Der Baader-Meinhof Komplex Tschechische Republik, Frankreich, Deutschland 2008 – 150min.

Filmkritik

Natürlich darf geschossen werden

Pascal Jurt
Filmkritik: Pascal Jurt

Nach zahlreichen filmischen Annäherungen an das RAF-Gespenst war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand der Verfilmung des Buches von Stefan Aust annehmen würde. Bernd Eichinger und Uli Edel haben es gewagt - und sind gescheitert.

Während die Auseinandersetzungen um die Freilassung von Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar im letzten Jahr sowie die Debatte um die RAF-Ausstellung 2005 vor allem klar machten, dass sich noch kein dominantes Vergangenheitsnarrativ durchgesetzt hat, so jubelte nun FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher, "Der Baader-Meinhof Komplex" habe womöglich die Kraft, die komplette RAF-Rezeption auf eine neue Ebene zu stellen. Weit gefehlt: Eine Historisierung, die die anti-israelische Politik der "Leninisten mit Knarre" (wie die linksradikale Agit 883 die "Rote-Armee-Fraktion" schon in den 1970er Jahren nannte) oder ihre absolute Fehleinschätzung der weltweiten Klassenkämpfe reflektiert, konnte von diesem Spektakel von vornherein nicht erwartet werden.

Nichts Neues erfährt man hier, die von Stefan Aust dominierte Interpretation der RAF-Geschichte wird einfach mit prominenter Besetzung nacherzählt. Johanna Wokalek als toughe Gudrun Ensslin redet bedeutungsschwanger wie in einem existentialistischen Theaterstück, Ulrike Meinhof, die von Martina Gedeck dargestellt wird, heult wie ein Schlosshund, als sie gefasst und von einem Polizeibeamten gefragt wird, ob sie wirklich die Meinhof sei, und Moritz Bleibtreu mimt Andreas Baader als Deppen fast zu glaubwürdig. Im Schnelldurchlauf wird die Bildung und Entwicklung der "Baader-Meinhof-Bande" durchexerziert.

Ein paar spektakuläre Demonstrationsszenen, ein Arbeitgeberpräsident und ehemaliger SS-Mann, der sich aus dem "Volksgefängnis" meldet, Baaders Rumgebrülle und - als BKA-Chef Horst Herold - ein Bruno Ganz, der zu sehr in seiner Rolle als Hitler stecken geblieben ist, erklären noch lange nicht die politischen Verhältnisse der BRD. Meinhof erwischt ihren Mann Klaus-Rainer Röhl beim Vögeln mit einem anderen und schon landet sie im Untergrund. Die politischen Beweggründe in den Untergrund zu gehen werden so privatisiert. Regisseur Uli Edel, der in letzter Zeit sich vor allem einen Ruf mit Fernsehproduktionen wie "Die Nibelungen" und "Julius Cäsar" machte, versucht Action- und Psychodrama zu verketten und will zusätzlich auch noch einen "authentischen" Ausstattungsfilm hinlegen. Die SchauspielerInnen wirken jedoch in ihren schicken Vintageklamotten wie Abziehbilder aus anderen RAF-Filmen.

13.07.2012

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Kommentare

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punkrott21

vor 12 Jahren

Hammer Film


staab

vor 15 Jahren

Gute Schauspieler, gute Regie, sehr gute Kamera.
Der Film regt zum Nachlesen an, und das ist meines Erachtens das Wichtigste bei einem Geschichtsfilm.
Soweit ich das beurteilen kann, wurden die damaligen Ereignisse auch sehr genau geschildert.


oktopus

vor 15 Jahren

Obwohl ich mich vorher noch mit der Geschichte intensiv befasst habe, fand ich den Film sehr lehrreich.


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