Little Miss Sunshine USA 2006 – 103min.

Filmkritik

Keine(r) zu klein, ein Gewinner zu sein

Filmkritik: Irene Genhart

Das Regiedebüt von Jonathan Dayton und Valerie Faris ist eine erzlustige Roadmovie-Komödie, die mit Biss Schönheitswahn und Gewinnermentalität der heutigen Zeit auf die Schippe nimmt.

Wir leben in einer verrückten Zeit. Glauben uns nicht nur unseres Glückes eigener Schmied, sondern auch, dass jeder jederzeit alles erreichen kann. Und königinnenschön, ja, das sind wir alle auch: Kein Dorf, keine Stadt, kein Land: das nicht seine Miss-Wahlen durchführt und am Schluss dann erküren wir die Schönsten der Welt oder gar des ganzen Universums: Toller Wahn der Eitelkeiten! Permanent unterstützt, gefördert, evoziert von Werbung und Medien, nachgerade das Kino tischt und nonstop völlig unglaubliche Schönheits- und Erfolgsmärchen auf.

Nicht so nun aber - und das mag den grossen Erfolg, den dieses kleine Independent-Movie in seiner Heimat feierte, erklären - "Little Miss Sunshine" von Jonathan Dayton und Valerie Faris. Im Zentrum steht die 7-jährige, pummelige Brillenträgerin Olive: alles andere als ein Mädchen, das man an Schönheitswettbewerbe schickt. Doch Olive ist die Tochter des krankhaft optimistischen "Motivationstrainers" Richard (Greg Kinnear) und felsenfest überzeugt, dass, was immer sie will, sie auch erreichen kann. Und für den Fall, dass sie vielleicht doch irgendwann einsteckt, statt siegt, hat ihr der Opa (Alan Arkin) eingetrichtert, dass "wahre Verlierer nicht diejenigen sind, die nicht gewinnen, sondern diejenigen, die vor dem Nicht-Gewinnen so viel Angst haben, dass sie es nicht einmal versuchen".

Tatsächlich schafft es Olive dank der Disqualifikation der lokalen Gewinnerin in die in Kalifornien stattfindenden Regionalwahlen. Allerdings bleiben ihr vom Moment dieser Mittelung bis zu den Wahlen bloss zwei Tage, um von New Mexico nach Kalifornien zu gelangen. Und weil die Finanzen der Familie so knapp sind, dass es für einen Flug nicht reicht, die Mutter Olives 15-jährigen Bruder nicht mit dem heroinsüchtigen Grossvater und Suizid gefährdeten Onkel alleine zu Hause lassen will, sitzt schliesslich die ganze Familie Hoover in Papas altem VW-Bus.

Dass es auf der nun folgenden Reise drunter und drüber geht, versteht sich: Mit Witz und viel Wissen um alles Humane, erzählen Dayton und Faris in "Little Miss Sunshine" wie eine auf Erfolg programmierte Familie sich im Laufe zweier Tage - nicht ohne Schmerzen, nicht ohne Streit, nicht ohne Verluste - von ihren irrwitzigen Ideen und unerfüllbaren Wünschen verabschiedet. Erzlustig ist "Little Miss Sunshine" und wohltuend ernüchternd. Eine lustvoll mit Schönheitswahn und Gewinner-Mentalität abrechnende Komödie, die in der Hauptrolle mit Abigail Breslin eine herrlich unverdorbene junge Darstellerin vorstellt, der mit stürmischer Spontaneität und unverdrossener Herzlichkeit das Publikum im Nu erobert.

19.02.2021

4

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Kommentare

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lori6

vor 11 Jahren

Absolut sehenswert! Der Film ist überraschend, komisch, lustig und traurig gleichzeitig und trotzdem schmunzelt man am Ende der Geschichte. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme!:)


Tatschi82

vor 11 Jahren

Eine Perle unter den Filmen! Hinterlässt einfach ein gutes Gefühl, wenn man ihn gesehen hat! Toll gespielt, unglaublich liebenswerte Charaktere


funkyfunghi

vor 11 Jahren

Super Film von A-Z. Besonders gut ist das Zusammenspiel zwischen Humor und Dramatik und die Charaktere sind einfach Geil, vor allem Olive. Wer also wieder mal ein Film ohne Geballer sehen will, sollte sich den Film unbeding anschauen


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