Zwei Brüder Frankreich, Grossbritannien 2004 – 105min.

Filmkritik

Im Reich der wilden Kuscheltiere

Filmkritik: Martin Glauser

Fünfzehn Jahre nach "Der Bär" gibt Jean-Jacques Annaud zwei Tigern die Hauptrolle in einem Realfilm. In der Hauptnebenrolle Guy Pearce als Abenteurer und Grosswildjäger. Seinetwegen wird allerdings kaum jemand in diesen Film gehen, weder die Kinder noch ihre Eltern.

Sondern eben wegen der zwei Brüder. Zuerst glaubt man einen Moment lang, die beiden unterhielten ein homosexuelles Verhältnis. Aber wer sich da in kambodschanischen Tempelruinen ein romantisches Schäferstündchen gönnt, sind nicht die beiden Titelhelden, sondern Mama und Papa beim Fortpflanzen. Nachdem der Nachwuchs dann 20 Filmminuten lang putzig herumgespielt hat, kommen böse Menschen in den Dschungel und Schluss ist mit Idylle. Die Brüder werden getrennt, einer wird Zirkustiger, der andere Haustier bei einem feisten Dschungelfürsten. Überhebliche Kolonialisten und geldgierige Eingeborene setzen beiden gehörig zu. Viel später zu einem Gladiatorenkampf gezwungen, erkennen sie sich als Brüder wieder und nehmen gemeinsam Reissaus, zurück zu Mutter Natur.

Die darstellerische Leistung der echten Raubkatzen ist ganz beachtlich, auch wenn sie natürlich nicht in der selben Liga spielen wie die "Lion King" und "Nemo" dieser Erde. Annaud stattet seine Tiere mit der ganzen Bandbreite menschlicher Emotionen und Handlungsmuster aus, der ihre mimischen und gestischen Ausdrucksmöglichkeiten nicht gerecht werden können. Was bei den gezeichneten und animierten Kollegen - die ja meist auch sprechen, tanzen und Pingpong spielen können - ganz natürlich kommt, wirkt mit Realtigern aufgesetzt und läppisch.

Trotzdem hebt der wohlmeinende Teil der Filmkritiker gerade hervor, wie toll Annaud einmal mehr seine Tiere dirigiert. Damit holt der sich seinen Applaus genau mit dem, was sein Film vordergründig denunziert: Der böse Zirkusdompteur und der fette Lokalfürst entsprechen auf der anderen Seite der Kamera dem Tiertrainer und dem Drehbuchautor: Letzterer domestiziert die Tiger, indem er sie bis zum Umfallen vermenschlicht. Und was liefert der Tiertrainer im Auftrag des Regisseurs anderes als eine Dressurnummer, wenn er die Raubtiere von hier nach dort, rauf und runter, in einen Wurst-Wagen und durch eine Feuerwand hüpfen lässt? Der brutale Filmdompteur lässt seinem Tiger immerhin das bisschen Wildheit, das ihn gefährlich aussehen lassen soll. Annaud hingegen zeigt seine Hauptdarsteller nie beim Geschäft des Tötens.

Während die anthropomorphen Tiere von Disney und Pixar ja immer Helden aus dem Genre der Fabel bleiben, also Menschen in Tiergestalt, gibt sich Annaud einer hemmungslosen Natur-Romantisierung hin, in deren Sicht die Tiere die besseren Menschen werden. Der Kitsch kommt natürlich dem Geschmack der Kinder entgegen. Deren Freude muss dem erwachsenen Begleitpersonal - andere Motive sind ausgeschlossen, wer Tierfilme sehen will, schaut BBC - über eine schwach erzählte Geschichte hinweghelfen.

18.05.2021

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Kommentare

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tuvock

vor 19 Jahren

Also alles in allem, bin ich nicht nur froh das in dem Film kein Tier leiden mußte, sondern vor allem ist der Film eine kindgerechte Unterhaltung gewesen, wenn auch teilweise unrealistisch, und ein Film wie der ist eigentlich was für Kinder die Ihre Erwachsenen teilweise Erziehungsberechtigten quälen mitzugehen, und so ließ ich mich überreden und war froh so einen schönen Film gesehen zu haben.

87 von 100Mehr anzeigen


evig

vor 19 Jahren

Ich habe die Premiere dieses supertollen
Films im Openairkino gesehen. Ich finde diese Filmkritik voll daneben!!!
Ich denke der Schreiber hat höchstens von 2m Entfernung ein Tier beobachtet!
Tiere brauchen Zuneigung, wie Menschen auch! Und Tiere können sich nun mal nicht umarmen und zeigen Ihre Zuneigung durch aneinanderschmiegen.
Ich denke man sollte unterscheiden können zwischen Comix, Action und Tierfilmen. Daher finde ich den Vergleich mit Nemo... absurd! Man kann ja auch nicht Liebesfilme mit Horrorfilmen vergleichen! Wer mit Mutter Natur nichts am Hut hat und lieber läppische Cartoons sieht, spart sein Geld lieber, anstatt solche Filmkritiken in die Welt zu setzen!
Das Geschäft des Tötens gehört zur Natur, jedoch töten von Menschen nur, wenn sie sich bedroht fühlen oder Hunger haben, nicht wie gewisse Menschen, die einfach so töten!
Zudem weiss ich nicht, wo hier der Kitsch stecken soll!!Mehr anzeigen


colorado7

vor 19 Jahren

liebe redaktion, wer lässt bei euch eigentlich bemerkungen über homosexuelle tiger zu. der film heist two brothers und nicht mein schwules kaninchen. wer mag auch immer ist, er sollte sich lieber einen job bei der blick redaktion suchen, als solchen müll schreiben.
zum film, habe ihn schon vor einenhalb monaten am ersten august gesehen. er beinhaltet wunderschöne tieraufnamen und mit ein bischen verstand merkt man das sich am anfang die eltern paaren. ist ja logisch sonst könnte es keine brüder geben. klar wird eine bilderbuchjungleromantik dargestellt. aber sie dient auch nur als leitfaden für die tigergeschichte. wer katzen mag wird von diesem film begeistert sein.
mal abgesehen vom dauerfeuerwerk das bei diesem film, mit viel ruhigen momenten, ziemlich auf die nerven ging ein putziger streifen.Mehr anzeigen


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