Rocky Balboa USA 2006 – 103min.

Filmkritik

Das Comeback

Filmkritik: Jürg Tschirren

Er sei nicht zufrieden mit dem Ende, das die "Rocky"-Serie Anfang der neunziger Jahre nahm, erklärte einmal Sylvester Stallone. Sechzehn Jahre später macht er diese Schlappe gut - in seltsamer Einigkeit von Film und Figur steigen bei "Rocky Balboa" beide irgendwie als Sieger aus dem Ring.

Vom ersten "Rocky"-Film heisst es, nach jeder TV-Ausstrahlung hätten sich die Keller örtlicher Boxvereine mit neuen Mitgliedern gefüllt. Es ist kaum der beste Boxer-Film, der je gedreht wurde, aber er erzählt seine Underdog-Story mitreissend und mit dem nötigen Mass an Kitsch. "Rocky" gewann 1977 den Oscar für den besten Film und die beste Regie; der oft unterschätzte Sylvester Stallone war als Drehbuchschreiber und für die beste Hauptrolle nominiert.

Der Erfolg geschah in einer Zeit, als Hollywood die Blockbuster-Formel entdeckte und seine grössten Hits mit unzähligen Sequels am Leben hielt - Balboa stieg deshalb immer wieder in den Ring und kämpfte im Auftrag der Reagan-Regierung gegen Schwarze, Kommunisten, den Ayatollah Komeini, Abtreibungsärzte und Aufrüstungsgegner (Teile dieser Aufzählung können zum Zweck der Dramatisierung übertrieben sein). Mit dem fünften Teil stand der Boxer 1990 vor einem Scherbenhaufen. Fans waren von der realistischen Story enttäuscht, die Rocky als Menschen mit Fehlern und Schwächen zeigte. An der Kinokasse floppte der Film, der eigentlich krönender Abschluss der Serie sein sollte.

Auch Stallone war nicht zufrieden. Er habe die Reihe mit einem emotionalen Höhepunkt beenden wollen, gab er zu Protokoll. 16 Jahre später gelingt es ihm. "Rocky Balboa" trägt bewusst keine römische Zahl im Titel, der sechste Teil ist würdiges Ende ebenso wie überzeugender Neuanfang. Sentimental und rührselig ohne Ende zwar, aber es braucht viel bösen Willen, den Film und seinen unbeholfenen Helden nicht ins Herz zu schliessen.

Rocky trägt noch immer sein albernes Hütchen, er spricht weniger, als dass er um Worte ringt, und seine Mimik gleicht der eines Hundes. Vom Boxen hat er sich verabschiedet, es sind die immer gleichen alten Geschichte, die die Gäste seines Restaurants von ihm hören wollen: "...ich bin müde wie noch nie und sitze in der Ecke und denke darüber nach, wie ich die letzte Runde überstehen soll." Das alles scheint lange vergangen, bis eine Computersimulation den Champ von einst mit der aktuellen Nummer Eins paart. Spekulationen über den Grössten aller Zeiten beginnen und bald macht Rocky wieder Liegestützen, schlägt auf Rinderhälften ein und rennt Treppen rauf und runter.

Es ist eine seltsame Verschmelzung von Film und Figur, die hier passiert. Zu jeder Zeit scheint klar, dass der Boxer Rocky Balboa auch der Film "Rocky Balboa" ist. Wie ein alter Kämpfer braucht der seine Zeit, um auf Touren zu kommen und wie seine Hauptfigur stottert er manchmal, wiederholt sich und will nicht auf den Punkt kommen. Allerdings, wenn der Showdown beginnt, laufen Film und Figur zu Hochform auf. Und am Ende steigen beide irgendwie als Gewinner aus dem Ring.

19.02.2021

4

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Kommentare

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Mikelking

vor 9 Jahren

Gutes Comeback. Der Film ist zwar nicht so gut wie Rocky, Rocky II und Rocky III, dafür aber besser als Rocky IV und Rocky V.


movie world filip

vor 12 Jahren

starke rocky film mit super trainungsbilder


manta

vor 16 Jahren

superfilm


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