In 3 Tagen bist du tot Österreich 2006 – 97min.

Filmkritik

Menschen versenken - ein tödliches Spiel

Filmkritik: Eduard Ulrich

Ein Horror-Film aus Österreich scheint ein Widerspruch in sich zu sein. Im Land der Gemütlichkeit ist doch der Tod mehr ein netter Kumpel als ein Angst und Schrecken verbreitendes Ungeheuer. Andreas Prochaska weiss es besser und er hatte zufällig die Kamera dabei, so dass er es beweisen kann.

Einen Horror-Film im idyllischen österreichischen Alpenort Ebensee anzusiedeln mag ungefähr so schlüssig erscheinen, wie einen Wüstenfilm an den Südpol zu verlegen. Was nach Massstab des Films logisch erscheint, entpuppt sich in diesem Fall als Irrtum, denn, obwohl die Wüsten im Süden liegen, ist es weiter südlich nicht mehr wüstlich. Eigentlich könnte aber dieser Gegensatz am lieblichen Alpensee ganz gut funktionieren, weil einen nichts stärker erschreckt als eine Explosion in einer Atmosphäre der Ruhe und Entspannung.

Ungefähr so fühlen sich wohl auch die 3 Burschen und 2 Damen, als sie nach der Matura und, kurz bevor das rauschende Maturafest steigen soll, die filmtitelgebende Drohung per SMS erhalten. Natürlich reagieren sie unterschiedlich darauf: nicht ernstnehmen, rationale Erklärung suchen, Hilfe suchen, verdrängen, sich ängstigen; was aber alles nichts nützt, denn schon bald wird aus dem lebenslustigen Quintett ein ängstliches und ratloses Quartett, dem auch die Dorfpolizei nicht helfen mag, weil es ohne Leiche bekanntlich kein Verbrechen gibt und eine Person erst als vermisst gilt, wenn sie mehr als 24 Stunden ohne Lebenszeichen verschwunden bleibt. Damit ist die Entwicklung im Sinne der Geschichte der 10 kleinen Negerlein vorgespurt, und es geht nun vor allem darum, mit Variantenreichtum und Salamitaktik in der Informationspolitik sowohl das Erschrecken als auch die Spannung zu steigern, wer hinter dem Spuk steckt.

Dieser klassische Ansatz wird sogar konsequent durchgezogen, dennoch ist das Vergnügen am Schrecken getrübt, weil der Regisseur in einem zentralen Aspekt nicht konsequent ist: Soll es eine plausible, realistische Geschichte oder eine von Wesen mit übermenschlichen Fähigkeiten inszenierte Farce à la "The Silence of the Lambs" sein? Solange man sich nicht von den Unstimmigkeiten ablenken lässt, kann man sich immerhin von den gut gefilmten und mit übertriebenen Klangeffekten unterlegten Bildern unterhalten lassen und sich am direkten, überzeugenden Spiel einiger der Hauptdarstellerinnen erfreuen. Neben der etwas störenden, bedeutungsschwangeren Symbolik gewisser Bilder gelingen auch einige eindrucksvolle Antiknalleffektsüberraschungen.

07.06.2021

3

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Kommentare

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Urs23

vor 12 Jahren

Spannend, gut gemachter österreichischer Horrorstreifen.


firejoe

vor 17 Jahren

... Horror Film der auch ohne viele Splatterszenen Spannung und Atmosphäre aufbau. Gute schauspielerische Leistung, Kamerafahrten, super Soundtrack. Sicher einer der besten Horrorstreifen der letzten Jahre.


tauraunion

vor 17 Jahren

All die Hollywoodproduktionen, wie Scream usw... haben das gleiche Schema. Teenager, Party und Morde. Das selbe ist auch in desem Film zu sehen. Aber, irgendwie hat man das Gefühl, dass die Geschichte etwas realer ist, als all die anderen. Liegt wohl am österreichischen Dialekt. Toller Film.Mehr anzeigen


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