Sterben für Anfänger Deutschland, Grossbritannien, USA 2007 – 90min.

Filmkritik

Sterbenskomisch

Simon Spiegel
Filmkritik: Simon Spiegel

Frank Oz hat mit "Death at a Funeral" einen sehr "britischen" Film mit viel schwarzem Humor gedreht. Ein Grossteil der Pointen ist zwar absehbar, aber es gibt dennoch viel zu lachen.

Wahrscheinlich ist Frank Oz einer der bekanntesten Unbekannten Hollywoods. Er hat jahrelang als Puppenspieler bei der "Muppet Show" gearbeitet, wo er unter anderem Miss Piggy seine Stimme geliehen hat, und er war auch der Sprecher Yodas in den "Star-Wars"-Filmen. Seit gut zwei Jahrzehnten ist Oz auch durchaus erfolgreich als Regisseur von Real-Spielfilmen tätig, wobei viele seiner Filme am gleichen Problem leiden: Gute Grundidee, hervorragend besetzt, doch wer den Trailer gesehen hat, kennt eigentlich alle guten Szenen schon. Das war bei den beiden Komödien "In & Out" und "Bowfinger" ebenso der Fall wie beim Einbruchsfilm "The Score". Schlecht war keiner dieser Filme, alle drei boten sie gut gemachte Unterhaltung, dennoch verliess man das Kino stets mit dem dumpfen Gefühl, dass eigentlich mehr möglich gewesen wäre. Über Oz' letzten Film, dem unsäglichen Remake der "Stepford Wives", legen wir hier höflich den Mantel des Schweigens.

Nach diesen grossen Produkten kommt Oz nun mit einem kleinen Film mit wenig bekannten Schauspielern in die Kinos, dem betont britischen "Death at a Funeral". Familienfeiern sind ja beliebtes Komödienmaterial, weil hier so viel schief gehen kann. Und wenn der Anlass der Zusammenkunft ein Begräbnis in Englands feinerer Gesellschaft ist, dann ist das umso besser, denn hier kann besonders viel schief gehen. Hier treffen sie alle aufeinander: Die beiden Söhne des Verstorbenen, zwischen denen es einige Rivalitäten gibt. Die Nichte des Verstorbenen mit ihrem Verlobten, den ihr Vater aber nicht ausstehen kann. Auch der frühere Liebhaber der Nichte sowie ein mürrischer Onkel dürfen nicht fehlen, und besonders wichtig ist ein ungeladener Gast, der einige delikate Dinge über den Verstorbenen weiss. Abgerundet wird die Trauergemeinschaft durch eine Pillendose, die anstelle von Valium eine ziemlich potente Droge enthält.

Die Ausgangslage ist somit ebenso klassisch wie beliebt: Ein Ensemble von Figuren mit vielen potenziellen Konflikten, die dann genüsslich ausgespielt werden. Natürlich gerät die Beerdigung zur Farce, hört der drogierte Simon (Alan Tudyk) Stimmen aus dem Sarg und klettert später nackt auf dem Dach herum. Derweil muss ein erpresserischer Kleinwüchsiger (Peter Dinklage) aus dem Weg geräumt werden, was schwierig ist, weil Onkel Alfie (Peter Vaughan) Probleme mit der Verdauung hat...

"Death at a Funeral" zieht in echt britischer Weise alle Register des geschmacklosen Humors, und so unterhaltsam der Film auch ist, am Ende beschleicht einen wieder dieses typische Frank-Oz-Gefühl. Das wird bereits in der ersten Szene augenfällig, als die Leichenbestatter den Sarg für die Beerdigung bringen. Alles läuft im würdigen, respektvollen Ton ab. Mit gedämpfter Stimme wird Sohn Daniel (Matthew Macfadyen) gefragt, ob er einen Blick in den Sarg werfen wolle, in dem dann natürlich die falsche Leiche liegt. - "Shit, we've got the wrong body". So witzig diese Szene ist, sie ist doch vom ersten Moment an absehbar, und so geht es den ganzen Film hindurch: Kein Gag kommt wirklich überraschend, fast jede Pointe kündigt sich im Voraus an. Somit ist auch "Death at Funeral" einmal mehr gutes Handwerk, bei dem trotz aller Lacher ein bisschen mehr möglich gewesen wäre.

24.01.2012

4

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Kommentare

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Barbarum

vor 9 Jahren

Ein Brüller jagt den nächsten.


nigella72

vor 12 Jahren

Absolut der Hammer! Sooo lustig!


Gelöschter Nutzer

vor 13 Jahren

Hier passt das Sprichwort „Spaß muss sein, und wenn’s auf der Beerdigung ist“. In dieser recht turbulenten Komödie, deren Herkunft sonst eher in Italien vermutet wird, passieren unglaubliche Dinge. Die Handlung gerät aber niemals zum Klamauk dank der guten Schauspieler und dem gelungenen Schnitt. Von den teils prominenten Akteuren sei nur Alan Tudyk hervorheben, der die Beerdigungsfeierlichkeiten ungewollt auf einem LSD-Trip miterlebt. Und da es ja eigentlich um ein ernstes Thema geht, findet man immer wieder auch beinahe ernste Szenen und Dialoge. Ansonsten ist aber viel Platz für viel Skurriles zum Thema Beerdigung; bisweilen etwas unappetitlich, inmitten der üblichen Familienstreitigkeiten und mit unerwarteten spaßigen Wendungen. Davon abgesehen gibt es keinen Höhepunkt. Stattdessen wird gleich bei der ersten Szene ein humorvoller Ton gefunden, der auf diesem Niveau bis zum Ende durchgehalten wird und somit recht gute Unterhaltung bietet. Ein Remake ist völlig überflüssig!
Ebenso gut wie der deutsch Titel ist der unübersetzbare Untertitel: „Last Rites and Wrongs“. Den muss man sich einfach laut übe die Zunge gehen lassen.Mehr anzeigen


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