Die weisse Massai Deutschland 2005 – 131min.

Filmkritik

Stärker denn alle Vernunft

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Sie heisst Corinne Hofmann und verlor ihr Herz an Afrika, genauer an einen Massai-Krieger. Das war 1986. Ihre Erlebnisse hat die Schweizerin im Bestseller «Die weisse Massai» verarbeitet. Die deutsche Regisseurin Hermine Huntgeburth hat ihre Geschichte an Originalschauplätzen in Kenia verfilmt.

«Ich weiss nicht, was mir mit diesem völlig fremden Mann passiert ist. Ich weiss nur, dieses Empfinden ist stärker als jede Vernunft», schreibt Corinne Hofmann in ihrem Buch «Die weisse Massai». Die Schweizerin, die in Biel eine Boutique führte, verlor ihr Herz in Kenia und war 1987 fest entschlossen, ihrem Massai-Krieger zu folgen. Ihr Buchbestseller beschreibt die vier Jahre im kenianischen Busch, ihre Obsessionen und ihren Überlebenskampf. Es ist ihrer Tochter Napirai gewidmet.

Die wahre Geschichte wurde von Hermine HuntgeburthBibi Blocksberg») verfilmt. «Wir haben die Geschichte von Corinne Hofmann als Grundlage genommen, um eine Liebesgeschichte zwischen zwei Kulturen zu erzählen», erklärt die Filmerin. Und um Afrika von seiner faszinierenden Seite zu zeigen, könnte man ergänzen. Selbst Bilder des Elends, der Armut, des kargen Lebens wirken noch pittoresk und schön (Kamera: Martin Langer). Ein Schönheitsfehler?

Die Schweizer Touristin Carola (so heisst die Filmheldin) verliebt sich Hals über Kopf in einen stolzen Samburu-Krieger (die Samburu sind ein Nebenstamm der Massai). Sie lässt Freund, Geschäft und Heimat sausen und ist fest entschlossen, Lemalian, dem stolzen Buschmann aus dem Samburuland, zu folgen - gegen allen gesunden Menschenverstand. Sie erlebt einen Kulturschock, vor allem in Sachen Liebe. Denn die Samburu kennen keine Zärtlichkeiten, keine Küsse, kein Liebesvorspiel. Um ihrer Liebe willen nimmt sie auch harte Entbehrungen auf sich. In der weissen Aussteigerin Elisabeth (Katja Flint) findet sie eine verständige Freundin. Carola heiratet ihren Traummann, der sie jedoch mit grosser Eifersucht verfolgt und ihre Selbständigkeit nicht erträgt. Als ihre Tochter geboren wird, fällt Carola eine Entscheidung.

Ein Liebesdrama unter afrikanischen Himmel. Ja, und doch nur so sexy und sinnlich wie eine Postkarte. Die Musik des Baslers Niki Reiser («Alles auf Zucker»), die mehr sinfonisch denn afrikanisch daherkommt, versinkt meistens im Schmelz. Es liegt nicht an den Hauptdarstellern Nina Hoss als Carola und Jacky Ido, Franzose mit afrikanischen Wurzeln, als Lemalian, dass diesem Drama ein Touch von bildhaft schönem Lieben anhaftet. Glaubhaft beschreibt der Liebesfilm zwar die Obsession einer mutigen Frau und die Konfrontation zweier verschiedener Kulturen, doch er bleibt an der Oberfläche. Konflikte werden nur angedeutet, etwa was die Beschneidung von Frauen, ihre unterwürfige Rolle und das Machotum der Massai-Krieger betrifft. Wer bewegende Liebesgeschichten vor glutvoller Kulisse mag, wird mit dem Schicksal der Schweizer Massai, die freilich gepflegtes Hochdeutsch spricht, gut bedient.

17.02.2021

4

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Kommentare

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augschti

vor 18 Jahren

Der Film hat mich durch seine Realitätsnähe bezüglich des ganzen Settings überzeugt. Die Kulisse des Films zeigt wirklich das Alltagsleben in Kenya. Dies kam im Film von Mombassa bis nach Maralal gut zur Geltung. Die Geschichte von Carola zeigt auch ganz klar mit welchen kulturellen Andersartigkeiten auseinander setzen muss sofern man in einem Land wie Kenya die Annäherung an die Bevölkerung sucht. Es ist nicht einfach, da gewisse kulturelle Unterschiede für einen fremden ganz schlicht und einfach nicht verständlich sind und auch nicht werden. Im Film wird ebenfalls mit den Beziehungs-Szenen gespielt. Sie zeigen von der ersten Annäherung der Beiden als einen krassen Gegensatz des Verständnisses für Sex und Liebe. Bereits die zweite Szene zeigt ein aufeinanderzugehen mit gutem Willen. Durch den Film wiederholen sich die Szenen jeweils im Einklang mit dem Auf und Ab in der Beziehung. Was ich dem Film ganz gross anrechne ist seine Ausgewogenheit bezüglich der gesellschaftlichen Wertung. Die Lebensweise der Kenianer wird weder als Drittweltland noch als Hilfsempfänger dargestellt sondern als gleichberechtigt mit unserer westlichen Lebensweise. Ein gelungener Film!Mehr anzeigen


antidaniel

vor 18 Jahren

mir ging das buch schon auf die nerven und jetzt wurde der mist auch nocht verfilmt und das ziemlich schlecht naja


dalya

vor 18 Jahren

Fand den Film nicht schlecht, allerdings ist die Geschichte im Film schnell-schnell erzählt und geht wenig in die Tiefe... unbedingt das Buch lesen...


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