CH.FILM

Anuk Schweiz 2006 – 95min.

Filmkritik

Respekt

Filmkritik: Wisi Greter

Wir schreiben das Jahr 2300 vor Christus: In England wird Stonehenge errichtet, in Ägypten ist die Cheops-Pyramide gerade fertig gebaut, und auf der Melchsee-Frutt schlagen sich ein paar Urschweizer die Köpfe ein. Von letzterem erzählt «Anuk».

Luke Gasser gilt als Innerschweizer Original: der 40Jährige ist gelernter Bildhauer, erfolgreicher Musiker und Filmemacher. Letzteres als Self-Made-Indie-Künstler: Gasser steht ausserhalb der etablierten Filmbranche und zieht sein Ding (gezwungenermassen) ganz ohne Geld von Bund und Schweizer Fernsehen durch. Auch «Anuk», sein dritter Spielfilm, realisierte er wieder mit einem Minimalst-Budget, dafür mit Support aus der halben Innerschweiz und eigenem Vollkörpereinsatz: Gasser schreibt, spielt, inszeniert, produziert und musiziert gleich selber. Unter anderem.

Nicht alles gelingt ihm gleich gut. Zum Beispiel das Drehbuch: der «Weg des Kriegers» (so der Untertitel des Films) erweist sich als ziemlich holpriger Ausflug in die Bronzezeit. Die Story ist eigentlich arg simpel, aber derart mit Pathos überladen, dass letztlich nur noch Klischees sichtbar sind: böse, fremde Völker, junge Helden, die nach ihren versklavten Schwestern suchen, und sterbende Väter, die ihren Söhnen weise Sprüche vererben.

Das ist meist nur langweilig, manchmal auch nur komisch («Wir sind ein kleines Volk. Aber wird sind stark - und zäh wie Bärenleder»). Dabei wäre weniger mehr: «Anuk» funktioniert nämlich dann, wenn der Film aufhört, mit seiner dünnen Geschichte zu langweilen. Die schönsten Szenen sind jene, in denen Kameramann Markus Hürsch einfach nur Stimmungen einfängt, die Gasser musikalisch untermalt. Dann glaubt man etwas von der Mystik und der Kraft der Natur zu spüren, die «Anuk» sonst nur vorgaukelt.

Dann lässt sich auch das schlechte Spiel ignorieren. Vor der Kamera agieren ausschliesslich Laiendarsteller. Die mehr oder weniger "prominenten" Darsteller (Stephan Eicher, Doro Pesch, Marc Storace, MusicStar-Katy Winter), die einen Hauch Glamour in die Ötzi-Odysee bringen sollen, sind nicht gleichermassen mit mimischen Talenten gesegnet. Bei Luke Gasser kommt hinzu, dass er mit der Doppelbelastung Hauptdarsteller-Regisseur sichtlich überfordert ist und eigentlich selber eine führende Hand bräuchte. Überzeugen tun hingegen die Ob- und Nidwaldner Laiendarsteller: Sie sind eine spannende Ansammlung authentischer Charakterköpfe, wie man sie im Kino zu selten zu sehen kriegt. Schade nur, wurden sie derart läppisch nachsynchronisiert.

So ist in in diesem Film vieles besser gemeint als gelungen. Das ist schade und ärgerlich. «Anuk» beweist nun lediglich, dass sich im Filmwunderland Schweiz Kinoträume auch ohne Geld und mit viel Engagement verwirklichen lassen. Das macht den Film enorm sympathisch - aber leider nicht besser.

07.06.2021

2

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Kommentare

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Pobcorn1

vor 9 Jahren

Mike - du bist offenbar ein freund von luke gasser - deswegen ist auch deine offensichtliche blindheit und die absurden 5 sterne..


mikethe

vor 17 Jahren

Ein stürmischer Wind weht, nicht nur in der Innerschweiz sondern auch bei den nationalen Filmkritikern. Es wäre allerdings interessant gewesen zu sehen wie sich unsere nationale Kritikerzumpft in Sturm und Wind geschlagen hätte? Es wäre wohl zu einem Waterloo für die Filmkritiker geworden. Eine vernichtende Kritik im warmen Büro zu schreiben ist bedeutungslos, die Schlacht fand in der Innerschweiz auf 2000M. ü. M statt und war mit sicherheit nichts für unsere nationalen warmduschenden Schreiber! Wie im wirklichen Leben, es gibt nur wenige wirkliche Helden, mit Luke Gasser und seiner Crew haben wir wieder ein paar mehr!Mehr anzeigen


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