Das Herz ist ein dunkler Wald Deutschland 2007 – 86min.

Filmkritik

Das Herz ist ein dunkler Wald

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Ihr Regiedebüt "Jeans" wurde von wenigen gesehen und von vielen missverstanden, aber Nicolette Krebitz hat sich nicht davon abschrecken lassen, ein weiteres Mal hinter die Kamera zu treten. Und so legt die Berlinerin, die als Schauspielerin nie die Karriere machte, die man ihr gewünscht hätte, nun "Das Herz ist ein dunkler Wald" nach.

Wo ihr Debüt seinen Charme vor allem aus größtmöglicher Authentizität und Improvisation gewann, setzt der Nachfolger auf strenge Konstruktion und ein großes Maß an bewusst eingesetzter Künstlichkeit. Der Plot von Krebitz' selbst verfasstem Drehbuch klingt zunächst nach einem Fernsehfilm der Woche: Marie (Nina Hoss), die ihre eigene Karriere zugunsten ihres Mannes und der beiden kleinen Kinder aufgegeben hat, entdeckt eines Morgens, dass Thomas (Devid Striesow) ein Doppelleben führt. Statt zur Arbeit fährt der Musiker erst einmal einer zu einer anderen Frau (Franziska Petri) mit einem anderen Kind und frühstückt dort ein zweites Mal. Hin und her gerissen wischen Ohnmacht und Schock, Wut und Trauer ist sie zunächst wie gelähmt. Doch als sie Thomas nachts bei einem Konzert zur Rede stellen will, erwacht allmählich auch ihr verloren geglaubter Selbstbestimmungsdrang.

Anders als im TV-Melodram sucht man in "Das Herz ist ein dunkler Wald" tränendrüsiges Pathos genauso vergeblich wie ein Happy End, an dem eine Frau das neue, eigene Leben in die Hand nimmt. Stattdessen entpuppt sich Krebitz' Film als Medea-Variation, die versucht, Schicksal und Psyche einer Frau auszuloten, die weder stark noch schwach ist, sondern einfach ihr eigenes Leben zu wenig in die Hand genommen hat.

Die Regisseurin geht dabei durchaus drastisch vor, nicht nur zum Finale des Films. Sie bricht mit Sehgewohnheiten, nimmt willentlich die Irritation ihres Publikums in Kauf und überhöht ihre Geschichte und Figuren immer wieder in eine Theatralik, die einer allzu simplen Identifikation und Einfühlung den Weg versperrt. Viele inszenatorische Einfälle sind dabei ausgesprochen überzeugend (wie etwa die Idee, die Vergangenheit des Ehepaars nicht in konventionellen Rückblenden, sondern als Szenen auf der Theaterbühne zu zeigen), und dass das Nicht-Gesagte häufig bedeutsamer ist als die Dialoge, macht einen speziellen Reiz aus.

Hoss und Striesow, zum zweiten Mal nach "Yella" gemeinsam vor der Kamera, sind wie immer hervorragend, und auch die übrigen Rollen sind hochkarätig besetzt, etwa mit Marc Hosemann, Monica Bleibtreu und Günter Maria Halmer. Nicht immer können die Schauspieler darüber hinweg täuschen, dass Krebitz in manchen Bildern und Metaphern (vom poetischen Filmtitel über einen Maskenball bis hin zum vom Kreuz krabbelnden Jesus) allzu deutlich und beinahe plakativ wird. Doch allein ihr Mut, den Zuschauer herauszufordern, zu verunsichern und mit Ungewohntem zu konfrontieren, macht "Das Herz ist ein dunkler Wald" zu einem spannenden und speziellem Film. Ganz zu Schweigen von der beeindruckenden Schlusssequenz, die auf bemerkenswerte Weise zart und brutal gleichermaßen ist.

17.12.2007

4

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Kommentare

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schnodi

vor 11 Jahren

Es handelt sich um das lied ab der 50. minute, denke das es "and me" ist aber nicht welches lied?! help pls!


schnodi

vor 11 Jahren

HEy kann mir jemand sagen wie die MUSIKTITEL in dem lied heißen? finde wohl die namen der musikkomponisten aber nicht die titel...


idefix99

vor 15 Jahren

Nach einer Viertelstunde fand ich, dass ich mir diesen Film nicht länger antun muss und schaltete aus...


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