CH.FILM

Du bruit dans la tête Deutschland, Schweiz 2008 – 90min.

Filmkritik

Wenn es rauscht im Kopf

Jörg Hüssy
Filmkritik: Jörg Hüssy

Schon wieder macht ein Film aus der Romandie positiv auf sich aufmerksam. Nach Lionel Baiers «Un autre homme» und Ursula Meiers «Home» kommt nun der zweite Spielfilm von Vincent Pluss in die Schweizer Kinos: eine Sozialstudie im Dogma-Stil.

Das Leben der gut 30-jährigen Laura (Céline Bolomey) ist in einer Übergangsphase begriffen. Nach einem Soziologiestudium in Montreal kehrt sie nach Genf zurück. Dort versucht sie als Journalistin den Berufseinstieg. Eine Auseinandersetzung mit einem Kollegen beendet jedoch das Arbeitsverhältnis frühzeitig. Auch ihre Beziehung steht vor dem aus. Laura ist kompliziert und macht sich das Leben schwer. So auch als sie kurz vor ihrer Entlassung auf der Strasse einen Teenager sieht, der Gratiszeitungen verkauft. Leicht irritiert spricht sie ihn an, lädt ihn zu einem Kaffee ein und nimmt ihn schliesslich als «Wohngenossen» bei sich auf.

Vincent Pluss ist an einer realistischen Gegenwart gelegen. Sein vom Dogma-Manifest beeinflusstes Kino geht nahe an die Figuren heran. Bereits sein Spielfilmdebut «On dirait le sud», das er an einem Wochenende gedreht hatte, überzeugte durch seine frische und direkte Art, die Schauspieler entwickelten das Drehbuch auf dem Set weiter. In «Du bruit dans la tête» bringt er nun dieses Verfahren zur Meisterschaft.

Für ihre eindringliche Darstellung der Laura - einer ausnehmend spannenden Figur - erhielt Céline Bolomey den Schweizer Filmpreis. Zu recht, denn dieses Porträt einer jungen Frau berührt, auch wenn es nicht die Intensität und sozialkritische Brisanz der Filme der Dardenne-Brüder erreicht. Mit Hilfe eines formalen Experiments gelingt es dem Genfer Regisseur Lauras innere Zerrissenheit umzusetzen. Ihre Gedanken sind gleichberechtigt neben den wirklich ausgesprochenen Sätzen auf der Tonspur zu hören, es ist das «Rauschen im Kopf» wie der Titel auf Deutsch lautet.

Im Laufe des Films werden dann auch ihre Phantasien filmisch umgesetzt. Immer wieder bleibt die Handlung in der Schwebe zwischen Realem und Imaginiertem. Pluss weiss diese Störeffekte stimmig und gut dosiert einzusetzen. Dem deutschsprachigen Publikum entzieht sich jedoch ein Teil dieser Unbestimmtheit, da bei den Untertiteln leider auf Eindeutigkeit gesetzt wurde. Die nicht ausgesprochenen Gedanken wurden kursiv gesetzt.

01.06.2009

4

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