Astronaut Farmer USA 2006 – 104min.

Filmkritik

Wenn Träume in den Himmel wachsen

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Nicht nur mit 17 Jahren hat man noch Träume, sondern auch in der Midlife-Crisis kann man sich schon mal nach einem anderen Leben sehnen. Charles Farmer jedenfalls, der passend zum Namen mit seiner Frau und den drei Kindern auf einer Ranch in Texas lebt, wollte schon sein Leben eigentlich Astronaut werden.

Die Ausbildung dazu musste Farmer, gespielt von Billy Bob Thornton vor vielen Jahren abbrechen, um sich um den kranken Vater und das Familienanwesen zu kümmern, doch der Traum vom Ausflug ins Weltall besteht fort. Kein Wunder also, dass Farmer hinterm Haus in der Scheune eine riesige, selbst gebaute Rakete stehen hat. Sowohl die Gattin (Virginia Madsen) als auch die Nachbarn im Ort unterstützen ihn seiner vermeintlich naiven Begeisterung, doch als Farmer 10'000 Liter Benzin kaufen möchte, wird die Regierung aufmerksam.

Dass ein Cowboy, der schon mal im Raumfahrtanzug auf dem Rücken seines Pferdes durch die Steppe reitet, die alleinige Autorität der Raumfahrtbehörde mit einem privaten Flug um die Erde in Frage stellt, kommt natürlich nicht in Frage.Ein wenig machen sich die Brüder Michael Polish (Buch, Produktion & Regie) und Mark Polish (Buch, Produktion & Darsteller) Polish mit ihrem vierten Film lustig über zugeknöpft-unflexible Anzugträger, die über das Regelwerk der Bürokratie nicht hinaussehen und deswegen mit einem Mann und seinem Lebenstraum nichts anfangen können. Auch die Medien, die die Geschichte natürlich schnell ins Grenzenlose aufbauschen, bekommen hier und da ihr Fett weg. Doch eigentlich haben die beiden Filmemacher ein hoffnungsvolles, familienfreundliches und geradezu altmodisches Feelgood-Movie auf die Leinwand gebracht.

Immer wieder fällt es "The Astronaut Farmer" schwer, den eigenen Fokus zu finden zwischen Naivität und Skurrilität, Kitsch und Karikatur oder Authentizität und magischem Realismus. Der Film schwankt zwischen pathetischem Selbstbestimmungsdrama und charmanter Komödie, ohne dass es dem Drehbuch gelingen würde, einen stringenten Erzählton zu treffen. Wer weiß, welches Kapital Wes Anderson oder Michel Gondry aus dem originellen Stoff hätten schlagen können! Doch auch der von den Zwillingsbrüdern recht konventionell inszenierten Wärme lässt sich einiges abgewinnen.

Hauptdarsteller Billy Bob Thornton jedenfalls ist ein Glücksgriff für den Film. Weil den Schauspieler immer ein Hauch von sinistrer Melancholie umweht und man ihn natürlich mehr als einmal als in der Rolle des durchgeknallt schrägen Vogels gesehen hat, schwingt in "The Astronaut Farmer" auch immer die Möglichkeit mit, Farmer könne vielleicht doch auch ein psychotischer Fanatiker sein. Zwar wischt die von Virginia Madsen arg liebreizend gezeichnete Ehefrau solche Überlegungen meist schnell wieder vom Tisch. Aber allein der Gedanke daran verleiht der Geschichte noch eine reizvolle zweite Ebene.

03.03.2008

3

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

noch recht originell.. überraschende film


filmfan1303

vor 16 Jahren

Billy Bob Thornton glaubt an das Unmögliche und macht es möglich. Der Film zeigt, wie essentiell Träume besonders in unserer heutigen Gesellschaft sind. Und darüber hinaus wird nicht ohne einige Spitzen die derzeitige Politik der USA aufs Korn genommen. Unterhaltsames Kino mit sympathischer Besetzung!Mehr anzeigen


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