Das Streben nach Glück USA 2006 – 120min.

Filmkritik

You can do it!

Filmkritik: Jürg Tschirren

Will Smith ist Chris Gardner, ein Mann, der es von ganz unten nach ganz oben schafft. Gabriele Muccino zeigt seine Geschichte in einem Rührstück mit wahrem Hintergrund und dem Tiefgang eines Nike-Slogans.

Als ich die Kinosite Rotten Tomatoes nach vernichtenden Kritiken zu "The Pursuit of Happyness" absuchte (ich fand kaum welche, doch dazu später mehr), sah ich den Film folgenden Genres zugeordnet: Drama, Rags to Riches, Poverty, Achievers. Ein schöner Fall von poetischer Verdichtung, denn damit ist alles gesagt: Gabriele Muccinos ("L'ultimo bacio", "Ricordati di me") erste Hollywoodarbeit ist das Drama über einen Mann, der es aus ärmsten Verhältnissen an die Spitze schafft. Fertig.

Chris Gardner heisst dieser Fleisch gewordene Amerikanische Traum. Es gibt ihn und seine Geschichte auch im richtigen Leben, aber hier wird er gespielt von Will Smith. Ihm bescheinigt man allenthalben, seine Sache sehr gut zu machen; manchmal schaut er traurig, manchmal wird er wütend, einmal verliert er fast die Hoffnung, aber nie gibt er den Glauben an eine bessere Zukunft auf. Ihm zur Seite stehen eine missmutige Frau (Thandie Newton) und ein herziger Junge (Smiths richtiger Sohn Jaden Smith). Die Frau verlässt ihn bald, aber der Bub bleibt immer an Gardners Seite - im Motel, im Armenhaus und in höchster Not auch eine Nacht lang in der Herrentoilette einer U-Bahn-Station.

Weil man getrost verraten kann, dass die Reise nicht in der besagten Toilette endet, hat der Film ein strukturelles Problem. Gardners Karriere vom Tellerwäscher zum Millionär (auch wenn er keine Teller wäscht, sondern seltsame medizinische Apparaturen verkauft) mag für manche erbaulich wirken, spannend wird sie aber nie. Und Gabriele Muccino ist nicht der Mann, der aus dem Stoff wenigstens ein Sozialdrama machen würde. Das Soziale sucht man hier ohnehin vergeblich: Gardner scheint als Solitär allein für sein Schicksal verantwortlich, dass er ein schwarzer Mann in einem von Weissen dominierten Geschäft ist (er macht Karriere als Börsenmakler), spielt kaum eine Rolle. Selbst dass die Geschichte in den 80er Jahren spielt wird nur klar, wenn gelegentlich jemand an einem Rubiks Würfel herumfingert.

Weil "The Pursuit of Happyness" auf Chris Gardners gleichnamigem Buch beruht, ist der Film in Kapitel eingeteilt. Will Smith leitet sie jeweils kurz ein, etwa indem er sagt: "Dieser Teil meines Lebens heisst: 'Rennen'". Meistens aber klingt es wie: "Dieser Teil meines Lebens heisst: 'Gleich passiert etwas sehr Schlimmes, dann etwas noch Schlimmeres, aber am Ende wird alles gut!'" Und Smith selbst, der für diese Performance in den USA grossflächig gelobt wurde, könnte sagen: "Dieser Teil meines Lebens heisst: 'Ich spiele die Hauptrolle in einem Film gewordenen Selbsthilfebuch, das den Tiefgang eines Nike-Slogans hat, aber mir vielleicht eine Oscar-Nominierung verschafft."

19.02.2021

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Kommentare

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Ave_Cesare

vor 11 Jahren

Einer der Filme die dich zum nachdenken bringen!


movie world filip

vor 12 Jahren

nice stuff for the weekend


anthii

vor 12 Jahren

einer meiner lieblingsmilme!!!!!


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