Dan - Mitten im Leben USA 2007 – 98min.

Filmkritik

Verbotene Liebe

Filmkritik: Cindy Hertach

Ein verwitweter Biedermann verguckt sich während eines Familientreffens ausgerechnet in die hübsche Freundin seines coolen Bruders. Dieses moralische Dilemma entlädt sich tragikomisch im Kreise der dauerfröhlichen Grossfamilie. Die in ihren Grundfesten eher konservativ angehauchte Komödie lebt von der einwandfreien Besetzung. Und vor allem vom stoischen Spiel von Steve Carell.

Du sollst dich nicht in die Freundin deines Bruders verlieben. Dan Burns (Steve Carell), erfolgreicher Ratgeber-Kolumnist und gestrenger Vater dreier Töchter, würde wohl Selbiges predigen, hätte er das Ungemach nicht am eigenen Leib erfahren. Aber beginnen wir von vorne: Verwitwet, eher gesetzt, um nicht zu sagen stinklangweilig, fährt Dan mit seinen Kindern zum alljährlichen Familienschlauch nach Rhode Island. Kurz nach der Ankunft begegnet er in einem Antiquariat der attraktiven Marie (Juliette Binoche).

Es dauert nicht lange, und Dan hat sich ihr Interesse und ihre Telefonnummer erflirtet. Dumm nur, dass sich die unbekannte Schönheit noch am gleichen Abend als die neue Freundin seine Bruders Mitch (Dane Cook) entpuppt. Und so geht's ab in ein turbulentes Familienweekend. Als verhindertes Paar, das krampfhaft seine gegenseitige Zuneigung zu unterdrücken versucht, provozieren Dan und Marie vor den Augen der zahlreichen Familienmitglieder peinliche Patzer am Laufmeter.

Wie bereits in seinem allerersten Drehbuch "What's Eating Gilbert Grape" rückte Peter Hedges auch in seiner letzten Regiearbeit ("Pieces of April") dysfunktionale Verwandtschaftsbeziehungen ins Zentrum des Geschehens. Umso mehr überrascht es, dass seine aktuelle Familienaufstellung von auffallend traditionellen Wertvorstellungen geprägt ist. In fast schon konservativer Manier stellt Hedges die Grossfamilie als ultimativen Hort der Geborgenheit dar. Bilder, wie sie das Herz jeder Supernanny höher schlagen lassen würden: Kreuzworträtsel löst man im kuschelnden Kollektiv, beim gemeinsamen Morgen-Aerobic fehlen selbst die Grosseltern nicht, und intime Beziehungsprobleme landen früher oder später, zur öffentlichen Diskussion freigegeben, am Küchentisch.

Leider verträgt sich diese allumfassende Harmonie schlecht mit den stillen Dramen einzelner Figuren. Des jüngsten Kindes leise angedeutetes Sehnen nach seiner verstorbenen Mutter wird durch das lautstarke Familienidyll ebenso übertönt, wie Dans angespanntes Verhältnis zu seinen Teenager-Töchtern oder zu seinem Bruder und gleichzeitigem Nebenbuhler. Schade eigentlich, denn hätte der Film auch die Schattenseiten seiner Charaktere etwas ernster genommen, hätte er jene Tiefe erlangt, welche die anspruchsvolle Tragikomödie von ihrer kleinen Schwester, der leichten Komödie, unterscheidet.

07.07.2008

3

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 13 Jahren

Dan in real life macht Spass. Soviel ist sicher. Die Besetzung
mit Steve Carell in der Rolle von Dan war ein Volltreffer. Daran
ist auch nichts zu rütteln. Bestimmt nicht.

Und ständig ist man hin- und hergerissen: Sollte man jetzt über
Dan lachen oder dann eben eher Mitleid haben? Wirklich teilweise
sehr witzige Schwankungen innerhalb der Handlung.

Die oben erwähnten zwei Punkte machen den Film sicherlich sehens-
wert. Ja. Jedoch übertrifft sich Hollywood mal wieder selbst mit
dem Ende des Filmes und driftet hoffnungslos ins kitschige
Märchenland ab - wo auch wirklich AUSNAHMSLOS ALLES mit der
Heirat zweier Liebenden, ob Mensch oder Tier, endet.

Schade, eigentlich ein gewöhnliches Thema mal ungewöhnlich gut
und originell insziniert. Aber leider mit einem mehr als daneben
wirkenden Ende. Hätte man doch einfach das finale Take Off genau
dort belassen sollen, wo Dan mit seinen Kindern an der Fenster-
scheibe des Fitnessstudios "hängen" bleibt.

Schade, schade.

Dan - mitten im Leben: wie das glückliche Ende eines Filmes
unglücklich VOLL daneben gehen kann.Mehr anzeigen


Gelöschter Nutzer

vor 13 Jahren

Einer der zahllosen Filme über ein Familientreffen. Dabei wird kein amerikanisches Cliché ausgelassen. Alles landesübliche was man sich nur vorstellen kann wird bemüht: es gibt u. a. Pancake, Pantomime, American Football, Bowling u. v. a.
Allein erziehende Väter, pubertierende Töchter, verständnisvolle Großeltern. Das peinlich vorhersehbare Happy End, auf das der Streifen wohl aufgebaut ist, bahnt sich über aufgesetzte Komik und flache Dialoge an. Für die Emotionen muss Juliette Binoche tränenreich herhalten. Hat diese tolle Schauspielerin nichts Besseres zu tun als hier geschwurbelte Gefühlsduselei zu betreiben? Bei den etwas in die Länge gezogenen Gesangseinlagen oder der rhythmischen Frühgymnastik kann man dem Drang nicht widerstehen die Vorlauftaste zu drücken. Dass Regisseur Peter Hedges es besser kann, hat er bewiesen. Hier handelt es sich wohl um einen lauwarmen Nachzieher, aber der hier hat Flasche mehr als leer.Mehr anzeigen


sternchen99

vor 15 Jahren

Schöne Landschaft, hübsches Haus und gute Unterhaltung, was will man mehr?
Manchen ist der Film vielleicht zu langweilig, es soll ja aber eine Komödie sein und kein Actionthriller! Die Geschichte könnte auch im "real life" passieren: -)


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