Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street Grossbritannien, USA 2007 – 116min.

Filmkritik

Wenn rasieren weh tut

Bruno Zweifel
Filmkritik: Bruno Zweifel

Wenn Sweeney Todd zum Rasiermesser greift, fliesst Blut. Johnny Depp spielt die Rolle des Racheengels in Barbiergestalt beängstigend intensiv. Und Regisseur Tim Burton gelingt ein wahrhaftes Horror-Musical.

London im frühen 19. Jahrhundert: Die Gassen sind eng, die Menschen tragen schmutziggraue Kleider, und Kinder landen schneller im Arbeitsheim, als man Charles Dickens sagen kann. Hierhin kehrt Sweeney Todd nach 15 Jahren unschuldiger Verbannung zurück. Schuld an seinem Unrecht trägt ein lüsterner Richter namens Turpin. Der nahm sich bald Todds Frau mit Gewalt, worauf die sich aus Scham vergiftete. Zurück blieb ein blondes Mädchen, das Turpin als Mündel behielt. Als Todd von der Tragödie erfährt, wird er zum Wahnsinnigen. Ein Virtuose mit dem Rasiermesser, rächt er sich an jedem, der auf seinem Friseurstuhl Platz nimmt. Nun spritzt Blut in Hektolitern aus aufgeschlitzten Hälsen. Und weil gleich unter Todds Salon ein Pasteten-Restaurant liegt, ist für die nachhaltige Entsorgung der Leichen gesorgt ...

Die Figur des Sweeney Todd existiert in der englischen Literatur seit dem 19. Jahrhundert. Verfilmt wurde die Geschichte schon 1936, ikonographischen Status erreichte sie spätestens mit dem Musical "Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street" von 1979. Seither gab es einige Versuche, den Stoff wieder auf die Leinwand zu bringen. Die Namen der damit assoziierten Schauspieler lesen sich wie ein Auszug aus dem Telefonbuch für Hollywoodstars (Robert De Niro, Al Pacino und Dustin Hoffman, um Beispiele zu geben).

Dass Johnny Depp nun den Part spielt, liegt am Einverständnis von Stephen Sondheim, der das Musical komponierte und ein Vetorecht bei der Besetzung der filmischen Umsetzung forderte. Depp mag nicht der beste Sänger sein, den rachsüchtigen Barbier spielt er geradezu beängstigend intensiv. Auch die Rolle von Todds Komplizin Mrs. Lovett bedurfte Sondheims Placet. Dass sie an Helena Bonham Carter ging, hat also weniger mit Bonham Carters Beziehung zum Regisseur zu tun, als mit deren Gesangstalent. Und gesungen wird in "Sweeney Todd" nicht zu knapp - so viel sogar, dass die Geschichte stellenweise kaum vorankommt.

Perfekt inszeniert ist der Film aber allemal, als schöne Kombination von Elementen aus Burton-Filmen wie "Sleepy Hollow" und "Edward Scissorhands". Wohlgemerkt: Besonders innovativ ist die oppulente Goth-Ästhetik zu keiner Zeit. Ihre visuellen Schlüsselelemente findet man auf dem Pausenhof jedes durchschnittlichen Provinz-Gymnasiums. Eindrücklich aber, wie Tim Burton ein Musicals mit drastischen Bildern spickt und so die kitschigen Untiefen des Genres sicher umschifft. Geradezu genüsslich zeigt er den Aufprall des Dutzend Leichen, die im Lauf des Films aus Sweeney Todds Salon im Ofenkeller des Pasteten-Restaurants landen und dort kopfvoran am Boden zerschmettern. Einer der Toten ist übrigens Sacha Baron Cohen, der einen schönen Auftritt als überkandidelter Figaro hat.

27.04.2012

4

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Kommentare

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dulik

vor 6 Jahren Exzellent

Schaurig schöner Musikfilm mit tollen Darstellern, aufwändigen Kostümen und einem beeindruckenden Szenenbild. "Sweeney Todd" ist überraschend blutig und auch in vielen anderen Bereichen ziemlich extrem; also definitiv kein Familien-Musical ;)
Die Geschichte ist zwar einfach, durch die vielen Wendungen und Kuriositäten aber interessant und spannend. Die Musik steht meistens im Vordergrund. Gute Englischkenntnisse sind da definitiv von Vorteil.
8/10Mehr anzeigen


MrsStraciatella

vor 10 Jahren

Super Besetzung, tolle Musik und trotz meiner Liebe zu blutigen Filmen war er etwas zu stark. Nicht schlecht aber!


Shaye

vor 12 Jahren

Musical-ähnlicher Film mit Top-Besetzung. Helena Bonham-Carter und Johnny Depp als Bäcker eines leckeren, düsteren und makabren Pie-Movies. Yummi!


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