The Woodsman USA 2004 – 87min.

Filmkritik

Ein Mädchen steht im Walde...

Filmkritik: Marc Mair-Noack

"The Woodsman" ist ein Drama um Vorurteile und die Frage, wann ein Ex-Krimineller eine zweite Chance verdient. Das Leben und Leiden eines Pädophilen, der von seiner Neigung wegkommen will, ist schwere Kost, aber dank der Regie von Nicole Kassell und der herausragenden Leistung von Kevin Bacon in der Hauptrolle ist der Film mehr als gelungen.

Zwölf Jahre Knast wegen sexuellem Missbrauch von Kindern hat Walter (Kevin Bacon) auf dem Buckel, als er wieder in die Freiheit entlassen wird. Fest entschlossen, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein normales, unauffälliges Leben zu führen, findet er einen Job in einem Sägewerk. Doch leicht macht man es ihm dort nicht. Unverholen zeigen die Kollegen, was sie von Pädophilen halten. Walter einziger Trost ist die attraktive Staplerfahrerin Vickie (Kyra Sedgwick). Sie hilft ihm nach und nach, sich auf eine normale Beziehung einzulassen.

Dennoch steht Walter unter grossem Druck, sei es wegen dem Misstrauen von Walters Kollegen oder wegen dem zynischen Sergeant Lucas (Mos Def), der davon ausgeht, dass Walter sowieso eines Tages rückfällig wird. Zu diesen Nöten kommt Walters Angst vor seinen eigenen Gefühlen, als er eines Tages ein Mädchen in einem Wald kennen lernt.

Ein Film über Pädophilie könnte schnell in diverse Klischees abdriften. Doch "The Woodsman", adaptiert nach dem gleichnamigen Theaterstück von Steven Fechter, meistert den Gang auf dem schmalen Grad zwischen Verteufelung und Verharmlosung mit Bravour. Nicole Kassell verzichtet in ihrem Regiedebüt erfreulicherweise auf allzu einfache Antworten, sondern versucht, hinter dem Schreckensbild eines Sexualtäters ein menschliches Wesen zu zeigen, das gegen die Folgen seiner eigenen Krankheit kämpft.

Einen solchen Täter als Sympathiefigur eines Films zu zeigen, ist kein einfaches Vorhaben. Dennoch gelingt dies durch einerseits ganz simple erzählerische Tricks (dem mit sich selbst hadernden Walter wird ein weiterer, jedoch uneinsichtiger Pädophiler gegenübergestellt), andererseits aber besonders durch das eindrückliche Spiel von Kevin Bacon ("Mystic River").

Der US-Schauspieler, der in seiner Karriere immer wieder zwischen anspruchsvollen Charakterrollen und der Darstellung eher simpler Bösewichte hin und her pendelte, ist mit seiner subtilen Darstellung von Walter wohl am meisten für das Gelingen von "The Woodsman" verantwortlich. An Bacons Seite bietet seine Gattin Kyra Sedgwick als Vickie eine solide Leistung. Auch der Hip Hop-Musiker Mos Def bewährt sich ein weiteres Mal als ernstzunehmender Schauspieler, der Sergeant Lucas fern von den gängigen Klischees des Bad Cop darstellen kann.

Alles in allem erweist sich "The Woodsman" dank hervorragenden Schauspielern, dem subtilen Script und der behutsamen Regie trotz seiner schwierigen Thematik als mehr als ansehnlich.

07.06.2021

4

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Kommentare

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sniper8

vor 15 Jahren

ein riskantes unterfangen die thematik über pädophilie anzugehen. der film nährt sich aber ganz klar hauptsächlich von kevin bacon, welcher einmal mehr überzeugt. einfach herausragend.
von einem solchen drama erwartet man vielleicht klischees am laufmeter, aber bacon kann seine figur so spielen, dass man als zuschauer immer wieder zwischen misstrauen und sympathie pendelt. einerseits hält man zu ihm automatisch abstand anderer seit findet man es nicht gerecht wie er behandelt wird.
bacons figur steht immer in konflikt mit sich selbst und seine gefühle kann man buchstäblich von der kamera lesen. sein innerer kampf gegen seine triebe ist eindrücklich inszeniert und zeigt eine geniale weise wie man mit pädophilen umgehen kann. natürlich nicht in jedem fall, denn bacon spielt eine person die wirklich gegen seine krankheit ankämpfen will.
super ist auch, wie seiner figur polarisierende nebecharaktere beigestellt werden. zum beispiel der cop (solider mos def) der ihm schon mit der einstellung begegnet, dass er eh wieder zurückfallen wird. oder auch sein freund, der ihn optimismus entgegen bringt.
nach dem film war ich etwas verstört und sehr sehr nachdenklich. wie man seine sichtweise auf pädophilie hält, ist aber nach dem film jedem selbst überlassen.Mehr anzeigen


kotom

vor 18 Jahren

Dank dem Hauptsteller sehenswert Story etwas sehr weit hergeholt.......


gruosso07

vor 18 Jahren

Habe schon besseres von Kevin Bacon gesehen!!!


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