Wahre Lügen Kanada, Grossbritannien, USA 2005 – 107min.

Filmkritik

Flucht vor der Vergangenheit

Filmkritik: Dominique Zahnd

Tolle Schauspieler, spannende Story, exzellenter Sound: «Where the Truth Lies» ist ein Film Noir voller Drogen, Sex und Gewalt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine Journalistin, die einen Mord aufklären will.

Amerika in den 50er Jahren: Das Komiker-Paar Lanny Morris (Kevin Bacon) und Vince Collins (Colin Firth) sorgt mit seiner beliebten TV-Show in den USA für Top-Einschaltquoten. Doch plötzlich überschattet ein Skandal die Karriere des Duos: Im Badezimmer der beiden wird die tote Hotelangestellte Maureen O'Flaherty (Rachel Blanchard) aufgefunden... 15 Jahre später macht sich die junge Reporterin Karen O'Connor (Alison Lohman) daran, die näheren Umstände der damaligen Tragödie aufzudecken. Sie trifft sich erst mit Vince, dann mit Lanny - und gerät schnell selber in einen Strudel von Drogen, Sex und Gewalt.

Der Thriller «Where the Truth Lies» basiert auf dem gleichnamigen Bestseller-Buch von Rupert Holmes. Regisseur Atom Egoyan outet sich in seiner Kinofassung als Fan des klassischen Film Noirs: Die Protagonisten haben alle zwei Gesichter, Lust liegt in der Luft und ein Verbrechen sorgt für Kopfzerbrechen. Die Erzählstruktur ist hier sehr sprunghaft, sie wechselt gerne zwischen den 50ern und dem Jahr 1972. Tabus kennt Egoyan keine: Sex in vielerlei Formen spielt bei ihm eine grosse Rolle - und er zeigt ihn auch.

Dass einen die Story aber so packt, liegt in erster Linie am brillant agierenden Cast. Colin Firth bricht endlich - wenn auch nur für ein paar kurze Momente - mit seinem Mister Nice Guy-Image. Der sonst eher hölzern agierende Brite zeigt plötzlich Ecken und Kanten. Kollege Kevin Bacon ist einem noch in bester Erinnerung mit seiner grandiosen Performance als Pädophiler in «The Woodsman». In «Where the Truth Lies» gibt er nun den innerlich zerrissenen Frauenjäger. Bacon spielt wie gewohnt fantastisch. Da drängt sich wieder mal die Frage auf: Wo ist eigentlich sein längst fälliger Oscar?!

Von den Bildern, der Musik, den Akteuren bis zur clever ausgedachten Geschichte gefällt hier vieles. Der positive Gesamteindruck wird nur durch die finalen 15 Minuten ein wenig geschmälert, weil dann der Wirrwarr in der wenig originellen Auflösung mündet. Aber Hand aufs Herz: Dieses Manko teilt «Where the Truth lies» auch mit etlichen anderen Krimis. Was bleibt, ist ein toller Streifen, den man nicht verpasst haben möchte.

10.11.2020

4

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Kommentare

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helsinki03

vor 18 Jahren

Super gespielt, klasse Sound, tolle Bilder, ein sehr empfehlenswerter Film...


Gelöschter Nutzer

vor 18 Jahren

genialer film: spannende story, wunderschöne bilder, fesselnde schauspieler - ein weiteres meisterwerk von egoyan. leider ist die auflösung nicht wirklich unerwartet, das tut dem erlebnis jedoch nicht den geringsten abbruch.


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