Beautiful Bitch Deutschland 2007 – 103min.

Filmkritik

Diebe, Hiebe und ein wenig Liebe

Filmkritik: Eduard Ulrich

Kinder auf Diebestour - ein bekanntes Phänomen: Oft sind es Kinder von Fahrenden oder aus dem Osten. Martin Theo Krieger siedelt seine Geschichte um ein rumänisches Mädchen in Düsseldorf an und er bringt sie packend und bemerkenswert klischeearm über die Rampe.

Dieser Film bestätigt schlimme Befürchtungen: Kinder aus dem armen europäischen Osten werden in den reichen Westen gebracht, um als Diebe Gewinn abzuwerfen; sie selbst leben dabei unter erbärmlichen Bedingungen und profitieren nicht. Das ist eine traurige Tatsache, an der sich so bald nichts ändern wird, und so ist die Rahmenhandlung, die zeigt, wie eine Jugendliche in die Fänge eines Ausbeuters gerät, eigentlich überflüssig und leider auch nicht gelungen.

In seinem Element dagegen ist der Regisseur Martin Theo Krieger in der deutschen Großstadt und Gesellschaft - inklusive Jugend und ihrem Jargon. Obwohl der "Patron" seine vierköpfige Diebesbande einem strengen Regime mit hohen Arbeitszeiten und Leistungszielen sowie "freizeitlicher" Ausgangssperre unterwirft, lernen sich "Bitch" (Katharina Derr) und Milka (Sina Tkotsch) kennen. Schon hat die junge Rumänin ein Problem mehr, denn sie wünscht sich eigentlich ein normales Leben mit Schulbesuch und liebevollen Eltern. Also versucht sie Anschluss an das Leben ihrer neuen, nur wenig älteren Bekannten zu finden.

Spass und Spannung gewinnt die Inszenierung aus den gegensätzlichen Vorstellungen der beiden Mädchen und dem krassen Kontrast ihrer Lebensumstände. Die Gruppendynamik in der Bande der Klaukinder trägt ihren Teil genauso dazu bei wie diejenige in der Clique deutscher Jugendlicher. Realistisch, ohne die sonst üblichen Übertreibungen, sind die "professionellen" Aktivitäten angelegt, ein paar Mal fiebert man mit, wenn es zu Pannen und Handgreiflichkeiten kommt. Trotzdem bleiben die Bilder familienfreundlich, die Kamera erspart uns die eigentliche Brutalität.

Während die Jugendlichen sehr gut besetzt sind und vom Regisseur adäquat geführt werden, spielt Patrick von Blume seinen "Patron" schematisch und zeichnet ihn psychologisch undurchsichtig. Das ist aber kein gravierender Schwachpunkt, denn die Figur erfüllt ihre Funktion als Scheusal. Selten stösst man auf den moralischen Zeigefinger, mehr als einmal werden dagegen an sich heikle Momente ins Spielerische oder sogar Scherzhafte aufgelöst. Was ein sentimentales Rührstück und eine plumpe Anklage der Gesellschaft hätte werden können, entpuppt sich als bewegendes Jugendrama mit Witz - ein Plädoyer für den inviduellen Widerstand, das auch Hoffnung macht.

11.08.2009

4

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