Vanity Fair Grossbritannien, USA 2004 – 137min.

Filmkritik

Auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

William Makepeace Thackeray, 1811 in Kalkutta geboren, schrieb den Roman "Vanity Fair" um das Jahr 1847. Das Buch wurde zum gesellschaftskritischen Klassiker. Die aus Indien stammende Mira Nair ("Salaam Bombay!") liess das historische Melodrama üppig ausstatten und schildert zugleich eine zeitlose Geschichte von Glück, Ehrgeiz, Eigensinn und Eitelkeiten.

England zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Das Land ist zur Kolonial- und Hegemonialmacht aufgestiegen. Die Militärs schwelgen in Glamour. Adel und High Society geben sich noch etwas higher, arroganter und snobistischer. Dank den Kolonien, vor allem Indien, wächst der Reichtum und auch der bürgerliche Mittelstand prosperiert. Die Männer haben das Sagen, Frauen sind nur schöner Zierrat. In solchen Verhältnissen hat es eine Frau aus ärmlichen Verhältnissen schwer, nach oben zu kommen.

Rebecca "Becky" Sharp (Reese Witherspoon) ist zäh und zielstrebig. Als Gouvernante erkämpft sie sich Ansehen in der Gesellschaft, fällt gar dem König positiv aus. Sie angelt sich den (leichtsinnigen) Dragoneroffizier Rawdon Crawley, einen Spieler, und erlebt schliesslich ihr Waterloo. Ihr Förderer, der einflussreiche Marquis von Steyne, will mehr, als sie bereit ist zu geben und Becky verliert fast alles.

Auch ihre Freundin Amelia (Romola Garai) hat das Glück, die grosse Liebe gesucht: Sie glaubt es im arroganten George Osborne, einem Sprössling aus wohlhabender Kaufmannsfamilie, gefunden zu haben. Allerdings: Die Liebe macht blind und in diesem Fall auch unglücklich.

Der melodramatische Roman "Vanity Fair" ("Jahrmarkt der Eitelkeiten") beschreibt die gehobene englische Gesellschaft und den prosperierenden neuen Mittelstand. Und er fragt zugleich nach privatem Glück und Erfüllung. Zwei weibliche Figuren stehen im Mittelpunkt, die ehrgeizige, berechnende Rebecca, die alles tut, um in der gesellschaftlichen Hierarchie aufzusteigen, und die romantische, leichtgläubige und sanfte Amelia, die sich in ihr Schicksal ergibt.

Die forsche Becky ist feministisch und durchbricht gesellschaftliche Schranken: Sie erobert und erkauft sich ihre soziale Stellung - Reese Witherspoon, die bereits im gesellig-gescheiten Kostümfilm "The Importance of Being Earnest" eine gute Figur machte, beweist auch hier ihr Talent als starke beherzte Aufsteigerin.

Mal deftig, mal fein zisiliert, zeichnet Mira Nair um ihre Figuren ein spannendes Zeitbild. Bei den Exkursen in ein farbenprächtiges Indien und bei einem Sklaventanz vor dem König wird das Drama zu Bollywood. Nairs Literaturverfilmung bietet üppiges gefühlsgewaltiges Kino, beweist aber auch, dass ihr Thema zeitlos ist. Gesellschaftlicher Aufstieg, Klassendünkel, Eitelkeiten und Ehrgeiz sind auch heute ein Thema. Das ausdrucksstarke Gesellschaftsstück trägt zwar dick auf, wird aber die Anhänger historischer Sozial- und Liebesdramen bestens bedienen.

10.11.2020

4

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Kommentare

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bl8w7n

vor 19 Jahren

Langweiliger Kostüm-Film. Gerade mal Reese Witherspoon ist g


crispi

vor 19 Jahren

Der Film ist wirklich sehr farbenfroh und unterhält während der ganzen Zeit. Opulent verfilmt, farbenfroh, überzeugende Schauspieler und der damaligen Zeit meisterlich nachempfunden. Absolut kein Actionmovie sondern eher für leute die Kostümfilme und etwas für die damalige Zeit übrig haben.Mehr anzeigen


crispi

vor 19 Jahren

very good


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