Married Life Kanada, USA 2007 – 90min.

Filmkritik

Es qualmen so stilvoll die Zigaretten

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Kann man als Filmemacher nur davon erzählen, was man selbst erlebt und erfahren hat? Selbstverständlich nicht, und so kommt es, dass der amerikanische Regisseur Ira Sachs zwar schwul ist und die US-Haltung gegenüber der Homo-Ehe aufgebracht als "Bigotterie" beschimpft, aber für seine Geschichten über Betrug und Täuschung doch immer wieder heterosexuelle Beziehungen wählt.

Das war bei "Forty Shades of Blue" so, der den Großen Preis beim renommierten Sundance-Festival gewann (und trotzdem in den Kinos unterging bzw. gar nicht erst anlief) - und ist nun bei "Married Life" nicht anders. Wie der Titel bereits andeutet, steht hier ein Ehepaar im Zentrum des Geschehens. Geschäftmann Harry (Chris Cooper) würde eigentlich gerne seine junge Geliebte, die verwitwete Kay (Rachel McAdams) heiraten. Weil er seiner Ehefrau Pat (Patricia Clarkson) allzu großes Leid ersparen will, entscheidet er sich für Mord statt Scheidung. Dass gleichzeitig sein bester Freund und einziger Vertrauter Richard (Pierce Brosnan) hinter seinem Rücken mehr als nur ein Auge auf Kay wirft und auch die überraschend freidenkende Gattin nicht ohne Geheimnisse ist, bringt seine Pläne allerdings gehörig durcheinander.

Weil die auf dem Roman "Five Roundabouts to Heaven" von John Bingham basierende Handlung 1949 spielt, sieht "Married Life" bezaubernd aus, mit vielen eleganten Kostümen, schicken Kulissen und reichlich Zigarettenrauch. Der Erzählton schwankt dabei etwas ziellos zwischen betulichem Krimi, Liebesdrama und satirischer Komödie, doch das ist nicht das größte Problem. Zum Problem wird eher Sachs' einigermaßen altmodische und vor allem ziemlich distanzierte Inszenierung.

Zwar hat er schon recht, dass auch in dieser Geschichte bis heute gültige Aussagen über die Strukturen zwischenmenschlicher Beziehungen stecken, aber etwas deutlicher hätte man den modernen Subtext schon zur Geltung bringen können, um den Zuschauer wirklich zu packen. So nämlich ist das üppige Dekors derart dominierend, dass "Married Life" vor allem wie eine hochnostalgische, aber letztlich fast belanglose Hommage an vermeintlich bessere (und so viel stilvollere) Zeiten wirkt. Sehenswert ist das allerdings trotzdem, denn das Darstellerquartett - insbesondere Cooper und die einzigartige Clarkson - ist von zeitloser Klasse.



17.02.2024

3

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

ein charmante film über liebe?... na ja vergiften ist nicht wirklich charmant


Urs23

vor 12 Jahren

Spannend, mit vielen unerwarteten Wendungen.


Patrick

vor 15 Jahren

Grandiose Darsteller und eine Grandiose Ausstattung im ende 40iger lock
Die orginele Story macht auch mega Spass anzusehen!
Nur ein bissigers Filmende hätte ich mir gewünscht.


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