The Descent - Abgrund des Grauens Grossbritannien 2005 – 99min.

Filmkritik

Unter der Erde

Filmkritik: Jürg Tschirren

So einfach kann ein effektiver Film-Plot sein: Sechs Frauen sind gefangen in einem Höhlensystem. Plötzlich merken sie, dass sie da unten nicht alleine sind. Was als packender Psychothriller beginnt, wird zum Horrortrip.

Simpel war schon die Ausgangslage von Neil Marshalls erstem Film. "Dog Soldiers" zeigte sechs Soldaten in einem verlassenen Farmhaus in den schottischen Highlands, umzingelt von Werwölfen. Marshall machte daraus eine Art Horror-Komödie, die nicht mit brutalen Momenten sparte. "The Descent" ist, wie der Regisseur selbst erklärt, dazu der "Schwesterfilm". Statt sechs Männern sind es nun sechs Frauen, statt einem Farmhaus ein Höhlensystem und statt Werwölfen... nun ja, andere Monster halt.

Dass der Blutzoll dabei unverändert hoch bleibt, macht Marshall gleich zu Beginn klar. Nach einer River Raftingtour fährt Sarah (Shauna Macdonald) mit Mann und Kind nach Hause. Die Tochter auf dem Rücksitz, der Mann am Lenkrad. Unvermittelt prallt ihr Auto in einen entgegenkommenden Lieferwagen - Schnitt auf die Rückseite der Kopfstütze, durch die sich ein blutverschmiertes Metallrohr bohrt. An der Spitze klebt die Hirnmasse des Mannes.

Ein Jahr nach dem Unfall, bei dem sie ihre Familie verliert, trifft sich Sarah mit Freundinnen in einem abgelegenen Tal der Appalachen (ein Schauplatz, der wahlweise Erinnerungen an Filme wie "The Hills Have Eyes" oder "Wrong Turn" mitschwingen lässt). Zu sechst brechen die Frauen in ein weit verzweigtes Höhlensystem auf. Was als extreme Kletterpartie beginnt, wird erst zum Psychotrip, als der einzige Ausgang durch einen Erdrutsch versperrt wird. Und dann zum Horrortrip, als die Frauen feststellen, dass sie nicht allein unter der Erde sind.

Man kann Neil Marshall kaum vorwerfen, er würde sein Setting nicht optimal nutzen. Als Sarah in einer Szene in einem engen Tunnel stecken bleibt, wird das auch für den Zuschauer zur höchst unangenehmen klaustrophobischen Erfahrung. Und später, wenn die blutrünstigen, "Crawler" genannten Höhlenbewohner auftauchen, sorgen Dunkelheit und labyrinthartige Gänge für maximale Beklemmung.

Bei "The Descent" hat man es im Grunde mit zwei Filmen zu tun. Die erste Hälfte ist Psychodrama, danach opfert Marshall die zwischenmenschlichen Spannungen dem blanken Horror. Der Wechsel setzt mit dem Auftauchen des ersten Crawlers ein und ist unsanft: Während die sechs verzweifelten Frauen sich im übertragenen Sinn gegenseitig zerfleischten, übernehmen die Höhlenmonster das wortwörtlich. Marshall mutet seinen Protagonistinnen einiges zu - offene Knochenbrüche, herausgerissene Gedärme und viel, viel Blut. Doch auch wenn die Film-Teile auseinander fallen: Nervenaufreibend spannend sind sie beide.

Die Frage, warum in diesem Film Frauen in Spalten und Löcher steigen und Männer nur als Monster vorkommen, überlassen wir derweil gerne dem Zentrum für Gender Studies.

10.11.2020

4

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Kommentare

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flirtkurs

vor 12 Jahren

Unbedingt im Dunkeln schauen. Grauen pur.


horrorfilm

vor 17 Jahren

Dieser Film ist ein Horrorschocker total. Als mein Kollege und ich ihn das erste Mal sahen riss es uns beide vom Sessel. Für Horrorfans ist er ein muss. Wenn man den Film nicht kennt kann man sich gar nicht vorstellen was passieren wird. Auch auf der Rückseite des Dvd's ist nicht genau beschrieben was diese Ladys erwarten wird das finde ich super toll! Noch zum Abschluss dem Film muss man einfach 5 Sterne geben! Auch wenn die Extras nicht wirklich überragend sind der Film macht, dass locker wett! Man kann sich nur noch fragen wie der Ressigeur auf so ne tolle Idee gekommen ist! Gegen diesen Film ist Hostel ein Amateur und schlechter Film!!!!!! Ich bin einfach fasziniert vom Film und werde nie Höhlenforscher werden.: -)Mehr anzeigen


thetransporter

vor 18 Jahren

Am anfang war es bischen langweilig, aber dann gehts richtig los, hat richtig geile szenen also sehenswert.


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