Van Helsing Tschechische Republik, USA 2004 – 130min.

Filmkritik

Gestatten: Helsing. Van Helsing.

Bruno Amstutz
Filmkritik: Bruno Amstutz

Hugh Jackman räumt mit dem alten Vorurteil auf, dass Vampirjäger mit dem Namen Van Helsing alte Professoren sein müssen. Hier kommt ein junger knackiger Monstermörder mit James Bond-Attitüde.

Ja, die Vampire, Werwölfe und anderen Monster in den klassischen Gruselfilmen sind eigentlich die Bösewichte, die es zu jagen gilt. Aber in Tat und Wahrheit sind sie natürlich auch die Helden, die uns in Erinnerung geblieben sind. Während Graf Dracula jedes Kind kennt, konnte sein ewiger Jäger Dr. Van Helsing aus Bram Stokers Roman nie solches Charisma entwickeln.

Jetzt wird der Spiess umgedreht: Van Helsing (Hugh Jackman) tritt ins Rampenlicht, und zwar nicht etwa als weisshaariger bebrillter Akademiker, sondern als tatkräftiger Haudegen mit schickem Outfit, der voll im Saft steht. Ein solcher Kerl braucht anständige Gegner.

Nachdem Regisseur Stephen Summers mit "The Mummy" und "The Mummy Returns" die klassische Horror-Mumie fürs moderne Popcorn Kino erfolgreich wiederbelebt hat, plündert er jetzt die ganze Schatztruhe des Gothic Horrors. Ganz im Sinn der verstaubten Monster-Team-Up-Filme à la "Frankenstein Meets the Wolf Man" lässt er eine ganze Sammlung bekannter Ungeheuer des Genres zusammen auf der Seite des Bösen antreten: Werwölfe, Frankenstein's Monster (Shuler Hensley) und natürlich als Oberschurke Graf Dracula (Richard Roxburgh).

Dieser schwadroniert dann auch gleich zu Beginn in bestem Bela Lugosi-Akzent und macht klar, worum es in "Van Helsing" geht: Hier wird geklaut und zitiert, was das Zeug hält, da werden Schnipsel aus Genreklassikern der Schwarzweiss-Ära ebenso verbraten wie neuere Exponate. Der Vampirball aus Roman Polanski's "Tanz der Vampire" fehlt ebensowenig wie die technokratische Schöpfungsszene aus Kenneth Branaghs Frankenstein-Version, und sogar auf Mel Brooks' Dracula-Parodie scheint Sommers ab und zu einen Seitenblick zu werfen.

All dieser alte Inhalt wird in eine neue Verpackung gewurstet, die aus massig Computereffekten und einem frischen Helden besteht. Hugh Jackman's Van Helsing wirkt wie ein Doppelnullagent des 19. Jahrhunderts, cool, smart, gutaussehend und nie um einen Spruch verlegen. In geheimen Kellern seines Auftraggebers, des Vatikans, lässt sich Van Helsing mit unkonventionellen Waffen und Gadgets ausrüsten, die sogar Q ein respektvolles Nicken entlockt hätten.

Mit David Wenham (Faramir in "Lord of the Rings") bekommt der Monsterjäger einen Sidekick zugeteilt, der in Zukunft für die Lacherproduktion zuständig sein wird. Dann gehts auf nach Transsilvanien mit dem Auftrag, dem Untoten Graf Dracula die Vorsilbe "Un" zu streichen. Fehlt noch das Van Helsing-Girl. Zur Verfügung stellt sich Kate Beckinsale, nach "Underworld" schon wieder in einem Vampirfilm, diesmal mit üppiger Lockenpracht und eng geschnürten Korsetts.

In "Van Helsing" wird der Fun- und nicht der Fear-Factor gross geschrieben. Das unterhält auch eine ganze Weile bestens. Bloss entschliesst sich Stephen Summers, mit den Digitaleffekten (deren Qualität auch nicht über alle Zweifel erhaben ist) und Actionszenen auf Trommelfeuer zu schalten. Und so knallt und kracht und schreit und kreischt es bis zum endlichen Ende so pausenlos, dass "Van Helsing" mit der Zeit die Nerven doch etwas arg strapaziert.

23.06.2021

3.5

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Kommentare

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bullettooth

vor 15 Jahren

Zu wenig Substanz, dafür zu viel Deko.


moonlightvampir

vor 15 Jahren

Das beste am Film war ganz klar: Hugh Jackman.

Aber dennoch guter Film obwohl ich mir mehr vorgestellt hätte.

4Sterne


Gelöschter Nutzer

vor 19 Jahren

dracula war das (der) beste am ganzen film....!!


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