Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt USA 2007 – 168min.

Filmkritik

Am Ende der Trilogie

Simon Spiegel
Filmkritik: Simon Spiegel

Im Grunde ist so ein Pirat ja keine sonderlich sympathische Figur: Er verbringt den Tag damit, unbescholtene Seefahrer zu überfallen und auszurauben, versenkt ihre Schiffe, plündert ihr Hab und Gut und macht sich über ihre Frauen her. Dennoch erfreuen sich Jack Sparrow und seine Gefährten grosser Popularität und stechen diesen Sommer bereits zum dritten Mal in See.

Das Rezept, wie man aus einem Verbrecher eine sympathische Figur macht, ist einfach: Es braucht bloss einen Widersacher, der so richtig hinterhältig und gemein ist, und schon wird aus einem Dieb und Mörder ein Sympathieträger. In "Pirates of the Caribbean: At World's End" wird der Part des Bösewichts von Lord Cutler Beckett (Tom Hollander) übernommen, dem Gesandten der East India Company, der auf dem Meer rücksichtslos aufräumt. Ein blasser, leidenschaftsloser Geschäftsmann ohne Sinn für Ehre, den einzig der Profit interessiert; die wahren Räuber und Halsabschneider, das sind nicht etwa die Piraten, sondern die Handlanger des Grosskapitals. Die Freibeuter dagegen sind eine aussterbende Spezies, die letzten Helden in einer immer kleiner werdenden, globalisierten Welt. Dabei ist natürlich auch "At World's End" - wie schon der zweite Teil - ein hochgezüchtetes Spektakel. Wenn Regisseur Gore Verbinski das Hohelied der Globalisierungsgegner anstimmt, dann tut er das mit der geballten Kraft der US-Unterhaltungsindustrie.

Dieser ganze verdrehte ideologische Subtext könnte einem ja herzlich egal sein, wenn "At World's End" sein Versprechen einlösen würde und tatsächlich unterhaltsam wäre. Mit Schrecken stellt man aber fest, dass der Film ziemlich unlustig daherkommt. Sicher gibt es noch einige Lacher, und Johnny Depp sieht man einfach immer gerne zu, aber Verbinski konzentriert sich viel zu sehr darauf, in jeder Szene noch mehr aufzutrumpfen. So dürfen wir unter anderem Depp im Gespräch mit seinen imaginären Alter Egos erleben. Das ist zwar durchaus komisch, nimmt der Figur aber viel von ihrem Geheimnis und ist letztlich ein Zeichen von Hilflosigkeit. Denn die Überlegung dahinter ist allzu simpel: Wenn ein Jack Sparrow alleine nicht mehr reicht, um den Film zu tragen, müssen eben mehrere her.

So wird an allen Ecken und Enden aufgerüstet. Nicht nur ist "At World's End" mit fast drei Stunden Spielzeit der längste Film der Reihe, parallel zur Effekt- und Figurenüberfrachtung wuchert auch die Geschichte: Da gibt es eine Totenwelt, aus der man erstaunlich leicht zurückkehren kann, Piratenfürsten, einen Ältestenrat der Piraten, einen Hüter des Codex, einen Piratenkönig (oder vielmehr: eine Königin), eine launenhafte Seegöttin und so viele Intrigen und Pakte, dass einem davon schwindliger wird als von der grossen Schlussschlacht im Mahlstrom.

Am Ende lässt einen "Pirates of the Caribbean: At World's End" erschöpft und einigermassen unbefriedigt zurück und man hofft, dass nun vorläufig Schluss ist mit Jack Sparrow und Konsorten. Freilich ist das Ende offen genug, um problemlos eine weitere Fortsetzung anzuhängen. Ob der Kampf der Piraten gegen das Grosskapital weitergeht, werden letztlich aber einzig die Einspielergebnisse entscheiden.

31.05.2021

3

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Kommentare

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MrsStraciatella

vor 10 Jahren

Ein würdiger Abschluss der Trilogie!
Sie hätten sich den 4ten Teil sparen könne, die Story ging hiermit perfekt zu Ende.


raffi44

vor 16 Jahren

ich fand den Film gut.


antony

vor 16 Jahren

Ich hätte niemals gedacht, dass ich jemals auf einem Kinostuhl einschlafen würde. Aber bei diesem Film ist dies tatsächlich geschehen! Zu lange, verwirrend, langweilig und mühsam! Einfache Zeit- und Geldverschwendung!!!


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