Stirb langsam 4.0 Grossbritannien, USA 2007 – 127min.

Filmkritik

Alternder Held gegen neumodische Technik

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

In «Die Hard 4.0» kommt die Bedrohung für Bruce Willis aus dem Internet.

Ob Sylvester Stallone als «Rocky Balboa» oder kommenden Sommer Harrison Ford im nächsten «Indiana Jones» - alternde Hollywoodstars greifen sie momentan gerne auf die bewährten Heldenrollen der Achtziger zurück. Auch Bruce Willis ist einer dieser Action-Helden von früher, der nach Enttäuschungen («Hostage», «Perfect Stranger») mit «Die Hard 4.0» erneut auf Bewährtes setzt.

John McClane, der zwischen 1988 und 1995 dreimal Verbrecher bekämpfte, ist wie sein Darsteller mittlerweile ein alternder Mann in der Krise. So recht scheint sich Drehbuchautor Mark Bomback nicht sicher gewesen zu sein, ob ein solch desillusionierter Kerl der Richtige für das Blockbuster-Publikum ist. Deswegen bekommt der alte Mann einen jungen Burschen an die Seite: ein unbedarfter Computer-Hacker (Justin Long) ist dem FBI ins Visier geraten, und McClane soll ihn nach Washington überführen. Das sieht einmal mehr nach Routine aus, doch schon nach wenigen Minuten hat das Team wider Willen ein paar skrupellose Auftragskiller am Hals.

Matt, der zum Abschuss freigegebene Hacker, soll der nachgewachsenen Zielgruppe als Identifikationshilfe dienen, und sein Zugang zum Internet ist, bei aller Achtziger-Nostalgie, für die Modernität in «Die Hard 4.0» zuständig. Auch das Böse schlägt deshalb online zu: Thomas Gabriel (Timothy Olyphant) will die gesamte computergesteuerte Infrastruktur der USA lahm legen und braucht dazu nicht viel mehr als ein paar Hochleistungs-Server und eine Handvoll Passwörter.

Zum Glück für den Zuschauer hat McClane von all dem technischen Schnickschnack keine Ahnung und bringt deswegen doch immer wieder seine Knarre und die gar nicht altersmüden Fäuste zum Einsatz. Denn die Gefahren der virtuellen Welt machen auf der Kinoleinwand auch dieses Mal visuell kaum etwas her, und nicht zuletzt deswegen mangelt es Olyphant an dem fiesen Charisma, das in Teil 1 damals Alan Rickman als Bösewicht verströmte. Man könnte allerdings den Computer-Firlefanz ebenso verschmerzen wie die asiatische Gangster-Handlangerin (Maggie Q), wenn sich der Film an den ersten beiden Teilen orientieren und auf intensive Spannung durch eine realistische Story setzen würde. Doch die humorvoll-augenzwinkernden Sprüche wirken dieses Mal allzu verkrampft und bemüht.

Regisseur Len Wiseman lässt spätestens in der zweiten Hälfte seine Inszenierung völlig aus dem Ruder laufen. Dass McClane und Matt irgendwann von Gejagten zu Jägern werden, versteht sich in der «Stirb langsam»-Tradition von selbst. Doch die Regie begnügt sich nicht mit wilden Verfolgungsjagden, reichlich Geballer und einer spektakulären Tunnelsequenz. Weil man mit den Konkurrenz-Produktionen mithalten will, kommt es später auch zum Kampf LKW gegen Kampfjet - und der Film driftet endgültig ins Lächerliche ab.

Bruce Willis trägt an diesem Scheitern die geringste Schuld; als wortkarger Kämpfer macht er auch heute noch eine glaubwürdige Figur und weiss die Alterskrise seines hemdsärmeligen Helden durchaus für sich zu nutzen. Doch man hätte ihm einfach mehr vertrauen sollen. Der unbedingte Wille zu jugendlicher Hippness und technologischer Modernität untergräbt die Action-Autorität des alten Recken nämlich aufs Bedenklichste.

19.02.2021

3

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Kommentare

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Barbarum

vor 11 Jahren

Ein tauglicher Actionfilm, aber eine Beleidigung für jeden anderen Die Hard-Teil.


xMysticGaMe

vor 11 Jahren

Verliert langsam an Spannung. Trotzdem ganz guter Film.


Gelöschter Nutzer

vor 11 Jahren

Was passiert, wenn McClane keine Kugeln im Magazin mehr hat? Spielt keine Rolle, irgendwie kriegt jeden knallhart zu fassen!!


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