Barfuss Deutschland 2005 – 118min.

Filmkritik

Vom Suchen und Finden der wahren Liebe

Filmkritik: Irene Genhart

In Til Schweigers nach der Krimikomödie "Der Eisbär" zweiter Regiearbeit finden ein schwerenötiger Taugenichts und eine durch ihre Kindheit traumatisierte junge Frau im Laufe einer turbulenten Reise zusammen.

Wie weit geht man(n) heute - im Zeitalter flüchtiger Amouren, horrender Scheidungsraten und hoher Singlezahlen - für die Liebe? In die nächste Bar, Disco, zur nächsten Party, vielleicht. So zumindest Nick Keller, ein von Til Schweiger gespielter, charmanter Schwerenöter, der sich zum Anfang von "Barfuss" nicht einmal an den Namen der Frau erinnert, die gerade in seinem Bett aufwacht.

Was Nick nicht weiter kümmert. Denn er wechselt nicht nur die Frauen, sondern auch die Jobs im Eiltempo. Er hat gerade ein dringliches Date beim Arbeitsamt und tritt am Nachmittag des gleichen Tages noch einen neuen Job als Putzmann in der psychiatrischen Klinik an. Dies nur, um binnen Stundenfrist wegen unbeaufsichtigten Herumstehenlassens von Putzmitteln wieder entlassen zu werden. Doch kurz bevor er den Heimweg antritt vollbringt Nick, de facto ein verwöhnter Sohn aus gutem Haus, die vielleicht erste gute Tat seines Lebens: Er verhindert den Selbstmord der jungen Klinikinsassin Leila.

Nicht dass ihm dafür irgendwer dankbar wäre. Doch Leila, die von ihrer überfürsorglichen Mutter während 19 Jahren zu Hause eingesperrt worden war und dementsprechend traumatisiert durchs Leben geht, sieht in Nick ihren Schutzengel und Lebensretter. Heimlich geht sie ihm nach, steht wenig später barfuss und im Nachthemd vor seiner Tür - um ihm fortan Schritt auf Tritt zu folgen. Anfänglich versucht Nick, Leila wieder los zu werden. Doch die naive Ehrlichkeit, mit der sie, die sich von niemandem anfassen lässt, ihn, der noch nie in seinem Leben Verantwortung übernahm, zu ihrem Beschützer erkürt, rührt ihn. Also beschliesst Nick, Leila mit zur Hochzeit seines Bruders zu nehmen - und so beginnt eine turbulente Odyssee, in deren Verlauf Nick zu sich und Leila langsam in die Normalität findet.

Ohne falsches Pathos, wohl aber mit Sinn für Romantik und einem Flair für den leise verschrobenen Humor stellt Til Schweiger mit "Barfuss" seinen neuen Film vor. "Barfoot" hätte dieser ursprünglich heissen, und als kleines Ganovenmovie, in dessen Verlauf ein Halunke die Insassin einer psychiatrischen Klinik entführt, Schweigers US-Einstand als Regisseur markieren sollen. Doch es kam anders. Statt in Amerika, drehte Schweiger in Deutschland und statt eines coolen US-Movies ist seine nach "Der Eisbär" zweite Regiearbeit eine feinfühlig-schräge, deutsche Romanze. Diese protegiert in den Hauptrollen nebst Schweiger die herrlich unbekümmerte Johanna Wokalek und berichtet im Zeitalter amouröser Kurzlebigkeit erfrischend anachronistisch vom Suchen und Finden der Liebe.

07.03.2022

4

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Kommentare

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Urs23

vor 12 Jahren

Super Film, typisch Schweiger


pegah

vor 15 Jahren

Der Film geht direkt ins Herz! Hab viel gelacht und auch geweint, weil der Film einfach so viel Liebe und Wärme enthält! Johanna Wokalek ist eine grossartige Schauspielerin!


skatie

vor 15 Jahren

Isch dr best fium wo ig bis itz ha gseh. er het action, lovestory u a komödie. ä super zämesetzig


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