Ein Trauzeuge zum verlieben Deutschland, Ungarn, Grossbritannien, USA 2005 – 96min.

Filmkritik

Labrador versus Pit Bull

Filmkritik: Carole Koch

Regisseur Stefan Schwartz versucht mit «The Best Man» an die britischen schwarz-romantischen Komödien der Neunziger Jahre anzuknüpfen. Den Anschluss an Genregrössen wie Mike Newells «Four Weddings and a Funeral» schafft er jedoch nicht ganz.

Schlimm genug, wenn man die Frau eines anderen liebt. Noch schlimmer, wenn die Angebetete bald vom besten Studienfreund zum Traualtar geführt wird. Am schlimmsten, wenn man ihm dabei als Trauzeuge zur Seite stehen muss. Halte ich zum Freund oder kämpfe ich um die Braut? In diesem Dilemma befindet sich Olly (Stuart Townsend), vormals viel versprechender Nachwuchsliterat Englands. Angesichts eines Verlagsvorschusses von 50'000 Pfund ist er einer Schreibblockade erlegen und tippt statt Romanen Briefe im Vorzimmer eines Frauen-Selbsthilfe-Verlags, wo er von seiner Chefin regelmässig zur Schnecke gemacht wird. Die Blockade nimmt Olly in allen Lebenslagen in Besitz, selbst beim Pinkeln in öffentlichen Toiletten. Und sein Dasein als liebenswerter Loser mit Labradorblick hat einen neuen Tiefpunkt erreicht, seit er sich an der Verlobungsfeier von Uni-Buddy James (Steve John Shephard) unsterblich in dessen Braut Sarah (Amy Smart) verliebt hat.

Dass James in erster Linie am Bankkonto von Sarahs betuchtem Daddy interessiert ist, hat Ollys smarter Kumpel Murray (Seth Green) schnell durchschaut. Und weil alle sanften Tritte in Ollys überzogen gutmütigen Hintern ohne Wirkung bleiben, versucht er auf eigene Faust das verlobte Paar mit fiesen kleinen Tricks zu entzweien. Spätestens als deutlich wird, dass James Romantikvorstellungen nicht über die Schlussszene von "Top Gun" hinausgehen, kommen sogar Olly Zweifel, ob dieser mit einer F-18 nicht besser bedient wäre. Bei aller Männertreue und Gutmütigkeit, den Charme eines Pit Bulls will nicht mal Olly seiner Liebsten zumuten.

«Wer kriegt die Braut?», lautet also die zentrale Frage, um welche Stefan Schwartz seinen Plot entfaltet. Darin unterscheidet sich der Streifen nicht von erfolgreichen britischen Komödien, welche der Regisseur zusammen mit Produzent Neil Peplow im Vorfeld der Dreharbeiten gründlich studiert hat. Etwas zu gründlich, wie es scheint: Denn den tollpatschig-charmanten Typ in hübscher Verpackung hat Hugh Grant auf der Leinwand schon x-fach zum Besten gegeben. Und die Idee, sich in die Braut eines anderen zu verlieben, erinnert verdächtig an «Four Weddings and a Funeral», ebenso Ollys Freundesclique, ein Quartett bestehend aus drei Männern und einer Frau.

Aus der eigenen Trickkiste stammt jedoch die quirlige Figur des Kupplers und ewigen Störenfrieds Murray - hervorragend interpretiert von Seth Green - welcher die Handlung aufmischt und ihr den nötigen bittersüssen Humor verleiht. Um aus «The Best Man» eine Komödie mit genug romantischen und bissigen Elementen zu machen, wie sie uns das englische Kino schon oft geboten hat, reicht es aber nicht ganz.

10.11.2020

3

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Kommentare

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alpenkino

vor 16 Jahren

wirklich sehenswert! Hugh Grant spielt hervorragend. Romantisch und lustig.


nadine21

vor 17 Jahren

Einer der schlechtesten Filme, die ich je gesehen habe...


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