger "Extras" lockte die hochkarätigsten Gaststars an und sogar für die Moderation der Oscar-Verleihung war der britische Komiker zuletzt im Gespräch. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis man ihm seine erste Kinohauptrolle geben würde.

Nun ist es so weit: In "Ghost Town" spielt Ricky Gervais den Zahnarzt Dr. Bertram Pincus, einen grummeligen Misanthropen wie er im Buche steht. Zwischenmenschlichen Kontakt mit seinen Patienten scheut er, Nachbarn hält er den Fahrstuhl nicht auf und überhaupt will er am liebsten in Ruhe gelassen werden. Das gestaltet sich allerdings zusehends schwierig, als er nach einem Krankenhausaufenthalt plötzlich von den Toten heimgesucht wird.

Bei einer Operation hatte sein Herz für einen kleinen Moment aufgehört zu schlagen, seither kann er die Geister sehen. Und die geben keine Ruhe, denn alle wollen etwas von Pincus. Am hartnäckigsten ist dabei Frank (Greg Kinnear), der unbedingt die Hilfe des Zahnarztes braucht um zu verhindern, dass seine Frau Gwen (Téa Leoni) wieder heiratet. Die lebt ausgerechnet bei Pincus im Haus und erweist sich als so charmant und clever, dass selbst der zynische Menschenfeind schwach wird.

Unerledigte Aufgaben zu früh Verstorbener sind in Hollywood kein neues Thema, man denke nur an "Heaven Can Wait" oder "Ghost". Genau wie in jenen Filmen drängt sich auch in "Ghost Town" zusehends das romantische Element in den Vordergrund, nachdem anfangs das Komische die Handlung dominiert. Damit war zu rechnen und doch wird es für den Film von David Koepp (zuletzt eher für Thriller wie "Secret Window" verantwortlich) ein bisschen zum Problem. In den relativ konventionell befolgten Strukturen der romantischen Komödie scheint Gervais nach Auftritten in "Stardust" und "Night at the Museum" in seiner ersten Kinohauptrolle nie ganz in seinem Element zu sein. Zwar hält sich "Ghost Town" am Ende fern von zu plattem Kitsch und zumindest in der englischen Originalfassung lassen sich eine ganze Reihe wirklich gelungener Gags finden. Aber seine echte Stärke, die ätzend-schonungslose und frappierend-absurde Boshaftigkeit kann Gervais hier nicht annähernd so ausspielen, wie man sich das als Fan vielleicht gewünscht hätte.

Verglichen mit anderen Vertretern des Genres ist "Ghost Town" allerdings ohne Frage einer der sympathischsten und leichtfüssigsten Beiträge seit geraumer Zeit, wozu natürlich auch Kinnear und Leoni beitragen, zwei von Hollywoods zuverlässigsten und chronisch unterschätzten Schauspielern.

03.02.2009

4

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Kommentare

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Janissli

vor 6 Jahren

Sehr amüsant. Dieser Film gehört definitiv zu den besseren Geister-Kömödien.


Patrick

vor 11 Jahren

GEISTER-STADT.
Drollige&Liebenswerte Geisterkomödie zum Feierabend Bier.
Dem Spass gebe ich 3. 1/2 Punkte.


Taz

vor 15 Jahren

Toller Anfange, mittelmässige Fortsetzung. Mit mehr Mut hätte hier ein ganz böses und gutes Filmchen gelingen können.


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